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VORSICHT/022: Viren - Freunde und Feinde ... (SB)



Seit Ende Dezember 2019 das gefährliche Corona-Virus in Chinas Millionenstadt Wuhan die ersten Bewohner befallen hatte, breitete es sich zunächst in China, dann auch in vielen anderen Ländern der Erde aus und führte bei vielen Menschen zu leichten, schweren und sogar oftmals tödlichen Krankheitsverläufen. Zunächst stieg die Zahl der Betroffenen in China langsam, dann immer rascher an und leider nahm auch die Zahl der Toten eine beängstigende Größe an. Hier in Deutschland konnte das Corona-Virus zunächst bei Menschen in Bayern festgestellt werden. Mittlerweile werden jedoch in fast allen Bundesländern Krankheitsfälle gemeldet und überall steigen die Zahlen der Erkrankten weiter an. Es stellt sich nun die Frage, womit wir es bei einem Virus überhaupt zu tun haben? Warum kann es für uns Menschen so bedrohlich werden? Was macht seine Bekämpfung so schwierig?


Was ist eigentlich ein Virus?

Bei einem Virus handelt es sich um kein Lebewesen, denn es besitzt keinen eigenen Stoffwechsel und es fehlt ihm auch die Möglichkeit zur eigenständigen Replikation (Verdopplung der Vererbungsanlagen). Allerdings enthält ein Virus das vollständige Programm (Gencode) zur Vermehrung und Ausbreitung, benötigt zu dessen Ausführung jedoch die Wirtszelle, die die dafür erforderlichen Strukturen besitzt. Das bedeutet, ein Virus kann seinem Verhalten nach als Parasit angesehen werden, der in eine Zelle eindringt und deren Stoffwechselfunktionen benutzt, um sich zu vermehren. Die Zelle selbst stirbt ab. Als Wirtszellen werden jene von Eukaryonten, also von höher entwickelten Lebewesen wie Pflanzen, Tiere, Pilze und Menschen genutzt. Es gibt aber auch Viren, die vorzugsweise in die Zellen von Prokaryonten (Bakterien und Archaeen, d.h. Urbakterien) eindringen. Da Viren keine Lebewesen sind, können sie auch nicht mit den gleichen Mitteln wie beispielsweise Bakterien oder ähnlich lebende Organismen bekämpft werden. Das ist mit ein Grund dafür, dass es nicht ganz einfach ist, die schädlichen Viren unter Kontrolle zu bringen oder zu vernichten.


Der Mensch beherbergt unzählige Mikroorganismen - auch Viren

Der menschliche Körper darf als ein sehr umfangreiches Ökosystem betrachtet werden, denn eine kaum zu benennende Anzahl an Bakterien, Pilzen und Viren befinden sich in und auf ihm und wechselwirken in unterschiedlicher Weise miteinander. Man spricht bereits von der medizinischen Ökologie, die es zu beachten und zu erforschen gilt. Ihr Schwerpunkt ist es, die Wirkung der Mikroorganismen auf die Gesundheit des Menschen zu untersuchen. Mittlerweile konnten Wissenschaftler sich ein gutes Bild von den vorteilhaften Wirkungen von Bakterien auf unsere Körperfunktionen machen, doch bei den Viren erweist sich die Erforschung als schwierig. Das hängt unter anderem mit ihrer gewaltigen Anzahl zusammen, die in unserem Körper vorhanden sind.

Ein Beispiel mag es verdeutlichen: 1 Gramm Kot enthält ungefähr 1 Milliarde Viren, aber "nur" hundert Millionen Bakterien. Außerdem gibt es nicht die nur bösen oder die nur guten Viren, das heißt, sie lösen nicht dauernd Krankheiten aus, sind aber auch nicht immer harmlos. Des Weiteren können Viren in ungeheuer schneller Folge mutieren, das bedeutet, ihre Erbinformation verändert sich und damit auch die Wirkweise des Virus. Aus einst harmlosen Viren könnten sich irgendwann auch krankmachende entwickeln. Dringen Virionen, so werden die Viren genannt, solange sie sich außerhalb einer Zelle aufhalten, in eine Wirtszelle ein und übernehmen deren Stoffwechsel, wird mit dessen Hilfe das viruseigene Erbmaterial vervielfältigt. Bei einer bestimmten Menge wird dieses veränderte Material als neue Virionen aus der Wirtszelle ausgeschleust. Auf diese Weise können sie sich unendlich vermehren und weiter verbreiten. Die dabei mögliche große Vielfalt an Mutationen macht eine genaue Erfassung der verschiedenen Virusarten sehr schwer.


Warum sind überhaupt Viren in unserem Körper?

Für Wissenschaftler ist es nicht einfach, den genauen Nutzen von körpereigenen Viren zu erkennen. Oft weiß man nur, dass ihr Vorhandensein keine schädliche Wirkung auf die Gesundheit des Menschen hat. Es wird allerdings vermutet, dass einige im Zusammenhang mit dem Immunsystem stehen, sozusagen von ihm kontrolliert werden. Steigt ihre Anzahl übermäßig an, könnte das ein Hinweis auf eine Erkrankung sein. Das sind bislang noch Annahmen und Möglichkeiten. Andererseits wird die hohe Anzahl an Viren in unserem Körper, die als harmlos gelten, so gedeutet, dass es eine lange gemeinsame Evolution von Mensch und Viren gegeben hat, die sich bis heute fortsetzt. Die unterschwellige Gefahr dieser Mitbewohner liegt in ihrer Fähigkeit zur raschen Veränderung (Mutation), bei der nie sicher ist, ob sie sich positiv oder negativ auf die Gesundheit des Menschen auswirkt.


