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GUTE-NACHT/3379: Der kleine Nachtwächter auf dem Weg zum Marktplatz (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


Richtig sommerlich ist es in der Stadt, in der der kleine Nachtwächter vom Abend bis zum Morgen seine Runden dreht. In der einen Hand hält er die Laterne, in der anderen die Taschenlampe. Von Tag zu Tag bleibt es jetzt immer ein bißchen länger hell, bis sich von der Mittsommernacht an dies wieder umkehrt und die Nächte länger werden. Doch bis dahin werden noch ein paar Wochen vergehen.

Der kleine Nachtwächter läuft durch die Straßen und strebt seinem Ziel, dem Marktplatz, zu. "Was ist denn da für ein großes Schild am Laternenpfahl angebracht?", wundert er sich. Zielstrebig läuft er auf die Straßenlaterne zu. Rebell, sein Hund, folgt mit einigem Abstand. Er schnüffelt heute besonders viel im Gras, als ob sich dort irgendwer verborgen hält und ganz im Geheimen eine Wanderung vornimmt.

Auf dem blauen Plakat ist ein buntes Zelt zu sehen und ein Kasper. Der Kasper läd den Vorbeigehenden zu einem Besuch im Zeltpalast ein. Dort werden zweimal am Tag Vorführungen gegeben. "Wie spannend", denkt der kleine Nachtwächter, "vielleicht kann ich den Kasper ja auch einmal besuchen. Aber wo steht bloß sein Zelt." Da es bereits dämmert, nimmt der kleine Nachtwächter seine Taschenlampe und strahlt das Plakat noch einmal an, um auch das Kleingedruckte lesen zu können.

"Ah, auf dem Marktplatz ist das Zelt aufgebaut. Nun, dort komme ich heute abend ja sowieso vorbei. Rebell komm! Wir wollen zum Marktplatz." Doch Rebell scheint anderer Meinung zu sein. Er unternimmt einen Sprung ins Gras und hält beim Auftauchen etwas Zappelndes im Maul. "Laß sofort das Tier los!", schimpft der kleine Nachtwächter. Doch da hat Rebell sein Maul schon längst wieder geöffnet, und das zappelige Tier ist bereits auf und davon.

"War das eine Maus? Nein, dafür war das Tier zu klein. Vielleicht ein Maulwurf? Aber die sind auch nicht viel größer. Oder gar eine Ratte?", grübelt der kleine Nachtwächter und fordert Rebell erneut zum Kommen auf, "na los, laß uns zum Marktplatz gehen."

Noch einmal sucht Rebell im Gras, wohin der Zappelphillip entwischt ist, dann aber folgt er dem kleinen Nachtwächter hinterdrein.

Der Weg zum Marktplatz ist nicht weit. Das große Theaterzelt dort ist nicht zu übersehen. Doch es brennt kein Licht mehr. "Wahrscheinlich schlafen die Theaterleute bereits und mit ihnen ihre Puppen", flüstert der kleine Nachtwächter enttäuscht. Ja, so ist das bei einem Nachtwächter, wenn die anderen schlafen, hält er Wache. "Nun, ich werde morgen etwas früher hier beim Puppenzelt erscheinen", nimmt sich der kleine Nachtwächter vor. Dann geht er seiner Wege wie jede Nacht und Rebell folgt.

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27. April 2011