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GUTE-NACHT/2792: Unter Blättern verborgen (SB)


Gute Nacht Geschichten - Wilhelm Wunderlich


Es ist kalt geblieben. Am Morgen noch Rauhreif, vereiste Scheiben und gefrorene Pfützen, die bis zum Nachmittag erhalten bleiben. Trotz der Kälte zieht es Parkwächter Wilhelm Wunderlich vor, seine Pause auf der grünen Parkbank zu verbringen. Hinter der Bank wächst noch immer der alte Holunderbusch, der schon längst abgesägt werden sollte. Doch Wilhelm Wunderlich brachte es bisher nicht über sich, einen Holunderbusch, der doch in vielen Märchen eine Rolle spielt, einfach wegzusägen oder noch schlimmer, mit der Wurzel auszureißen.

Die Rinde des Holunderbusches ist hell und knubbelig. Auf ihm haben sich grüne Stellen gebildet. Menschen, die lange miteinander zusammenleben, werden sich oft ähnlich in ihren Ansichten und in ihrem Äußeren. Wilhelm fragt sich: "Ob der Holunderbusch aus Freundschaft zur Parkbank diese grüne Farbe angenommen hat?"

Es wird Zeit, die Pause zu beenden. Jede Menge Blätter warten noch darauf, von Wilhelm Wunderlich zusammengerecht zu werden. Wie feucht sie doch sind, und überhaupt wie feucht die Wiese sich anfühlt, trotz der Kälte. Schubkarre auf Schubkarre läd Wilhelm voll und fährt sie zum Komposthaufen. Hier werden sich bald jede Menge Regenwürmer unter den Blättern versammeln. Dann werden sie die Arbeit aufnehmen, die Parkwächter Wilhelm begonnen hat, nämlich die Überreste der Blätter zu beseitigen.

25. November 2008

Gute Nacht