Was ist ein Corona-Virus?

Coranaviren wurden Mitte der 1960er Jahre erstmals entdeckt. Säugetiere, Menschen und Vögel können mit ihnen infiziert werden. Beim Menschen können diese Viren verschiedene Krankheiten auslösen, von der gewöhnlichen Erkältung bis hin zu sehr gefährlichen Lungenkrankheiten, die auch tödlich enden können. Übertragen wird das Virus hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion, das bedeutet, wenn ein Mensch niest oder hustet werden viele fast unsichtbar kleine Tröpfchen ausgepustet und breiten sich in der Umgebungsluft aus. Atmet ein anderer Mensch diese ein, gelangen die Viren, genauer gesagt, die sehr winzigen Virionen (1 Virion = 15 nm, Nanometer bis 440 nm. Ein Nanometer ist eine Zahl mit 9 Nullen hinter dem Komma 0,00000000015 Meter) über die Schleimhäute der Atemwege, also Nase und Mund, in den Körper. Bei dieser Winzigkeit passen ungeheuer viele von ihnen in ein Tröpfchen, das für sich genommen ja ebenfalls sehr, sehr klein ist.

Auch über die Hände ist eine Übertragung möglich, wenn ein Mensch zuvor in seine hinein gehustet hat und dem anderen Menschen die Hand gibt, der sich dann vielleicht ganz unbedarft die Augen reibt, können die Virionen auch über die Augenbindehaut ins Körperinnere gelangen. Wie schädlich sich ein Virusbefall bei den Menschen auswirkt, hängt davon ab, wie stark sein Immunsystem ist, dass sich gegen den Angriff wehren kann. Alte Menschen, wie auch all jene, die bereits an anderen Krankheiten leiden, sind besonders gefährdet, weil ihr Immunsystem bereits geschwächt ist. So kann diese Krankheit einen leichten Verlauf zeigen, der vergleichbar mit einem grippalen Infekt ist oder auch in eine starke Erkältung mit Fieber übergehen. Schlimm wird es, wenn die Lunge ebenfalls betroffen ist, denn eine Lungenentzündung ist immer sehr gefährlich und kann unter Umständen auch zum Tod führen.

Doch gibt es eine Reihe von einfachen Maßnahmen, um sich zu schützen. Eigentlich lässt man die gleiche Vorsicht walten, wie in den winterlichen Erkältungszeiten. Beim Niesen oder Husten wendet man sich ab. Grundsätzlich hält man dabei nicht die Hände vor den Mund, sondern niest bzw. hustet in die Ellenbeuge. Auch gibt man demjenigen nicht die Hand oder wäschst sich seine Hände danach gründlich mit Seife. Man muss keine Desinfektionsmittel verwenden, gründliches und sorgfältiges Händewaschen, also auch zwischen den Fingern, reicht aus. Außerdem sollte man viel an die frische Luft gehen und sich nicht zu lange in überheizten Räumen aufhalten. Wenn möglich ist es gut, viel Obst zu essen und Vitamine aufzunehmen. Also, es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, sich umsichtig zu verhalten ohne in Panik zu geraten. Wachsamkeit ist sicherlich vonnöten, aber zu große Angst ist nicht gut.


Waldfrieden

Auf des Baumes feuchter Rinde
hat sich Fäulnis eingefunden,
um mit Pilzen und Gesinde
seine Seele zu verwunden,
dessen Lebenskraft zu zehren
und statt Baumes grüner Pracht
eig'nen Wildwuchs zu ernähren
und zu schaden Tag und Nacht.
Gibt der Baum sein Letztes her
und verschenkt sich mit Substanz,
wüten die Schmarotzer mehr,
feiern ihren Siegestanz.

Doch die grüne Unschuld trügt,
hatten nicht der Bäume Schatten
auch die Wiesen umgepflügt,
sich zu nehmen, was die hatten?

Und zuvor die ander'n Pflanzen
haben sich auf lange Sicht
auch genommen von dem Ganzen
wie vom warmen Sonnenlicht.

Siehst du schöne Blumenfelder,
Kostbarkeiten der Natur,
Sümpfe, Wiesen oder Wälder,
findest du die Sieger nur
eines rigorosen Krieges
um den Platz im Sonnenlicht,
wassernah im Fall des Sieges,
die Verlierer siehst du nicht.

So, am Beispiel uns'rer Bäume,
schreibt sich die Exilgeschichte
in den Schlaf verbannter Träume
oder Phantasiegeschichte
einer Wirklichkeit und Welt,
die das unscheinbare Leben
gegen alles and're hält
und nicht nehmen kann, nur geben.

Dafür rauscht in Wipfelblättern
vielversprechend doch der Wind,
läßt es wachsen oder klettern,
daß es auch gedeiht, das Kind,
und erkennt erst ausgereift,
daß der Wind nicht mit ihm flüstert,
sondern durch die Äste pfeift,
wie im Ofen Feuer knistert.

Wenn wir lange genug warten,
eines Tages, hier und jetzt,
ist des Edens schöner Garten
umgepflügt und neu besetzt.

Und Bazillen oder Viren
geh'n mit ihrem Nachwuchs bald
voller Lebenslust spazieren
durch den Virenmärchenwald.

(Helmut Barthel, 2004)

(veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors)


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin-ernaehrung/der-nutzen-von-viren-im-menschlichen-koerper-14528200.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste.html


14. März 2020


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