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TIERE/083: Tiergenie und Lebenskunst - affenschlau (SB)


Bemerkenswerte Fähigkeiten und Fertigkeiten der Tiere



Teil 2: Makaken - ganz schön schlau

Viele Tiere verfügen über bemerkenswerte Fähigkeiten und ein umfangreiches Wissen. Beides nützt ihnen beim Überlebenskampf. Sie benutzen Werkzeuge und sie haben eine spezielle Art der Sprache, mit der sie sich verständigen. Tiere organisieren ihr Zusammenleben, erfinden hilfreiche Dinge, die sie ihren Artgenossen weiter vermitteln und die Kleinen lernen von den Großen durch nachahmen. Sie sind in der Lage, ihre Handlungen zu planen, sie täuschen, sind traurig, wütend, aggressiv, zärtlich und sanftmütig, wie auch übermütig. Und manches Mal könnte man meinen, sie lachen.

In den nächsten beiden Teilen aus der Reihe "TIERGENIE UND LEBENSKUNST" berichten wir über die Affen. Im ersten Teil befassen wir uns nur mit den Makaken. Von Wissenschaftlern, die diese Tiere schon lange untersuchen, wird behauptet, sie seien dem Menschen von allen Primaten (den nicht menschlichen) am ähnlichsten. Die einen meinen, es sei der Körper, beziehungsweise sein Stoffwechsel und das Gehirn, die eine große Übereinstimmung mit dem des Menschen haben - andere sehen auch im Verhalten dieser Affen eine Verwandtschaft.

Ein Makaken-Affe sitzt auf einem Felsen - Foto: by Iolaire (CC-BY-SA-3.0), via Wikimedia Commons

Foto: by Iolaire (CC-BY-SA-3.0), via Wikimedia Commons

Die Makaken leben in Indien und Thailand, sind aber auch in Japan, Taiwan, den Philippinen, Sulawesi, Bali, Marokko und Gibaltar beheimatet. Alle Affenarten, so auch die Makaken, können sehr geschickt mit ihren Händen umgehen. Sie sind denen des Menschen ähnlich, denn auch ihr Daumen ist seitlich abgespreizt. Dadurch eignet sich eine solche Hand sehr gut zum Greifen. Das ist ein Vorteil beim Klettern. Sie können aber auch gut Gegenstände in die Hand nehmen, die sie untersuchen, auseinander nehmen, Dinge öffnen oder schließen. Sie sind in der Lage Fensterhebel zu bedienen, Türgriffe oder -knaufe zu handhaben und vieles mehr. So viel zu der Geschicklichkeit. Doch die Makaken können noch weitaus mehr.

Unter ihnen gibt es immer wieder Tiere, die als Erfinder auffallen. Ihre Erfindung, wenn sie denn von Vorteil für die Affenhorde ist, wird von den anderen übernommen. Sie lernen, übrigens genau wie die Menschen, durch abgucken und nachahmen. In Japan, im Schneegebiet von Hokkaido, leben die Rotgesichtmakaken. Unter ihnen hat es vor langer Zeit eine Gruppe von Jungtieren gegeben, die das Baden erfunden hat. Irgendwie entdeckten sie heiße Quellen unter der Schneedecke. Sie legten sie frei und stiegen vorsichtig ins warme Wasser. Bei der Kälte, die dort herrscht, war das ein willkommenes Aufwärmen. Ihre Affenfamilie beobachtete das Geschehen und so lernten es auch alle anderen nach und nach. Nur die ganz Kleinen, die durften nicht ganz in das Wasser - sie plantschten nur am Rande, da gaben die Mütter acht.

Zwei Rotgesichtmakaken beim Baden in warmer Quelle - Foto: by Yblieb (CC-BY-SA-3.0), via Wikimedia Commons

Foto: by Yblieb (CC-BY-SA-3.0), via Wikimedia Commons

In vielen Gebieten treffen Affen und Menschen aufeinander. Das sind meistens keine glücklichen Begegnungen. Der Mensch verdrängt die Affen vielerorts aus ihren angestammten Wohngebieten. Die Wälder werden abgeholzt oder niedergebrannt. Entweder werden die edlen Baumhölzer geraubt, um teuer verkauft zu werden, oder es werden Plantagen errichtet. Vielerorts wird beispielsweise Palmöl angepflanzt. Daraus wird immer öfter auch Treibstoff hergestellt, der im Tank der Autos landet. So verschwindet immer mehr Wald.

