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PFLANZEN/043: Agrar - Bambus und sein Gebrauchswert ... (SB)



Obgleich Bambus vom äußeren Erscheinungsbild wenig Ähnlichkeit mit den uns vertrauten Graspflanzen auf Rasen und Wiesen hat, gehört er doch zu den Süßgräsern. Tatsächlich gibt es Übereinstimmungen zwischen Bambus und Gras: bei beiden ist der Halm von innen hohl, wenn auch der Bambushalm bei einigen Arten eher an einen Baumstamm als an einen Grashalm erinnert. Dieser innere Hohlraum führt zu einer besonders hohen Biegsamkeit und Stabilität, so dass diese Pflanzen selbst starke Stürme überstehen können, ohne zu brechen. In der Halmwand des Bambus ist zudem noch Lignin enthalten, eine Substanz, die sonst nur im Holz der Bäume vorkommt. Damit ist der Bambushalm nicht nur sehr biegsam, sondern erreicht auch eine hohe Belastbarkeit und Tragfähigkeit. Als Ursprungsländer dieses Riesengrases gelten China und Japan. Bambus gehört zu den weltweit am schnellsten wachsenden Pflanzen und rückte bereits vor mehr als 1000 Jahren ins Blickfeld der Menschen, die diese Pflanze bald nicht nur als Nahrungsquelle nutzten.[1]


Bambus, nicht nur lecker ...

Am bekanntesten sind wohl die Bambussprossen, sie gibt es in unterschiedlicher Gestalt und Größe. Die Sprossen entspringen dem unter der Erde wachsenden Rhizom (Wurzelstock). Sie werden ausgegraben, von den festen, braunen Blättern befreit und müssen dann unbedingt gekocht werden, denn sie enthalten ein Gift (Toxin mit Namen Blausäureglykosid), das erst durch das Kochen zerstört wird und verdampft. Danach können die Sprossen gefahrlos verspeist werden. Andere Bambusarten enthalten Bitterstoffe, die ebenfalls durch Kochen vernichtet werden. In der asiatischen Küche werden Bambussprossen gern mit Reis zusammen gegart und zu den verschiedensten Gerichten gereicht. Neben anderem Gemüse werden die Sprossen oft und gerne Suppen hinzugegeben. Aber auch als Salat und zu Fleisch und Fisch serviert, sind sie nicht nur lecker, sondern auch gesund.


In Tüten verpackte einzelne große Bambussprossen - Foto: 2004, by Chris 73 als CC-BY-SA 3.0 Lizenz [http://creativecommons.org/licenses/by- sa/3.0/], via Wikimedia Commons Ein Teller mit hellgelben Bambusstückchen, daneben ein Klacks Mayonaise - Foto: 2008, by DL5MDA [Public domain], via Wikimedia Commons

links: Bambussprossen im Verkauf
Foto: 2004, by Chris 73 als CC-BY-SA 3.0 Lizenz [http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/], via Wikimedia Commons
rechts: Bambus mit Mayonaise in einem Straßenrestaurant
Foto: 2008, by DL5MDA [Public domain], via Wikimedia Commons

Die Sprossen werden darüber hinaus schon sehr lange in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TMC) verwendet. Sie enthalten bestimmte Stoffe, zum Beispiel enorm viel Kieselsäure, die sich gut auf das Wachstum von Haaren, Haut und Knochen auswirkt. Auch sollen sie Depressionen, Nervosität, Blutungen, Fieber und Bronchitis lindern. In Indien stellt man aus Teilen der Bambuspflanze Extrakte (Konzentrate, Auszüge) her, die gegen Asthma und Lepra wirken, sowie die Verdauung und den Magen stärken sollen.

Von einigen Bambuspflanzen können, je nach Art, die haferähnlichen Körner gegessen oder zu einem sehr nahrhaften Tee verarbeitet werden. Bambustee wird aber auch aus den Blättern dieses Riesengrases hergestellt. Ihm fällt eine ganz besondere Bedeutung zu, denn er enthält über 200 gesunde Inhaltsstoffe, die bis zu 235°C stabil bleiben und wirken können, statt wie üblicherweise bei 65°C zu zerfallen und dadurch relativ wirkungslos zu werden. In anderen Ländern wird aus den Blättern einer bestimmten Bambuspflanzenart ein Extrakt erzeugt, das einem Wein beigemengt als Medizin verabreicht wird. Wenn Salz in Bambushalmen geröstet wird, erhält man das begehrte Bambussalz, man spricht auch vom "Wundermittel Bambussalz", denn es findet nicht nur in der Küche als gesundes Nahrungsmittel beziehungsweise Gewürz seine Verwendung, sondern es werden ihm eine ganze Reihe von Wirkungen als Arznei zugesprochen. In einer bestimmten Weise verabreicht soll es das Risiko einer Herzattacke und eines Schlaganfalls verringern, sowie auch einer Depression oder Demenzerkrankung entgegenwirken. Bambussalz ist des weiteren vielseitig verwendbar. So wird es als Zusatz in Zahnpasta verwendet oder als Desinfektionsmittel sowie als Verdauungshilfe eingesetzt. In Bambushalmen wird jedoch nicht nur das Salz geröstet, in einigen Ländern, beispielsweise in Osttimor, werden in ihnen auch die Speisen zubereitet. Einzelne Bambushalmstücke werden mit Fleisch oder anderen Speisen gefüllt und rund um ein offenes Feuer gestellt, um in der Hitze zu garen.


