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PFLANZEN/050: Ein wehrhafter Baum ... (SB)



Kameldornbaum - ein merkwürdiger Name für einen Baum und man fragt sich, ob Kamele vorzugsweise seine Blätter oder Früchte fressen. Doch hat es mit dieser Bezeichnung eine ganz andere Bewandtnis. Der Name stammt aus der Afrikaans-Sprache und lautet dort "Kameeldoring", was übersetzt "Giraffen Dorn" bedeutet. Verwirrt? Nun, die Giraffen heißen in dieser Sprache "Kamelpferde" und die Giraffen fressen die Kameldornblätter gern und sie sind geradezu dafür geeignet, denn mit ihrer langen Zunge sind sie sehr gut in der Lage, die oft 5 Zentimeter langen Dornen des Kameldornbaums, die zwischen seinen Blättern sitzen, quasi mit ihrer bis zu 50 cm langen Zunge zu umgehen und die begehrten Blätter abzuzupfen, ohne sich zu verletzen.


Ein großer Baum mit kräftigem Stamm und einem ausladenden, schirmartigen Blätterdach - Foto: 2004, by Harald Süpfle [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons

Kameldornbaum
Foto: 2004, by Harald Süpfle [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons



Ein Baum in der Wüste - Schattenspender und Nahrungsquelle

Bei dem Kameldornbaum mit der wissenschaftlichen Bezeichnung "Vachellia erioloba" handelt es sich um eine Pflanze aus der großen Familie der Akazienbäume, die man in großer Zahl in Namibia, Angola, Südafrika, Botswana und Zimbabwe antrifft. Dort in den trockenen Regionen, in den Wüsten und Halbwüsten, wächst und gedeiht dieser Baum, wo andere längst vertrocknet wären. Das Geheimnis liegt in seiner bis zu 60 Meter langen Wurzel, mit der er an Grundwasser gelangen kann. Häufig wächst dieser Baum in trockenen Flussbetten oder deren näherer Umgebung, denn dort ist die Wahrscheinlichkeit auf Grundwasser zu stoßen größer. Mit einer Wachstumshöhe von bis zu 16 Metern zählt er zu den stattlichen Vertretern seiner Art, selbst dann noch wenn er nicht immer ganz so groß wird. Eine wichtige Aufgabe übernimmt der Kameldornbaum als Schattenspender. Unter seinem ausladenden schirmartigen Blätterdach suchen Tiere und Menschen Schutz vor der heißen Sonne. Der Kameldornbaum ist hervorragend an ein Wüstenklima mit kalten Nächten und sehr heißen Tagen angepasst und kommt mit Temperaturen von unter 15° C und bis zu 45° C zurecht. Seine Blätter sind klein und doppelt gefiedert, das bedeutet, dass sie auch noch zusammengeklappt werden können, wenn es zu warm wird. Durch die insgesamt ziemlich kleine Blattoberfläche kann der Baum einer zu starken Verdunstung bei großer Hitze entgegenwirken. Aber nicht nur als Sonnenschutz ist dieser Baum sehr beliebt; Webervögel bauen beispielsweise ihre Nester gern in seiner Blätterkrone.


Viele kleine gelbe Blüten-Bälle an langen Stilen - Foto: 2003, by Winfried Bruenken (Amrum) [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons

Blüten des Kameldornbaums
Foto: 2003, by Winfried Bruenken (Amrum) [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons


Die Blütezeit beginnt Ende Juli und hat ihren Höhepunkt im September und Oktober. Da wechselt der Kameldornbaum sein Aussehen, denn in dieser Zeit wachsen leuchtend gelbe Blüten heran, die wie kleine Bälle anmuten und wohlduftend viele Insekten anlocken, die sich am Pollen und Nektar laben. Später bilden sich die Früchte aus, halbmondförmige Schoten von graugrüner Färbung und einem samtigen Überzug, die von Februar bis Mai, wenn sie reif sind, herunterfallen. In einer solchen Schote befinden sich 8 bis 25 Samen. Obwohl sich viele Tiere von den nährstoffreichen Früchten ernähren, bleiben noch genügend übrig, so dass die Samen einen Platz finden, an dem aus ihnen dann ein neuer Kameldornbaum wächst. Doch gibt es eine Bedrohung durch Fraßfeinde, gegen die sich der Baum zur Wehr setzen muss.


