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GUTE-NACHT/3534: Eine außergewöhnliche Bande - Teil  9 (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

Eine außergewöhnliche Bande



Nichts Unerfreuliches geschah mehr in dieser Nacht. Während sich alle Schuhe auf einer Matratze ausgestreckt hatten, patrouillierten die Stiefel immer um die Matratze herum. Sie wollten alles im Auge behalten. Gegen Morgen dann, nachdem sich nichts weiter zugetragen hatte, legten sich auch die Stiefel schlafen.

Die Sonne stand auf und stieg wie jeden Tag den Himmel empor. Oben angekommen, wunderte sie sich nicht schlecht, was denn da unten hinter den Bäumen für eine Versammlung stattfand. Doch bei genauerer Betrachtung war da keine Ver-sammlung, sondern eher eine Schlaf-sammlung. Ruhig lagen die vielen Schuhe nebeneinander und schienen zu träumen.

"Die waren doch gestern noch nicht hier", wunderte sich die Sonne, "wie sind die so schnell über Nacht aufgetaucht?"

Diese Frage stellten sich auch die Kinder, die am Nachmittag wieder ihr Geheimversteck aufsuchten. Seitdem hinter den Reihenhäusern zusätzliche Häuser gebaut wurden und ein Bagger die Erde aushob, konnten die Kinder dort nicht mehr spielen und mußten weichen. So trollten sie sich und fanden diesen abgelegenen Platz. Wer aber kannte nun diesen Platz noch außer ihnen? Sie hatten sich schon gewundert, daß hier eine Matratze lag, als sie ihn entdeckten. Doch in den letzten Tagen, die sie hier verbrachten, war nie jemand erschienen. Und wer hatte nun die vielen Schuhe hierher gebracht? Die sahen noch alle recht neu aus, bis auf das eine Paar Herrenschuhe, dessen Sohlen ganz durchlöchert waren. Handelte es sich hier vielleicht um Diebesgut? Und hatte der Dieb sich seine durchlöcherten Schuhe gegen neue getauscht? War vielleicht sogar schon die Polizei auf diesen Diebstahl angesetzt? Was, wenn sie die Schuhe fanden, würden die Polizisten dann vielleicht die Kinder verdächtigen, die Schuhe gestohlen zu haben?...

Diese Fragen und mehr beschäftigte die Kinder an diesem Nachmittag. Sie stellten sogar Wachen auf, die vom Hügel aus beobachten sollten, ob sich jemand ihrer Burg näherte. Burg, so hatten die Kinder diesen Platz getauft.

Eines der Kinder fand die kleinen Turnschuhe
und probierte sie gleich an. Denn der Junge besaß
selber keine Turnschuhe. "Bist du verrückt?", fragte
eines der älteren Kinder.

Die Kinder beschlossen, als sie am Abend wieder nach Hause gingen, daß sie alle Schuhe dort ließen, wo sie sie nachmittags gefunden hatten. Erst wenn in zwei Tagen keiner käme, der die Schuhe wieder mitnähme, wollten sie überlegen, was sie mit den Schuhen anfangen wollten. Der ältere Junge ermahnte den jüngeren, er solle ja solange die Turnschuhe an ihrem Platz lassen, sonst gäbe es womöglich noch Ärger.

Von all dem bekam die ganze Schuhversammlung nichts mit. Die Schuhe waren alle noch so müde von der letzten Nacht, daß sie noch immer schliefen, als die Kinder ihren Geheimplatz verließen. Erst tief in der Nacht würden die Schuhe erwachen. Bis dahin aber herrschte Funkstille.

Gute Nacht




zum 3. März 2012