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GUTE-NACHT/3331: Pinguin ist verschwunden (SB)


Gute Nacht Geschichten von Pinguin


"Wo steckst du denn nur Pinguin?", ruft Mia gleich nachdem sie ihre Jacke auf das Bett geschmissen hat. Im und unter dem Bett sucht sie ihn zuerst, kann ihn aber nicht finden. "Wo hab ich ihn bloß liegengelassen?", fragt sich Mia und faßt sich nachdenklich an den Kopf. Dann fällt es ihr wieder ein und sie klatscht sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Ich hatte dich auf den Stuhl gesetzt!", entfährt es ihr und sie dreht sich gleich danach um. Doch auch auf dem Stuhl ist das Kuscheltier nicht.

"Wer war bloß hier, während wir bei Oma waren?", grübelt Mia, "ein Einbrecher vielleicht?" - "Wo waren Einbrecher?", fragt Mias Bruder Fin, der jetzt das Kinderzimmer betritt. "Hier! Bei uns! Pinguin ist fort. Ich hatte ihn hier auf den Stuhl gesetzt!"

"Wie sollen denn hier Einbrecher herein gekommen sein?", fragt Fin überzeugend, "es ist ja nicht einmal eine Tür aufgebrochen oder ein Fenster zerschlagen. Bestimmt hast du vergessen, wo du Pinguin wirklich gelassen hast!"

"Ja, vielleicht hat Fin recht", denkt Mia und fragt, "hilfst du mir beim Suchen?" Fin nickt und legt schon los. In der Spielkiste ist der Pinguin nicht und auch nicht im Schrank, wo Fin ihn gern versteckt, wenn Mia Suchen spielen will. Auch oben auf dem Schrank sitzt er nicht. Dort konnte er auch nicht sein, denn Mia war schon lange nicht mehr so nervig zu Fin, daß er ihn ihr weggenommen und ihn dort oben plaziert hätte.

"Tja, wo kann er nur sein? Ist er vielleicht in meinem Zimmer?", schlägt Fin als weitere Möglichkeit vor. "Nein, ich hab ihn hier zuletzt im Zimmer gehabt, als ich meine Tasche ins Auto getragen habe und dann nicht noch einmal nach oben gehen durfte, weil Mama unbedingt zu Oma losfahren wollte."

"Weißt du was?" Fin hat eine Idee: "Du schließt die Augen und ich drehe dich. Beim Drehen denkst du ganz fest an Pinguin und so finden wir ihn." Mia ist einverstanden. Denn Drehen bereitet ihr immer viel Spaß. "Nicht blinzeln!", befiehlt Fin und beginnt Mia in Bewegung zu versetzen. Eine Minuten dreht er sie, eine zweite dreht sie sich alleine weiter. Dann stoppt sie und öffnet die Augen. Sie blickt in Richtung Fenster.

"Er ist wohl doch nicht mehr hier", fällt es Mia als erstes ein. "Nun warte mal ab", entgegnet Fin und plötzlich leuchten seine Augen. Dann sagt er: "Schau doch bloß, dein Kuscheltier hat sich einen Freund gerufen." Mia blickt zum Fenster und da sieht sie den Pinguin gleich in zweifacher Ausfertigung. Zum einen ist es das richtige Kuscheltier, zum anderen sein etwas blasseres gespiegeltes Bild in der Fensterscheibe.

"Das ist ja gar kein Freund! Das ist bloß sein Schatten!", meint Mia. "Nein, sein Schatten ist es auch nicht. Es ist sein Spiegelbild!", erklärt Fin. "Das ist kein Spiegelbild. Ein Spiegelbild gibt es doch nur im Spiegel im Badezimmer. Dort drin sieht alles wie echt aus", kontert Mia. "Auch wenn du dich nur in Glas oder in einer glatten Wasseroberfläche wiederentdeckst, ist es dein Spiegelbild." - "Egal. Jedenfalls ist er nicht echt und ich habe nur einen Pinguin. Basta!" Damit schließt Mia ihren Pinguin in die Arme und sagt: "Und er hat noch immer keinen Namen."

"Vielleicht kannst du dich ja mal für einen entscheiden", rät Fin. Mia blickt ihren Pinguin nur groß an. Dann hat sie eine andere Idee. "Erzähl mir bitte eine Pinguingeschichte." Doch Fin hat keine Zeit. "Später", sagt er. "Immer später!", mault Mia. Doch ihr Maulen zeigt keine Wirkung. Fin kehrt in sein eigenes Reich zurück. Mia klettert mit Pinguin in ihren Schaukelstuhl und läßt sich wirklich ein paar Namen durch den Kopf gehen: "Pinky - nein, das mag Fin nicht. Hirbel-Zwirbel? Das klingt doof. Schwarzkopf? ..." Mia muß plötzlich lachen, als ihr einfällt, wo sie diesen Namen schon einmal gehört hat. Das war beim Friseur, als ihre Mama die Haare geschnitten bekam. Auch Mia sollte unter die Schere. Aber sie streikte.

So wechselt ein Name mit dem nächten den Platz in Mias Kopf. "Vielleicht kannst du ja mal deine Meinung sagen!", wünscht Mia. Aber Pinguin schweigt. "Naja, daß du mir hilfst, damit hab ich auch gar nicht gerechnet ..."

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5. Januar 2011