Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/2649: Ein Pfennig auf Reisen - Zwischen Falten (SB)


Ein Pfennig auf Reisen

Von der Hand wandert der kleine Pfennig genau in ... nein, nicht in den Mund. Dort wird ja gerade noch auf dem Kaugummi hin und her gekaut. Leider nehmen Kinder manchmal Geldstücke auch in den Mund, auch wenn ihnen dies aus den verschiedensten Gründen verboten wird. Es hat eben so seinen Reiz, Verbotenes zu tun, wenn man den Sinn hinter dem Verbot nicht versteht.

Nun, der Pfennig wandert aus der Hand in die rechte Hosentasche. Dort landet er genau auf einem schmutzigen Taschentuch. Darunter befindet sich etwas Hartes. Der Pfennig möchte wissen, was ihn da so hart angeht. Er versucht durch das Taschentuch hindurch zu dringen, aber das Gewebe ist viel zu dicht.

Da beginnt der Pfennig seine Suche. Doch so ein zusammengeknülltes Taschentuch hat für einen kleinen Stein oder was immer das Harte ist, schon viele Falten und Möglichkeiten sich darin zu verstecken. Es ist für den Pfennig nicht einfach, zu dem harten Kern zu gelangen. Auf dem Weg dorthin begegnen dem Pfennig Brotkrümel. Diese sind vom Frühstücksbrot in der Hosentasche zurückgeblieben. Auch einem Popel begegnet der Pfennig. Doch er läßt ihn links liegen, denn er denkt an seine unangenehmen Erfahrungen mit dem Kaugummi.

Der Pfennig sucht und sucht, daß er bald schon nicht mehr weiß, nach was er eigentlich auf der Suche ist. Dann aber spürt er wieder den kleinen harten Gegenstand durch das Taschentuch hindurch und der Grund seiner Suche kommt ihm wieder in den Sinn. Jetzt aber hat die lange Suche den Pfennig so ermüdet, daß er schon aufgeben möchte, hinter das Geheimnis des harten kleinen Dinges zu kommen. Genau in diesem Augenblick verschwindet der kleine Pfennig in einer Falte des Taschentuchs, die ihn geradewegs zu dem kleinen harten Ding führt. Wäre es in der Hosentasche hell, könnte der Pfennig erkennen, daß das kleine Ding golden ist.


Erstveröffentlichung am 24. September 2003

5. Juni 2008

Gute Nacht