Die Früchte sind halbmondförmig, graugrün und samtig - Foto: 2003, by Winfried Bruenken (Amrum) [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons

Kameldornbaum-Früchte
Foto: 2003, by Winfried Bruenken (Amrum) [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons



Zu viele Blätter dürfen nicht gefressen werden

Die Blätter des Kameldornbaumes werden, wie eingangs bereits erwähnt, besonders gern von Giraffen gefressen. Doch müssen diese langhalsigen Tiere acht geben, dass sie nicht zu viel und zu lange an einem Baum fressen, denn der weiß sich zu wehren. Knabbert eine Giraffe die Blätter an, so ist das für den Baum das Signal, in seinen Blättern giftige Tannine anzureichern. Aber nicht nur das. Gleichzeitig warnt er die in seiner Nähe stehenden Kameldornbäume. Wie aber verständigen sie sich, wie wird die Botschaft verschickt?

Aus den angefressenen Blättern der Pflanze strömt das Gas Ethylen aus, das sich in der Luft ausbreitet und selbst von Bäumen in etwas größerer Entfernung noch wahrgenommen werden kann. Sobald dieser Botenstoff bei den Artgenossen angekommen ist, beginnen sie ebenfalls Tannin in ihren Blättern anzusammeln. Kommt nun eine Giraffe und frisst diese Blätter, hört sie rasch wieder damit auf, denn sie schmecken bitter und das Tier ist gewarnt, auf keinen Fall mehr davon zu fressen. Auf diese Weise ist die Pflanze vor dem Abgefressenwerden geschützt. Man kann also sagen, dass die Bäume miteinander kommunizieren und sich gegenseitig warnen.

Aber auch die Giraffen haben gelernt. Sie fressen nicht länger als ca. 10 Minuten an einem Baum, denn nach dieser Zeit schmecken die Blätter bereits bitter und sind giftig. Dann ziehen sie weiter und beginnen erst an einem weit entfernten Baum wieder Blätter zu fressen.


Seine vielseitige Verwendbarkeit wird dem Baum zum Verhängnis

Nahezu alle Pflanzenteile des Kameldornbaumes werden vom Menschen genutzt. Die Samen werden gebrannt, um daraus ein kaffeeähnliches Getränk aufzubrühen. Sie werden aber auch getrocknet und zu Pulver zerrieben und finden in der traditionellen afrikanischen Medizin als Mittel gegen Ohreninfektionen Verwendung.

Die Äste sondern eine zähflüssige Substanz ab, die als Süßigkeit gegessen oder auch gegen Husten eingesetzt wird. Die Rinde in verkohltem Zustand soll gegen Kopfschmerzen und Durchfall helfen. Die Wurzeln werden speziell zubereitet und sollen als Arznei gegen Tuberkulose, aber auch gegen Zahnschmerzen wirken. Die Angaben über die genaue medizinische Anwendung bei verschiedenen Erkrankungen weichen etwas voneinander ab, aber sicher ist wohl, dass dieser Baum für die dort lebenden Menschen von segensreichem Nutzen ist.


Eine Frucht wird halbiert gezeigt, darin in eine Art Fruchtfleisch gebettet, befinden sich die dunkelbraunen kleinen Samenkerne - Foto: 2016, by Muséum de Toulouse [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Samen eines Kameldornbaums
Foto: 2016, by Muséum de Toulouse [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons


Und doch droht dem Baum Gefahr, denn sein Holz ist als Brennholz begehrt. Weil er sehr langsam wächst, kann sich in seinem Stamm und in seinen Ästen festes, dichtes und hartes Holz bilden, das eine hohe Brenndauer hat und dabei wenig Rauch entwickelt. Zudem hat es auch eine weitere Eigenschaft, die es als Bauholz besonders für den Haus- und Hüttenbau interessant macht, denn es ist gegen Termiten relativ lange geschützt. Termiten sind besonders gefürchtet, weil sie es schaffen, ganze Holzhäuser auszuhöhlen und zum Einsturz zu bringen. Das Holz des Kameldornbaums ist für diese Tiere allerdings zu hart, es gelingt ihnen nicht, es zu zersetzen.

Vielerorts sind diese Bäume bereits geschützt, denn das Abholzen, um Brenn- und Bauholz zu erhalten, hat ihren Bestand bereits erheblich verringert, was besonders schlimm ist, da sie eine lange Zeit brauchen, um zu wachsen. Es hat also weitreichende Folgen für die Menschen und Tiere, die ihn als Nahrungsquelle und Arzneibaum nutzen. Baum, Mensch und Tier bilden eine Lebensgemeinschaft, die nicht von einer Seite her überbeansprucht werden sollte. Ein achtsamer Umgang mit dem schwächsten Glied, in diesem Fall dem Baum, erweist sich für alle von Vorteil.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.biologie-seite.de/Biologie/Akazien

https://www.feierarbend.de/Suedliches-Afrika/Pflanzenwelt/Kameldornbaum-Acacia-erioloba-27166.htm

https://www.elefant-tours.de/kameldornbaum/


22. Juni 2019


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