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VORSICHT/006: Fukushima wie Tschernobyl - Strahlen und Qualen ... (SB)


Die Wirkung radioaktiver Strahlung


Noch bevor Atomkraftwerke in Betrieb genommen wurden, hat es bereits viele Gelegenheiten gegeben, die Auswirkungen radioaktiver Stoffe zu untersuchen. In der Zeit von 1945 bis 1962 wurden weltweit Atomwaffentests durchgeführt. Das heißt, es wurden Atombomben zur Explosion gebracht. Das freiwerdende radioaktive Material wurde in die Luft gesprengt und reicherte sich in der Erdatmosphäre stark an. Die gemessene Strahlenbelastung war so hoch, dass 1963 ein Vertrag abgeschlossen wurde, der Nuklearwaffentests in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser verbot. Von da ab fanden die Atomwaffentests bis zum Jahre 2013 unterirdisch statt. Umfassende Untersuchungen über die Schäden, die radioaktive Strahlung bei Menschen verursacht, wurden nach zwei Atombombenabwürfen gemacht. Die USA zerstörte am 6. und 9. August 1945 die beiden japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. Ca. 100.000 Menschen fanden sofort den Tod. Die Zahl der Getöteten stieg bis Ende desselben Jahres auf 200.000 (siehe auch: KINDERBLICK/NATURKUNDE/VORSICHT/004).

Die Überlebenden erlitten unterschiedlich schwere Schädigungen, je nachdem wie weit entfernt sie sich von dem Explosionszentrum aufhielten, beziehungsweise wie viel radioaktive Partikel auf sie niedergingen. Auf diese furchtbare Weise wurde es möglich, die Wirkungen radioaktiver Strahlung auf den menschlichen Körper festzustellen und zu untersuchen. Man sprach in der Folge davon, dass die betroffenen Menschen an der "Strahlenkrankheit" litten.


Radioaktive Strahlung: die Wirkung auf den Menschen

Kommt es zu einer atomaren Katastrophe, werden die Menschen in der Nähe des verunglückten Kraftwerkes natürlich besonders stark verstrahlt. Ist die radioaktive Belastung sehr groß, kann sie innerhalb von Minuten oder Tagen zum Tod führen, denn ab einer bestimmten hohen Dosis an aufgenommener Radioaktivität kann ein Mensch auch durch beste medizinische Behandlung nicht mehr gerettet werden. Bei einer weniger starken Strahlenbelastung reichen die Symptome, die auftreten können, von Übelkeit, Erbrechen, Fieber bis zu Haarausfall und Blutungen. Die Haut wird gerötet, wirft Blasen, das Knochenmark wird angegriffen, sowie innere Organe. Oft erkranken oder sterben die Geschädigten später an Krebs. Die häufigsten Krebsarten, die in so einem Fall auftreten sind: Leukämie (Blutkrebs), Schilddrüsen-, Lungen- oder Brustkrebs. Die Schwere der Schädigung hängt von der empfangenen Strahlendosis ab, das bedeutet, von der Menge der radioaktiven Partikel, die auf einem Mal oder über längere Zeit in und auf den Körper gelangt ist.

Nach den Explosionen in der Atomkraftwerksanlage Daiichi in Fukushima, wie auch bei der Explosion des Atomreaktors in Tschernobyl, sind sehr viel verschiedene radioaktive Stoffe in die Umwelt gelangt, darunter zum Beispiel Jod-131 und Cäsium-137. Auch Strontium-90 konnte aus dem Reaktoren entweichen. Diese beispielhaft genannten Stoffe haben unterschiedliche Wirkungen auf den Menschen.

Jod wird normalerweise vom menschlichen Körper unbedingt benötigt. Es wird über Luft und Nahrung aufgenommen und in der Schilddrüse gelagert, da es für ihr Funktionieren wichtig ist. Die Schilddrüse ist sehr wichtig, denn sie versorgt den Körper mit Hormonen und sorgt für einen gut aufeinander abgestimmten Stoffwechsel. Doch unterscheidet der Körper nicht zwischen Jod und radioaktivem Jod. Auf diese Weise gelangt das letztere ebenso in die Schilddrüse und kann dort Krebs auslösen. Strontium kommt in ganz geringen Mengen im menschlichen Körper vor, bisher ist jedoch eine genaue biologische Wirkweise nicht bekannt. Aber es ist dem Calcium ähnlich, das wichtig für den Knochenbau ist. Aufgrund der Ähnlichkeit kann das Strontium-90 ebenfalls in den Knochen eingelagert werden, wo es durch seine radioaktive Strahlung Schäden verursacht.

Was noch gesagt werden sollte ist: je jünger ein Mensch ist, desto empfindlicher reagiert der Körper auf radioaktive Belastung. Kinder, auch ungeborene, sind viel gefährdeter an Krebs zu erkranken als Erwachsene. Ihr Körper befindet sich im Wachstum. Das bedeutet, die Zellen vermehren sich viel schneller und in höherem Maße als bei ausgewachsenen Personen. Der Körper nimmt viele Stoffe auf und lagert sie ein, er kann aber nicht zwischen radioaktiven und nicht-radioaktiven Stoffen unterscheiden. Bei Erwachsenen gibt es allerdings auch noch Zellen, die rascher erneuert werden als andere. Deswegen sind diese ebenfalls besonders gefährdet (zum Beispiel das Knochenmark, die Schleimhäute, die Haare oder das Blut).


