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GUTE-NACHT/3470: Der kleine Nachtwächter wird verdächtigt (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Der kleine Nachtwächter wird verdächtigt



Unweit der Burg, die der kleine Nachtwächter gern besucht hätte, aber an deren Pforten ihm ein riesiger Kerl den Weg versperrte, sitzt er nun in einer Gaststätte und verspeißt eine heiße Suppe. Rebell darf zu seinen Füßen unter dem Tisch liegen. Ab und zu wirft ihm der kleine Nachtwächter ein paar Stücke vom Brot hinunter und auch die knusprige Speckschwarte, die in der Suppe schwamm, darf er sich schmecken lassen.

"Ob wir uns heute einmal richtig ausruhen und ein Zimmer mieten? Am besten mit einer Badewanne. Da wird einem so schön warm und sauber wird man obendrein." Der kleine Nachtwächter blickt in seine Geldbörse, ob die einen solchen Gedanken unterstützt. Dabei fällt ihm der Abriß des Geldscheins in die Finger, den er aus Rebells Zähnen herausgezogen hatte, nachdem dieser aus der Burg zurückkam. Den Hund hatte der riesige Kerl nicht zurückgehalten. Er war einfach zwischen dessen Beinen hindurch geschlüpft.

"Warum habe ich bloß diesen Geldschnipsel aufgehoben?", fragt sich der kleine Nachtwächter, wirft ihn aber nicht in den Aschenbecher auf dem Tisch, sondern steckt ihn in seine Jackentasche. Die Geldbörse in der Hand läßt die Wirtin vermuten, daß der kleine Nachtwächter seine Mahlzeit bezahlen möchte. Sie tritt an den Tisch heran und fragt nach seinem Begehr. "Ach ja, zahlen könnte ich, und haben Sie vielleicht ein Zimmer für uns beide?"

Die Wirtin läßt sich das Essen und auch das Zimmer sogleich bezahlen. "Man weiß ja nie, ob so ein Vagabund am nächsten Morgen noch da ist", denkt sie bei sich. Dann zeigt sie dem kleinen Nachtwächter sein Zimmer und wünscht ihm eine: "Gute Nacht!"


Doch dazu kommt es leider nicht. Gerade als der kleine Nachtwächter, es sich in der Badewanne gemütlich gemacht hat, pocht es an seiner Tür. "Wer ist denn da?", fragt er. Doch das Pochen wird nur lauter. So steigt der kleine Nachtwächter aus der Wanne und wickelt sich ein Handtuch um den Bauch. Dann zieht er noch seinen Hut auf, damit er sich nicht so nackt vorkommt. Seine Kleidung hat die Frau Wirtin nämlich mitgenommen und wäscht sie gegen Geld.

Vorsichtig öffnet der kleine Nachtwächter die Tür einen Spalt. Ein Polizist steht davor und mahnt: "Sie müssen sofort mit zur Vernehmung auf die Wache kommen!" - "Aber das geht doch nicht! Ich habe ja gar nichts zum Anziehen", entgegnet der kleine Nachtwächter. "Das ist richtig", wird nun die Stimme der Wirtin laut, die jetzt hinter dem Wachtmeister hervor tritt. "Schließen sie ihn doch einfach hier im Zimmer ein. Die Fenster sind sowieso vergittert", schlägt sie vor, anstatt ihren Gast zu verteidigen.

Erst soll der kleine Nachtwächter mit auf die Wache zur Vernehmung und jetzt soll er hier im Zimmer eingesperrt werden? - "Was ist eigentlich los? Ich habe doch gar nichts verbrochen, und das Zimmer und mein Essen habe ich auch schon bezahlt!", bringt der an sich geduldige Nachtwächter jetzt seine Verärgerung zum Ausdruck. Das regt auch Rebell auf, und er wufft den Wachtmeister an. "Nehmen Sie sofort ihren Hund zurück, sonst zeige ich Sie noch wegen Beamtenbeleidigung an!", schimpft der Wachtmeister und zieht die Tür gleich selber ein Stück weiter zu.

Der kleine Nachtwächter klinkt die Tür vollständig ein und versucht Rebell zu beruhigen. Draußen dreht jemand einen Schlüssel im Schloß herum. Erst jetzt wird dem kleinen Nachtwächter bewußt, daß der Zimmerschlüssel die ganze Zeit von außen gesteckt hatte und er nun eingeschlossen ist. Aber er kann sich beim besten Willen nicht ausmalen, was er denn getan kaben könnte. Ob er vielleicht in eine Räuberspielunke geraten ist und nun Lösegeld für ihn gefordert werden soll?

Vom Flur aus wird noch einmal gegen die Tür gepocht, und dann sagt eine Stimme, wohl die des Wachtmeisters: "Ich komme wieder. Spätestens morgen früh!" Damit bleiben der kleine Nachtwächter und Rebell allein.

Der kleine Nachtwächter öffnet die Tür - Buntstiftzeichnung: © 2011 by Schattenblick

zum 7. September 2011