Bambushalme in geeignete Koch'töpfe' geschnitten, sind rund um ein Lagerfeuer aufgestellt - Foto: 2011, by Tatoli Ba Kultura (Tatoli Ba Kultura) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by- sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Kochen in Bambushalmen
Foto: 2011, by Tatoli Ba Kultura (Tatoli Ba Kultura) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons



Bauen mit Bambus

Bambus kann nicht nur lecker und gesund sein. Er eignet sich auch besonders gut als Baumaterial. Gegenüber von Harthölzern (z.B. Brettern, zurecht gesägt aus Bäumen) hat es den Vorteil, viel leichter zu sein, da es innen hohl ist. Außerdem verleiht ihm dieser Hohlraum, wie eingangs schon erwähnt, eine Zähigkeit und Biegsamkeit bei gleichzeitiger Festigkeit und Tragfähigkeit. Eigenschaften, die aus diesem Riesengras einen idealen Baustoff werden lassen. Früher errichtete man ganze Dörfer nur aus Bambushalmen. Entweder wurden sie aufgespalten oder als ganze Rohre verbaut. In neuerer Zeit haben andere Baumaterialien den Bambus abgelöst. Doch in erdbebengefährdeten Gebieten, wie beispielsweise in Indonesien, zeigte sich, dass Bambushäuser die Erdstöße wesentlich besser überstanden als Backsteinhäuser. In einigen Ländern verwendet man immer noch gern Baumbus, um Baugerüste daraus zu fertigen, selbst in den großen Städten Indiens, beim Bau von Hochhäusern aus Stein.


An einem im Bau befindlichen Hochhaus ist rundherum ein Baugerüst aus Bambus aufgestellt - Foto: 2004, by Sebastianjude [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

Bambus Baugerüst in Mumbai
Foto: 2004, by Sebastianjude [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons


Um sich auf Flüssen und Seen fortzubewegen, band man Bambusrohre zu Flößen zusammen und selbst Brücken wurden aus Bambus errichtet. Erstaunlich ist auch der Bau von Wasserleitungen aus Bambusrohren. Mag sein, dass sie nicht so lange halten wie Kupfer-, Edelstahl- oder Kunststoffrohre, doch eignen sie sich gut für die oberirdische Überbrückung von Strecken und erweisen sich als zuverlässiger Wasserzulauf. Sollte so eine Leitung beschädigt sein, lässt sie sich rasch erneuern.


Bambus - ein Segen für die Menschen

Bambus ist also nicht nur ein wichtiges Lebensmittel oder als Arznei verwendbar, sondern auch ein vielseitiger Werkstoff. Eine Menge Gebrauchsgegenstände werden aus Baumbus gefertigt: Möbel, Körbe, Hüte, Reusen (für den Fischfang), Matten, Stöcke und sogar Fahrräder. Eine Vielzahl von Musikinstrumenten wie verschiedenartige Flöten und Zithern verdanken dem Bambus ihren ganz besonderen Klang. Letztlich wurden auch Waffen wie Blasrohre, Pfeilschäfte oder Lanzen aus Bambusmaterial hergestellt. In Japan baute man sogar die Bögen der Samurai daraus. Die Papierherstellung in China basiert zu einem großen Teil auf Zellstoff, der ebenfalls aus Bambus erzeugt wurde. Dies sind nur einige Beispiele, um zu verdeutlichen, wie wichtig Bambus für die Menschen ist, die in den Ländern leben, in denen der Bambus wächst.


Gefahr für eine tolle Pflanze

Obgleich Bambus auf allen Kontinenten der Erde in seinen nahezu 1400 verschiedenen Arten vorkommt und überall reichlich wächst und gut gedeiht, könnte ihm sein einzigartig schnelles Wachstum zum Verhängnis werden. Dieses vielseitig verwendbare Gewächs soll, geht es nach bestimmten Energieunternehmen beispielsweise in Japan, in Biokraftwerken verbrannt werden, um elektrische Energie zu erzeugen. Die Argumentation der Biokraftwerksbetreiber lautet in etwa: diese Pflanzen sind besonders geeignet, da sie schnell nachwachsen. Einerseits sollen die vorhandenen Bestände verwertet, das heißt, abgeschlagen und im Kraftwerk verbrannt werden, andererseits ist vorgesehen, auch auf solchen Flächen, die angeblich sonst nicht zu gebrauchen sind, neue Bambuspflanzen anzubauen.

Doch was geschieht mit den Böden, auf denen der Bambus wächst? Er benötigt Nährstoffe und Wasser zum Wachsen, die er aus dem Boden bezieht. Was geschieht mit der Pflanze selbst, wenn sie in möglichst kurzen Abständen wieder und wieder "geerntet" (abgeschlagen) wird? Gerät sie in Stress, wird sie schwächer? Werden neue Bambus-Monokulturen auf riesigen Feldern entstehen? Bleibt genügend Bambus für die Menschen übrig, die dort leben?

Die Hoffnung der Kraftwerksunternehmer ist, diese Technologie auch in andere asiatische Länder zu verkaufen, damit auch dort dieses wunderbare Riesengras als Brennstoff in Biokraftwerken vernichtet wird. Das würde ein weiteres Beispiel für eine Monokultur sein, bei der die Böden ausgelaugt und die Pflanzen immer anfälliger für Krankheiten werden.


Anmerkung:

[1] Siehe im Schattenblick: INFOPOOL → KINDERBLICK → NATURKUNDE → PFLANZEN/042: Der Bambus, schön und nützlich ... (SB)
http://www.schattenblick.de/infopool/kind/natur/knpf0042.html


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://www.werkstoff-bambus.de/bambus-medizin-chemie/

http://blog.teaandmore.de/bambustee-studien/

https://www.raum-und-zeit.com/gesundheit/heilpilze/wundermittel-bambussalz.html

https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/energie/weltweit-erstes-bambus-kraftwerk-deutscher-hilfe-gebaut/



24. Juli 2018


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