Radioaktive Strahlung: die Wirkung auf Tiere

Nach dem Unfall in Tschernobyl wurden die dort lebenden Tiere genau wie die Menschen der Strahlung ausgesetzt. Tiere, die sich in der Nähe des Unglücksortes aufhielten, sind kurz danach verendet - viele von denen, die sich etwas weiter entfernt befanden, überlebten. Die vielen verschiedenen radioaktiven Partikel, die bei der Explosion des Reaktors ausgestoßen wurden, wirkten unterschiedlich auf die Tiere. Es gibt aber nur wenig Untersuchungen über die Schäden, die sich bei den Tieren einstellten. Ihre Gesundheit war meistens nur von Interesse, wenn geprüft werden sollte, ob sie sich als Nahrung für den Menschen noch eignen. Wie beispielsweise das radioaktive Jod (Jod-131) auf Wirbeltiere wirkt, ist weitgehend unerforscht. Es gab Versuche an Mäusen. Sie bildeten Tumore an der Schilddrüse aus, die aber meist nicht bösartig waren. Doch ist das keine zuverlässige Aussage, denn Mäuse leben nicht sehr lange und man weiß nicht, wie diese Tumore sich während einer längeren Lebenszeit entwickelt hätten. Ein urkainischer Biologe stellte fest, dass beispielsweise Schwalben Tumore an Füßen und Augen entwickelten, dass sie kleinere Eier legten und ihnen lange Schwanzfedern wuchsen, die ihnen das Fliegen erschwerten.

In dem Gebiet um Tschernobyl wurden bei Tieren 15 verschiedene Anomalien gefunden, 10 davon waren sonst nirgends auf der Welt bekannt. Nach und nach kamen die Tiere zurück. Doch genaue Untersuchungsergebnisse über die durch die Strahlung ausgelösten Veränderungen (Mutationen) in den Tieren gibt es nicht. Waren die Mutationen zu groß und kam es zu starken Missbildungen, starben sie. Das Interesse an den Tieren, die sich in die für Menschen gesperrten Gebiete um die Reaktorruine herum angesiedelt haben, ist erst in den letzten Jahren gestiegen. Es gibt viele Fragen. Warum können die Tiere überhaupt dort leben? Welche Krankheiten entwickeln sie? Ist ihre Lebenszeit verkürzt? Wie sieht die Nachkommenschaft aus, wurden Zellschädigungen weitergegeben? Hat sich ihr Verhalten verändert?


Radioaktive Strahlung: die Wirkung auf Pflanzen

Die Pflanzen können unterschiedlich mit der Radioaktivität umgehen. Die Beobachtungen und Forschungen fanden nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl statt. So sollen Birken die Strahlung ziemlich gut verkraften, während Kiefern Veränderungen im Nadelwachstum aufwiesen. Bei Sojabohnen wurden durch die radioaktive Strahlung Eiweiße (Proteine) verändert, was ihnen ermöglichte, gut mit den Folgen der Strahlung umzugehen. Beim Weizen wurde das Erbgut beschädigt. Die Veränderungen werden an die nächste Generation weitergegeben. Allerdings kann man nicht vorhersagen, welche Folgen das hat, beziehungsweise, was für Veränderungen auftreten werden.

Allgemein kann gesagt werden, dass Pflanzen, die viel Wasser speichern wie etwa Algen, Spinat, Salat oder Pilze, stärker durch die Einlagerung von radioaktivem Cäsium (Cäsium-137) belastet sind als andere. Pflanzen im Wald sind besonders betroffen. Die radioaktiven Niederschläge (Fallout) werden durch den Regen recht gut im Waldboden gespeichert. Deswegen enthält die Humusschicht dort große Mengen an Cäsium-137, wo es von Bodenorganismen, Pflanzen und Pilzen rasch aufgenommen wird. Das Schlimme daran ist, dass im Herbst, wenn das Laub zu Boden fällt, auch die in ihnen enthaltenen radioaktiven Stoffe wieder in den Prozess der Humusbildung gelangen und im Boden bleiben. So werden auch noch Jahrzehnte nach der Katastrophe von Tschernobyl hohe Werte radioaktiver Strahlung besonders in den betroffenen Waldgegenden gemessen.


Im nächsten Teil:

Wie kommt es dazu, dass immer noch radioaktive Stoffe aus der zerstörten Atomkraftwerksanlage Daiichi in Fukushima in den Pazifik geleitet werden? Welche Auswirkungen hat das auf die Lebewesen im Meer?

Fortsetzung folgt ...


Anmerkung:

Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://www.tibs.at/book/export/html/376

http://www.cyclopaedia.de/wiki/Vertrag-zum-Verbot-von-Nuklearwaffentests-in-der-Atmosphaere,-im-Weltraum-und-unter-Wasser#wikipedia

http://flexikon.doccheck.com/de/Strahlenkrankheit

http://www.3sat.de/page/?source=/nano/umwelt/153748/index.html

http://www.vbio.de/der_vbio/landesverbaende/nordrhein_westfalen/medientipps/dirdossier/index_ger.html

https://www.berlinonline.de/themen/gesundheit-und-beauty/gesundheit/ratgeber/1679210-225-radioaktivitaet-welche-gefahr-droht-durc.html

4. Juli 2015


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