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GUTE-NACHT/3657: Im Advent - Alle von einem Tisch (SB)



Molly hat den Waschgang in der Waschmaschine zum Glück überlebt. Sie ist auch nicht eingelaufen, was Marlene befürchtet hat. Allerdings hat Mama das Schaf heute morgen dann auf die Wäscheleine zum Trocknen gehängt. Aber das hat Marlene gleich entdeckt, als sie aus der Schule nach Hause kam. Sofort hat sie Molly von der Leine und den zwickenden Wäscheklammern befreit. Jetzt liegt Molly auf der warmen Heizung im Kinderzimmer, um zu trocknen.

"Schön weiß bist du geworden", gibt Marlene zu, "aber das wäre sicher auch ohne Waschgang möglich gewesen." Marlene ist immer noch sauer auf Mama, die ja Molly am liebsten gleich entsorgt hätte.

Am Nachmittag besuchen Simon und Marlene wieder ihren Opa. Heute ist auch Oma Magdalena mit im Gartenhaus und Marlene berichtet ihr sogleich, was dem gefundenen Schaf zuhause widerfahren ist.

"Da hat dein Schaf aber noch einmal Glück gehabt", sagt Oma. "Wieso?", möchte Marlene wissen. Da erzählt Oma ihr folgende Geschichte:

Es war einmal ein Mädchen, das ging mit ihrer Kinderfrau in den Zoo. Die Kinderfrau achtete darauf, daß sich die Kleine nicht schmutzig machte und auch nichts anfaßte. In einem kurzen unbeobachteten Augenblick machte sich die Kleine aus dem Staub. Sie hatte es satt, immer so streng behandelt zu werden. Drüben hinter dem Zaun hatte sie Kinder mit einem Ball spielen sehen. Die tollten herum. Niemand sagte ihnen, sie sollten auf ihre Sachen Acht geben, sich nicht schmutzig machen. Nachdem das Mädchen durch das Loch im Zaun geklettert war, durfte sie mit den Kindern mitspielen.

Dann wurde es Abendbrotzeit und die Kinder gingen nach Hause. Ihre neue Spielgefährtin nahmen sie einfach mit. Zuhause saßen dann alle um den Tisch herum. Jedes Kind bekam einen Löffel in die Hand und auch der kleine Gast wurde mit einem ausgestattet. Das Essen selber bestand aus Reisbrei und der wurde einfach aus dem Topf in die Mitte des Tisches geschüttet und alle konnten sich bedienen ...

"Ohne Teller?" - "Ja, der Brei wurde einfach mitten auf den Tisch gekippt." - "Oma, was hat das denn mit meinem Schaf zu tun?", fragte Marlene. "Paß auf!", meinte Oma, "jetzt geht es weiter."

... Als alle mit Essen fertig waren, spielten die Kinder noch mit ihren Puppen. Das Mädchen hatte eine wunderschöne Puppe dabei, die sie gegen eine schon etwas verschlissene Puppe eintauschte. Als die Mutter fragte, ob die Kleine jetzt nicht nach Hause müsse, beschlossen die beiden Mädchen, ihre Puppen einfach getauscht zu lassen. Das fremde Mädchen wurde dann nach Hause gebracht. Dort war die Aufregung groß. Schließlich hatten die Eltern Angst, die Tochter sei entführt worden. Die Sorge blieb nicht lange. Gleich ging es zur Tagesordnung über.

"Wie riechst du denn und wie siehst du aus, so schmutzig. Und was hast du da überhaupt für eine scheußliche Puppe." So wurde die Kleine begrüßt. Ihre Mutter nahm die alte Puppe mit dem kaputten Kleidchen und warf sie sogleich in den Mülleimer. Die Tochter wurde schnell in die Badewanne gesteckt und dann ins Bett. Doch als die Mutter die Tür hinter sich zuzog, schlüpte das Mädchen aus dem Bett und ging hinüber ins Badezimmer. Ja, die Kleine hatte ein eigenes Badezimmer.

Aus dem Mülleimer fischte sie die Puppe heraus und nahm sie mit ins Bett. Dort liebkoste und wiegte sie die Puppe. Dann hüpfte das Mädchen noch einmal aus dem Bett. Aus ihrem Nähkästchen holte sie sich eine Schere und schnitt ...

... sich ihre langen Haare ab, um sie der kahlen Puppe über den Kopf zu legen und sie ihr zu schenken.

Gute Nacht!

zum 11. Dezember 2018


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