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TIERE/117: Die Rote Samtmilbe - ein nützlicher Räuber ... (SB)


Wenn ihr im Garten oder Park am Boden oder an Pflanzen kleine leuchtend rote, geschwind laufende "Pünktchen" seht, dann schaut mal genauer hin. Zu erkennen sind die acht Beinchen, der Kopf und der fast runde Körper. Es handelt sich um Laufmilben, die zu den Spinnentieren zu rechnen sind. Am Boden krabbeln sie unter dünnen Zweigen, Blättern oder über winzige Steinchen und scheinen sich immer eilig auf ein bestimmtes Ziel hin zu bewegen. Wer weiß, ob es sich tatsächlich so verhält, aber der Boden ist für diese Lebewesen ein wichtiger Lebensraum. Hier findet die Befruchtung der Eier statt, hier gräbt sich die Rote Samtmilbe ein, um in einer Ruhephase ihre Entwicklungsabschnitte zu durchleben: Von der Larve zur Protonymphe, aus der nach einigen Wochen die Nymphe wird, ab da zählt man sie zu den erwachsenen Tieren. Danach folgt noch ein weiteres Ruhestadium (Tritonymphe) in dem sich diese Nymphe zu einer sogenannten Imago entwickelt, dabei handelt es sich um die älteste Generation.


Viele winzig kleine Haare schimmern rot samtig und bedecken den gesamten Körper und die Beine - Foto: 2008, by Jörg Hempel [CC BY-SA 2.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)], from Wikimedia Commons

Die Rote Samtmilbe
Foto: 2008, by Jörg Hempel [CC BY-SA 2.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)], from Wikimedia Commons



Winzige Raubtiere mit großem Appetit

Die Rote Samtmilbe ist ein kleines Raubtier, manchmal sogar ein Kannibale. Sie ernährt sich von weichhäutigen Insekten, die im Boden leben, wie etwa die Schadmilben oder die Larven von Fransenflüglern, aber auch winzige Raupen, Mücken oder Heuschrecken verschmäht sie nicht. Es ist sogar nicht unüblich, dass sie ihre Artgenossen und deren Eier verspeist, wie überhaupt die Eier von Insekten und Schnecken. Zudem läuft sie auch auf Pflanzen umher, um an geeigneter Stelle deren Pflanzensäfte abzuzapfen. Aber sie hat noch eine andere Ernährungsart entwickelt. Während ihrer Zeit als Nymphe setzt sie sich auf andere Insekten oder Spinnen, wie zum Beispiel den Weberknecht, und saugt etwas von seiner Gewebeflüssigkeit (Lymphe) auf, eher selten wird auch Blut aufgenommen. Bei dieser Art der Nahrungsaufnahme hält die Rote Samtmilbe sich manchmal mehrere Tage auf dem Wirt auf. Wenn sie vollgefressen ist, lässt sie sich auf den Boden fallen und gräbt sich in den oberen Bodenschichten ein, um ein weiteres Ruhestadium zu durchleben.


Auffällig sind seine acht sehr langen und dünnen Beine, die seinen ovalen Körper tragen - Foto: 2005, by Bruce Marlin (Own work http://www.cirrusimage.com/harvestman.htm) [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons

Der Weberknecht, auch ein Spinnentier
Foto: 2005, by Bruce Marlin (Own work http://www.cirrusimage.com/harvestman.htm) [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons


Man könnte meinen, man hätte es angesichts einer solch räuberischen Ernährungsweise mit einem großen Tier zu tun, dabei erreicht die Samtmilbe nur eine Körperlänge von circa vier Millimetern. Ihr Körper und ihre Beine sind durchweg mit kleinen Haaren bedeckt, die rot oder orange leuchten und ihr einen samtenen Eindruck verleihen, dem sie ihren Namen verdankt. Da dieses kleine Tier der natürliche Feind der Blattlaus und der Reblaus ist, gilt sie weithin als Nützling bei Winzern und Gärtnern.


Auf einer Rosenknospe haben sich mehrere Blattläuse auf einem Haufen versammelt - Foto: 2008, by Radeldudel [CC BY-SA 2.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)], from Wikimedia Commons

Blattläuse auf einer Rosenknospe
Foto: 2008, by Radeldudel [CC BY-SA 2.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)], from Wikimedia Commons



Wo leben sie?

Anzutreffen ist die Rote Samtmilbe in den Ländern Mittel- und Südeuropas in den verschiedensten Lebensräumen: in bestimmten Wüstenregionen, zwischen Felsen, in Gärten, auf trockenem Holz, auf dem Boden von Mischwäldern oder auf Moos und Laub. Den ganzen Sommer über kann man sie am Boden oder auf Pflanzen umher krabbeln sehen. Als Mensch muss man sich nicht vor der Samtmilbe fürchten. Sie besitzt keinen Stachel mit dem sie einen stechen könnte.


Die Rote Samtmilbe wirkt als wichtiger Bodenverbesserer

Die Rote Samtmilbe ist aber nicht nur ein sogenannter "Nützling" weil sie am Tag bis zu 40 Blattläuse verspeist, sondern sie ist auch sehr wichtig für das Bodenklima und die Bodenbeschaffenheit. Zusammen mit einer ganzen Reihe von Kleinstlebewesen und Mikroorganismen - wie zum Beispiel Bakterien, Pilze, Einzeller (Amöben oder Geißel- und Wimperntierchen), Fadenwürmer, Springschwänze, Asseln, Gliederfüßer (kleine Insekten und Tausendfüßer), Krebse, Spinnen, Milben und den wohl bekanntesten Vertretern der Bodenbewohner, die Regenwürmer - sind sie auf ihre Weise an der Bodenverbesserung beteiligt.

Dabei spielen die etwas größeren Bodenlebewesen eine wichtige Rolle für die kleineren, die Bakterien, Amöben und Fadenwürmer, denn sie zerkleinern die groben Anteile wie herabgefallenes Laub, Obstreste oder Rückstände von verendeten kleinen Tieren. Zerkleinern bedeutet im wesentlichen, dass sie davon fressen und dann in anderer Beschaffenheit wieder ausscheiden. Die Rote Samtmilbe ernährt sich auch noch von Pilzen und Bakterien und wirkt damit nicht nur als Pflanzenschutz gegen Blatt- und Rebläuse, sondern trägt auch zu bestimmten Zersetzungsprozessen im Boden bei, die für die Humusbildung unerlässlich sind. Eine gute Bodenqualität ist für das gesamte pflanzliche Wachstum, also auch für Getreide, Obst und Gemüse, von grundlegender Bedeutung. Viele Menschen ekeln, ängstigen oder gruseln sich vor diesen kleinen Krabbeltieren und all jenen, die man mit bloßem Auge gar nicht sehen kann. Bedenkt man allerdings, dass wir ohne sie keinen neuen, mit Nährstoffen angereicherten Boden erhalten würden, also ohne sie kein Humus entstehen würde, was sich natürlich schlecht auf die Ernteerträge auswirken würde, könnte man sie mit andere Augen betrachten.


Die leuchtend rote Farbe macht es möglich, dieses kleine Krabbeltier auch unter kleinen Zweigen oder Blattstückchen zu erkennen - Foto: © 2018 by Schattenblick

Rote Samtmilbe
Foto: © 2018 by Schattenblick



Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://www.tierdoku.com/index.php?title=Rote_Samtmilbe

https://www.ameisenwiki.de/index.php/Räuberische_Milben

https://www.planet-wissen.de/natur/umwelt/lebendiger_boden/pwiebodenleben100.html



15. Mai 2018


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