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GUTE-NACHT/3582: Der kleine Nachtwächter vermutet Bagger vor dem Tor (SB)

Der kleine Nachtwächter vermutet Bagger vor dem Tor

Gute Nacht - Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Kaum am Morgen ins Bett gekommen, wird der kleine Nachtwächter auch schon wieder aus seinen Träumen herausgerissen. Der Lärm vor dem Burgtor und direkt neben ihm das Bellen seines Hundes, lassen ihn hochfahren.

"Was ist nur los? Das hört sich ja an, als stünden Bagger vor dem Tor und wollten die Burg niederreißen?", schimpft der kleine Nachtwächter und flitzt zum Burgfenster hinüber.

Vor dem Tor stehen aber keine Bagger, sondern jede Menge bunter Wagen, die in den Torhof drängen. "Ich komme gleich", ruft der kleine Nachtwächter den aus den Wagen gestiegenen Leuten zu. Verstanden haben sie seine Worte in dem Lärm der Motoren sicher nicht. Nur seine Handbewegung, die dasselbe verrät, verkündet den Ankömmlingen: "Ich bin sogleich bei euch!"

Rebell ist der erste am Tor und bellt die Fremden kräftig an. "Ist schon gut, Rebell. Das sind die Schausteller und Handwerker, die die nächsten Tage hier bei uns ihre Zelte und Wagen aufstellen werden und die alte Burg in eine mittelalterliche Zeit versetzen", beruhigt der kleine Nachtwächter seinen Hund und fügt für sich selbst noch hinzu, "wenn auch die Motoren eine andere Sprache sprechen."

Der kleine Nachtwächter tritt vor das Tor. Gut, daß er das Gitter noch nicht aufgezogen hat. Schließlich will überlegt sein, welcher Wagen auf welchen Platz am besten paßt. "Der Bürgermeister hätte mir ruhig, der Planung wegen, ein bißchen früher Bescheid geben können", stöhnt der kleine Nachtwächter. Dann geht er die Reihe der Wagen entlang und verschafft sich einen ersten Eindruck. Die Leute werden schon ungeduldig. Sie wollen endlich ihre Standplätze einnehmen. Einige hupen sogar.

"Immer mit der Ruhe", ruft der kleine Nachtwächter so laut er kann. Als das nichts hilft, läßt er sich von Rebells Bellen unterstützen. Endlich zollen ihm alle ihre Aufmerksamkeit. "Wir gehen nun gemeinsam in den Burghof", beginnt er, "dort sucht sich jeder einen schönen Platz aus. Anschließend werden die Wagen herein geholt. Und bitte, wir haben genug Platz für alle. Behalten wir die Ruhe. Erst in zwei Tagen werden die Besucher erwartet."

Die Fremden nicken zustimmend. Mit einem Stein oder einem mitgebrachten Schild wird der Platz markiert, wohin die Wagen fahren oder das Zelt gestellt werden soll. Manch einer stellt auch einen Gehilfen auf den auserwählten Platz. Bloß, daß kein anderer den ausgesuchten Stellplatz wegnimmt. Dann eilen alle wieder hinaus zum Tor. Denn noch immer will jeder der erste sein.

Der kleine Nachtwächter hilft wo er kann. Schon werden die ersten Zelte aufgestellt. Im Laufe des Tages treffen immer neue Händler mit ihren Wagen ein, auch ein Spielmannszug ist dabei. Seine Mitglieder haben die Erlaubnis vom Bürgermeister dazu, in der Burg übernachten zu können. Das stellt den kleinen Nachtwächter vor neue Probleme. In der Burg gibt es gar nicht so viele Betten wie Personen, die dort nächtigen wollen.

Zuerst will er ins Dorf radeln und den Bürgermeister zur Rede stellen. Dann seufzt er: "Aber ich kann die Burg doch nicht ganz alleine lassen mit all den Fremden hier, und dich Rebell kann ich auch nicht schicken. Wer würde eine Nachricht von einem Hund überbracht schon ernst nehmen, selbst wenn ich auf den Zettel an deinem Halsband lieber Bürgermeister ... und schöne Grüße vom kleinen Nachtwächter darauf schreiben würde!"

Plötzlich hat der kleine Nachtwächter eine Idee. Er erinnert sich an das Stroh, welches im Stall das Auto versteckt hielt. "Das nehmen wir", freut er sich. Das Stroh wird nun aus dem Stall in die Burg geholt und ein großes Lager errichtet, auf dem die Mitglieder des Spielmannszuges mit ihren Decken und Schlafsäcken nächtigen dürfen.

Nach einem langen Tag und viel Arbeit ziehen sich alle müde in ihr Zelt, ihren Wohnwagen oder auf das Strohlager in der Burg zurück. Nur der kleine Nachtwächter geht noch nicht zu Bett. Er hält noch Wache. Rebell hilft ihm dabei.

Gute Nacht



zum 11. Juli 2012