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GUTE-NACHT/3380: Der kleine Nachtwächter wünscht Regen (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


"Oh, das finde ich aber toll", entfährt es Anton beim Abendbrot, "das Puppentheater ist in der Stadt." - "Ja", bestätigt der kleine Nachtwächter, "ich habe gestern auf meinem Rundgang die Plakate gesehen und auch das große Zelt. Aber leider nur von außen. Die Puppenspieler und ihre Puppen schienen schon alle zu schlafen, als ich auf dem Marktplatz angekommen bin."

"Wollen wir uns zusammen eine Vorstellung ansehen?", fragt Anton. "Auf jeden Fall", bejaht der kleine Nachtwächter und trägt Anton auf, Karten zu besorgen. "Heute werde ich einmal die Randbezirke der Stadt in Augenschein nehmen", erklärt der kleine Nachtwächter, "da komme ich auf dem Marktplatz nicht mehr vorbei." - "Abgemacht", entgegnet Anton, "ich besorge die Karten und dann gehen wir gemeinsam hin. Ob Rebell auch mitkommen darf?" - "Frag doch bitte nach. Oder kauf einfach eine dritte Karte. Dann wird er schon mitkommen dürfen." - "Aber nur, wenn du artig bist!", gibt Anton in Rebells Richtung zu verstehen.

Nun wird es Zeit für die beiden Nachteulen, ihren Rundgang anzutreten. Heute begibt sich der kleine Nachtwächter wieder einmal zu den Bauernhäusern hinüber. Es ist noch hell für diese späte Stunde. So braucht er die Laterne noch nicht anzuzünden und läßt auch die Taschenlampe in der Jackentasche.

Der Wind geht heftig und der kleine Nachtwächter fröstelt ein bißchen. Schnell streift er seine Jacke über. Der Wind bringt einen frischen Geruch nach Gras mit. "Mhm, riecht das gut, wie Frühling und Sommer zusammen", stellt der kleine Nachtwächter fest. Die warmen Tage haben das Gras wachsen lassen, das der Bauer wohl gerade heute am Wegesrand abgeschnitten hat. Jetzt liegt es da zum Trocknen für die Tiere.

Etwas weiter vorn zeigt sich eine Staubwolke. "Was ist denn das?", fragt sich der kleine Nachtwächter. Auch Rebell scheint sich für die ungewöhnliche Wolke zu interessieren. Da entdeckt der kleine Nachtwächter den Grund für diese Erscheinung. Dort, wo eigentlich Wasser in einem kleinen Teich stehen müßte, ist nichts als vertrocknete Erde und Staub. In dieser Kuhle scharren die Rinder und necken sich gegenseitig. Es kommt zu einem kleinen Kampf, was noch mehr Staub aufwirbelt. Rebell versteckt sich hinter dem kleinen Nachtwächter. Ihm sind die großen Tiere nicht geheuer.

Jetzt haben die Rinder den Nachtwächter und seinen Hund entdeckt und kommen an den Zaun gelaufen. Schnell rennt Rebell voraus. Er verzichtet auf die Bekanntschaft mit den großen Tieren. Der kleine Nachtwächter dagegen spricht sie vorsichtig an, geht aber weiter. Mit seiner ruhige Stimme gibt er freundliche Worte von sich und die Tiere scheinen sich zu beruhigen. Als er endlich die Wiese hinter sich gelassen hat und die Rinder ihm nicht mehr folgen, ist er erleichtert.

"Da haben wir aber noch einmal Glück gehabt, Rebell. Es sind schon manchmal Rinder ausgebüxt. Die können ganz schön übermütig werden", meint der kleine Nachtwächter.

Inzwischen ist es recht dämmrig geworden, auch wenn die Sonne noch einen rötlichen Streifen an den Himmel zaubert. Der Blick des kleinen Nachtwächters schweift über die Felder. Überall zwischen knackigem Grün kahle vertrocknete Stellen. "Wenn es nicht bald regnet, wird das Gras und das junge Grün der Felder verdorren", stellt der kleine Nachtwächter fest, "es muß einfach regnen." Mit diesem Stoßgebet streift der kleine Nachtwächter weiter durch die Nacht und hofft, daß ihn die Rinder auch auf dem Rückweg in Ruhe lassen.

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28. April 2011