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GUTE-NACHT/3080: Glühwürmchen (SB)


Gute Nacht Geschichten

Guten Abend! Kommt nur herein in die gute Stube. Hier am warmen Ofen ist es sehr gemütlich. Mein Kater Mozart findet das auch und Monster, mein Hund, sieht das ebenso, besonders nach dem langen Spaziergang am Meer. Heute war es da draußen gänzlich unfreundlich. Aber dafür waren wir auch ganz allein und Monster konnte sich so richtig austoben. Deshalb liegt er mir jetzt zu Füßen und hat nicht einmal einen Blick für Mozart übrig, den er sonst gern ärgert. Ihr seid sicher auf die Glühwürmchengeschichte gespannt. Na dann will ich mal gleich loslegen.

Raute

Ganz oben auf dem Regal im Kinderzimmer stehen Hand in Hand drei Glühwürmchen. Ihre Namen sind Läusi, Öhrchen und Masi. Seltsame Namen, oder? Nicht mehr ganz so seltsam klingen sie, wenn klar wird, warum sie so heißen. Läusi, Öhrchen und Masi gehören der achtjährigen Fabrina. Sie hat die Kleinen im Dunklen leuchtenden Glühwürmchen von ihren Eltern bekommen, immer wenn sie krank war. Mutter brachte neben der übel schmeckenden Medizin stets noch ein gesundmachendes Glühwürmchen mit nach Hause. Dann schmeckte die Medizin gleich besser. Das erste Glühwürmchen, das Fabrina erhielt, war Läusi. Weinend kam sie mit einem Zettel aus dem Kindergarten, auf dem stand: "Ihr Kind darf den Kindergarten erst wieder besuchen, wenn es nachweislich keine Läuse und keine Nissen mehr auf dem Kopf hat." Ein zusätzliches Faltblatt klärte die Eltern über alles weitere auf, zum Beispiel darüber, daß bei einem Läusebefall nicht nur die Bettwäsche und die Kleidung gewechselt und gekocht werden muß, sondern daß auch alle Kuscheltiere des Kindes für am besten sechs Wochen in einen Plastiksack gesteckt werden und beiseite gestellt werden müssen.

Fabrina war damals so traurig, daß ihre Mutter neben dem Mittel für die Haare auch gleich noch ein Spielzeug für ihre kleine Tochter mitbrachte. Sie suchte extra kein Stofftier aus, sondern ein Spielzeug aus Plastik. Da entdeckte Mutter die kleinen Glühwürmchen, die im Dunklen leuchten. Sie wählte eines aus und nahm es mit nach Hause. Anfänglich fand Fabrina sie doof, weil das doch Babykram sei. Aber als am Abend das Glühwürmchen wirklich von dem Regal, auf das Mutter es gestellt hatte, herüberleuchtete, war Fabrina ganz begeistert. Sie erzählte dem Glühwürmchen ihren Kummer und schlief bald ein. Am nächsten Abend als Fabrina zu Bett ging und das Licht erlosch, glühte das Glühwürmchen wieder auf. Fabrina hatte bislang nur Kuscheltiere mit ins Bett genommen und die hatten alle besondere Namen. An diesem Abend holte sich Fabrina das Glühwürmchen in ihr Bett. Es leuchtete sogar noch unter ihrer Bettdecke. Jetzt sollte das neue Spielzeug auch einen Namen bekommen. Weil Fabrina aber kein Name so recht einfallen wollte, nannte sie das Würmchen einfach "Läusi". Das war ja schließlich auch der Grund, warum Fabrina das Glühwürmchen geschenkt bekommen hatte.

Von da an wünschte sich Fabrina jedesmal wenn sie krank wurde ein neues Glühwürmchen dazu. Denn sie meinte, die Glühwürmchen würden sie schnell wieder gesund machen und sie schützen, damit sie nicht noch einmal krank würde. Mutter lachte, als Fabrina ihr diese Offenbarung mitteilte, mußte aber zugeben, daß Fabrina seitdem sie Läusi besaß, nicht noch einmal von Läusen heimgesucht worden war.

Wer aufgepaßt hat, findet nun leicht heraus, welche Krankheiten Fabrina inzwischen noch bekommen haben muß. Denn auf dem Regal stehen ja zwei weitere Glühwürmchen mit Namen. Das sind Masi und Öhrchen. Masi erhielt Fabrina als der Hausarzt Dr. Pferdemenge Masern diagnostizierte. Öhrchen erhielt Fabrina als sie unheimliche Schmerzen im linken Ohr hatte. Dr. Pferdemenge stellte eine Mittelohrentzündung fest. Nachdem Mutter die Medizin geholt hatte und dabei Öhrchen mitbrachte, fühlte sich Fabrina gleich besser. Sie zog sich gleich die Decke über den Kopf und ließ Öhrchen in ihr krankes Ohr leuchten. Das half. Fabrina war überzeugt, daß sie jetzt keine Medizin mehr nehmen müßte, denn Öhrchen würde sie schon heilen. Doch ihre Mutter bestand darauf, daß Fabrina die verschriebene Medizin auch nahm. Um ihre Mutter nicht zu verärgern, schluckte Fabrina die Medizin, von der sie meinte, die würde sie sowieso nicht gesund machen. Nur Öhrchen könne dies. Zum Glück schmeckte die Medizin nach Erdbeer, sonst hätte Fabrina vielleicht doch noch versucht, ihre Mutter von dem Vorhaben abzubringen, Fabrina die ganze Flasche in den nächsten Tagen einzutrichtern.

Läusi, Masi und Öhrchen blieben nicht die einzigen Gesundmacher auf Fabrinas Regal. Es kamen im Laufe der Jahre noch ein paar mehr hinzu. Da gibt es noch Grippi und Ferkelgrippi, das aber nur noch Ferkel genannt wird und noch so einige Glühwürmchen mehr. Doch von denen ist erst morgen die Rede, wenn sie vielleicht auch wieder hier oben auf dem Regal neben Fabrinas Bett stehen und nicht die ganze Nacht durch das Zimmer fliegen und Fabrina vor den Monstern ihres Bruders schützen wollen.

Raute

Seid ihr schon gespannt, wie es weitergeht, dann schaut doch morgen wieder bei mir, Mozart und Monster herein.

24. November 2009

Gute Nacht