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GUTE-NACHT/3302: Der einsame Pantoffel kommt nochmal davon (SB)


Gute Nacht Geschichten vom einsamen Pantoffel


In einer schmutzigen Ecke hinter dem Mülleimer erwacht der rote Pantoffel und wundert sich. Wie war er noch hierher gekommen? Ach ja, jetzt fällt es ihm wieder ein. Er war auf dem Weg zu Opas Lieblingssessel. Darunter wollte er sich vor Mops Bello verstecken. Dann hatte er in der Küche Licht gesehen und sah sich den Schauplatz an, an dem am Nachmittag die bunten Liebesperlen heruntergefallen waren. Allerdings fand er keine einzige mehr. Als der Pantoffel nun auf dem Weg zur Stube war, stand plötzlich Bello in der Tür und er konnte sich gerade noch rechtzeitig hinter den Mülleimer retten. Hier war er schließlich eingeschlafen.

Doch was ist das? Alles ist hier so staubig und sogar eine Spinne mit ihren Fäden sitzt in einer Ecke und lauert. Vorsichtig lukt der Pantoffel um den runden Eimer und hält Ausschau nach Bello. Der ist in der Küche nicht mehr zu entdecken. Trotzdem hält es der Pantoffel für ratsam, noch ein Weilchen abzuwarten. Jedoch der Dreck unter seinen Sohlen macht ihn ganz kribbelig. Hier ist kein Ort, wo er gern länger bleiben möchte. Jetzt scheint auch noch etwas unter der Sohle ihn festzuhalten.

Ein Geräusch aus der Stube lenkt die Aufmerksamkeit des Pantoffels ab. Es ist Oma Erna, die staubsaugt. Der Lärm schallt bis in die Küche und wird in der Ecke des Mülleimers wie ein Echo zurückgeworfen. Der Pantoffel würde sich am liebsten die Ohren zuhalten.

Bald aber kehrt wieder Stille ein. Jetzt kommt Oma Erna in die Küche und wirft eine leere Plastikschale in den Mülleimer. Dazu tritt sie auf den Tritt am Eimer und der Deckel öffnet sich. Gleich darauf fällt er wieder herunter. Oma Erna blickt indess noch immer auf den Mülleimer. Irgendetwas irritiert sie. Dann weiß sie, was es ist.

"Wieso liegt hier einer der beiden roten Pantoffeln hinter dem Mülleimer?", fragt sie sich und hebt den Pantoffel auf. "Hatte ich dich nicht zum Nähen in mein Nähkörbchen gesteckt? Aber so schmutzig wie du jetzt bist, kann ich dich nur noch gleich mit in die Waschmaschine stecken." Gesagt, getan. Oma Erna steckt den Pantoffel zu der roten Wäsche in die Waschmaschine. "Ein bißchen paßt ja noch zusätzlich hinein", stellt Oma Erna fest, "da hole ich doch gleich noch etwas Schmutzwäsche." Sie überlegt, was sie denn noch an Rotem zu waschen ist. Da fällt ihr etwas spontan ein. "Da ist ja noch dein alter Weihnachtsmannumhang", sagt sie in Richtung des Stuhls am Küchentisch, auf dem Opa immer gesessen hat. "Ich werde ihn holen."

Wozu Oma einen gewaschenen Weihnachtsmannumhang braucht, weiß der Pantoffel nicht, aber daß dies die einzige Gelegenheit sein wird, wieder aus der Waschtrommel zu verschwinden, das ist dem Pantoffel sofort klar. Und ungeachtet der Gefahr, die aus Bellos Richtung kommen könnte, hüpft der Pantoffel sofort hinter Omas Rücken wieder aus dem offen stehenden Bullauge heraus.

"Pah! Gerade noch einmal gutgegangen", denkt der Pantoffel. Aber wohin jetzt? Bello lauert auf dem Flur. Also braucht der Pantoffel irgendwo hier in der Küche ein neues gutes Versteck. Bestimmt nicht wieder hinter dem Mülleimer. Dort würde Oma Erna ihn sofort wieder entdecken. Also ab hinter den Holzkasten. Oma Erna hat nämlich keine Heizung. Sie nimmt noch Holz und Kohle zum Feuermachen. Also steht auch ein Kasten für diese Dinge bereit.

"Oh! Nein! Vom Regen in die Traufe", denkt der Pantoffel, "erst war es nur Staub und jetzt auch noch Ruß. Wie ich das nur überleben soll." Doch vorerst ist der rote Pantoffel hier sicher.

Inzwischen hat Oma Erna den roten Mantel des Weihnachtsmannkostüms gefunden und zu den anderen Sachen in die Waschmaschine gesteckt. "Das wird ein Spaß", lacht Oma und will selbst dem unsichtbaren Opa noch nichts von ihrem Plan verraten.



28. November 2010

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