Die Makaken müssen sich also etwas einfallen lassen, wie und wo sie sich einen anderen Lebensraum und neue Nahrungsquellen erobern können. Doch die Suche danach ist nicht leicht. Es verlangt den Makaken schon ziemlich viel Einfallsreichtum ab. Da die Siedlungen der Menschen immer weiter in die noch vorhandenen Wälder hineinreichen, fingen die Makaken an, sich auch dort umzuschauen. Es hat lange gedauert, bis die Makaken sich so weit vor wagten und Dörfer und Städte aufsuchten. Heute findet man sie dort aber zuhauf. Es scheint, als studierten sie das Verhalten und die Gewohnheiten der Menschen. Wenn die Gelegenheit günstig ist, sich kein Mensch im Haus aufhält, werden Küchen aufgesucht und Speisekammern und Kühlschränke geplündert. Auch Decken und Kissen, Kleidungsstücke oder ähnliches werden gern mitgenommen.

Die Makaken lernen durch Beobachten. Sie wissen, wann die Menschen ihre Mahlzeiten einnehmen und versammeln sich schon mal an Ort und Stelle. Es wird berichtet, dass viele von ihnen warten, bis die Menschen schlafen. Dann dringen sie durch Fenster oder Türen ein und durchstöbern das ganze Haus nach Essbarem. Sie lernen immer wieder etwas Neues, sie beobachten, überlegen, planen und organisieren ihre Unternehmungen.

Ein besonderes Beispiel: In einer indischen Stadt haben sich die Affen zu Banden zusammengetan. Mit einem bestimmten Ziel: Sie rauben Lebensmittelgeschäfte aus. Dabei hat jeder eine besondere Aufgabe. Ein oder zwei Affen huschen geschwind in ein Geschäft und lenken die Aufmerksamkeit des Verkäufers auf sich. Der ist meistens in heller Aufregung und bemerkt nicht, wie zwei bis drei weitere Affen ins Innere des Geschäfts schleichen und auf die Regale stürmen. Dort plündern sie alles, was ihnen geeignet erscheint und verschwinden schnellst möglich wieder. Draußen vor der Tür hält oft noch ein Affe Wache. Er würde seine Kumpanen mit lautem Geschrei warnen, falls eine Gefahr droht.

Auch in anderen Gebieten, zum Beispiel in Thailand, organisieren sich die Makaken zu Räuberbanden. Was haben sie auch für eine Wahl? Die Mangrovenwälder, in denen sie beheimatet sind, werden abgeholzt, weil dort Platz für die Garnelenzucht geschaffen wird. Also erobern sich die Affen die Wohngebiete des Menschen. Das ist gar nicht so einfach. Die Menschen lassen sich etwas einfallen, wie sie sich vor den Affen schützen können und die Affen lassen sich etwas einfallen, wie sie die neuen Hindernisse überwinden können. Das ist oft lebensgefährlich für die Tiere.

In einigen Regionen der Welt erfahren Affen einen ungewöhnlichen Schutz. In Indien zum Beispiel werden sie als Heilige Tiere angesehen, denen man kein Leid zufügen darf. Gläubige Hindus betrachten die Makaken-Affen als Verkörperung des Affengottes Hanuman. Der spielt in der indischen Mythologie eine wichtige Rolle. In den Tempeln, die dem Affengott geweiht sind, dürfen die Affen tun und lassen was sie wollen. Und so kann man beobachten, wie sie mit viel Geschick und Einfallsreichtum, um ihr Überleben kämpfen. Kein Mensch würde das wohl anders machen, wenn er sich in ähnlicher Notlage befände.

In Ländern, in denen der hinduistische Glaube nicht verbreitet ist, töten Menschen die Affen in großer Zahl, weil sie in den Siedlungen der Menschen nach Nahrung suchen und sie für die Menschen dort zur Plage werden können. Es scheint vergessen, dass es Menschen waren, die zuvor den natürlichen Lebensraum der Affen, den Wald, vernichtet haben. In Malaysia beispielsweise, werden die Makaken, die in Städten oder auf landwirtschaftlichen Gebieten leben, zu Zehntausenden getötet. Aber auch in Südafrika, wie noch in anderen Ländern, werden Affen getötet.

Im nächsten Teil ist zu erfahren, wie verschiedene Affenarten sich verständigen, wie sie lernen und Tricks anwenden und sich eine Art Nussknacker-Werkstatt einrichten.


Anmerkung:

Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:
http://www.welt.de/vermischtes/kurioses/article120018899/Makaken-Horden-ueberfallen-thailaendisches-Dorf.html
http://www.primata.de/thema/3_meerkatz_mak_pav/7-00_Makaken.php



14.05.2014