Schattenblick → INFOPOOL → KINDERBLICK → NATURKUNDE


WISSENSDURST/030: Himmelsleiter Wissenschaft - niemand ausgenommen ... (SB)


Himmelsleiter Wissenschaft - niemand ausgenommen ...



Grafik: © 2012 by Schattenblick

Ben und Stefan - Buntstiftzeichnung: © 2012 by Schattenblick

Stefan und Ben haben kürzlich ein Repair-Café aufgesucht und sich dort umgesehen. Ihnen gefiel es, dass Menschen hier dabei waren, defekte Geräte zu reparieren, statt sie gleich wegzuwerfen. Einige taten es, weil sie nur wenig Geld hatten und sich nicht einfach etwas Neues leisten konnten, andere mit dem Gedanken an die Umweltbelastung oder an den Rohstoffverbrauch, den sie auf diese Weise zu verringern hofften. Diese Bemühungen gefielen den beiden Jungs sehr, übrig blieb aber trotz allem die Frage, warum es so schwierig ist, langlebige Produkte herzustellen.

Stefan: "Ben, ich versuche mir gerade vorzustellen, wie es aussehen würde, wenn nichts mehr kaputt geht. Ganz viele Menschen, die ihre Arbeit in den Unternehmen haben, also alle, die die Produkte herstellen, wären dann wohl arbeitslos. Es müssten ja nur noch wenige Geräte und so weiter hergestellt werden für all jene, die ein Produkt zum ersten mal kaufen."

Ben: "Willst du damit sagen, dass man nichts verändern kann?"

Stefan: "Nein, so krass würde ich das nicht sagen. Aber ich denke, man müsste auch noch so viel mehr verändern als nur die Geräte. Allerdings wäre schon viel getan, wenn sie nicht gleich neu gekauft werden müssten, weil sie defekt sind."

Ben: "Vielleicht reicht es auch schon aus, wenn jeder so viel wie möglich über Herstellungsbedingungen, Verbrauch von Rohstoffen, beziehungsweise über Verschleiß durch Benutzung und so Bescheid weiß und er sich dann entsprechend achtsam verhält?"

Stefan: "Tja, eine richtige Antwort finden wir wohl so schnell nicht. Aber das mit dem Bescheidwissen scheint mir ziemlich wichtig zu sein. Seit ich weiß, was für Rohstoffe für die Herstellung eines Laptops, Tablets oder Smartphones benötigt werden, hab ich irgendwie das Gefühl, ich müsste sie beschützen, damit sie nicht zu Schaden kommen."

Stefan und Ben lachten, aber dann merkten sie, dass das Gefühl, das Stefan beschrieben hatte, ein Verantwortungsgefühl sein könnte. Keiner von ihnen möchte wirklich auf ein Smartphone verzichten, nachdem es bei beiden lange gedauert hatte, bis sie endlich eines ihr eigen nennen konnten. Eine ganze Weile saßen sie einfach nur da und grübelten.

Ben: "Ich hab mir überlegt, warum es möglich ist, dass Produkte hergestellt werden, die nur eine kurze, begrenzte Lebenszeit haben. Also, ich hab' mir das so gedacht: Oft sind es genau diese Sachen, die auch günstig zu haben sind, die nicht so lange halten. Viele Leute, und da können wir uns wohl dazu rechnen, kaufen natürlich gerne billigere Dinge - eben weil wir nicht so viel Geld haben. Mir kommt das vor wie eine stille, nicht ganz freiwillige Übereinkunft zwischen Kunden und Herstellern."

Stefan: "Wie meinst du das?"

Ben: "Nun, ich gehe mal von mir aus. Wenn ich etwas Billiges kaufe und es nur kurze Zeit funktioniert, bin ich zwar enttäuscht, aber irgendwie habe ich auch damit gerechnet. Weißt du, wie so eine Art Glücksspiel. Manchmal halten solche Produkte erstaunlich lange, aber meistens eben nicht. Da sie aber so billig sind, kaufe ich sie trotzdem, weil ich mir etwas Teures nicht leisten kann."

Stefan: "Tja, da ist was dran. Das ist ganz schön verzwickt. Wenn man gute Qualität und lange funktionsfähige oder haltbare Dinge kaufen will, muss man wohl mehr dafür bezahlen - jedenfalls würde ich davon ausgehen, dass es sich bei teuren Sachen auch um eine bessere Qualität handelt. Will man sie günstiger haben, muss man damit rechnen, dass sie oftmals schon früh ihren Geist aufgeben. Aber was können wir denn überhaupt unternehmen?"

Ben: "Ich weiß es auch nicht. Vielleicht ist es an jedem einzelnen, sich Gedanken zu machen. Ich könnte mir vorstellen, dass ich viel vorsichtiger und umsichtiger mit Geräten, mit Essen, mit Klamotten und so umgehen würde, wenn ich wüsste , wie das alles produziert wird und was für Folgen das für Boden, Luft, Wasser, Menschen, Tiere und Pflanzen hat. Weißt du, was ich meine?"

Stefan: "Klar, das heißt, man muss nicht nichts kaufen, aber mit Bedacht. Und die Leute aus dem Repair-Café geben ein gutes Beispiel dafür, dass man auch nicht gleich etwas wegwerfen muss, wenn 's nicht mehr funktioniert."

Ben: "Also, ich denke, dass wir nicht viel mehr erreichen können, aber wenn mehr Menschen umdenken und behutsamer mit allem umgehen, dann ist schon viel gewonnen."

Stefan: "Glaube ich auch. Aber noch mal was anderes, hängt irgendwie auch noch mit unserem Thema zusammen. Gestern hat meine Mutter mir eine Broschüre zu lesen gegeben 'Pro Idee' - Concept Store von 2016. Also natürlich frage ich mich nicht erst seit gestern, warum immer mehr elektrische Geräte erfunden und gebaut werden, aber was ich da gelesen habe ..."

Ben: "Na los, nun erzähl schon!"

Stefan: "Also es gibt einen Thermoflamm-Unkrautvernichter, der elektrisch betrieben wird mit 2000 Watt oder eine Art Gartenbürste zum Reinigen von Steinen, Oberflächen und Fugen, ebenfalls elektrisch, 500 Watt, ein Würstchen-Toaster, elektrisch 2000 Watt, und elektrische Rollschuhe, ein Elektro-Scooter ..."

Ben: "Was ist das denn für ein Gerät?"

Stefan: "Eine Art Roller auf drei Rädern, man stellt sich einfach hinten drauf und fährt los. Aber du kannst auch noch einen Kosmetik-Spiegel mit Beleuchtung und Multimedia-Center kaufen, Akku- oder Netzbetrieben."

Ben: "Klar, den nehm' ich."

Stefan: "Meinst du, dass man sagen kann, diese Angebote gibt es nur, weil es dafür auch Käufer gibt, die meinen diese Sachen prima gebrauchen zu können?"

Ben: "Ja, ich denke schon. Vielleicht ist es so etwas ähnliches wie Leckermachen. Also, man bietet diese neuen elektrischen Produkte an mit entsprechend toller Werbung und wenn sich jedoch niemand oder fast niemand dafür interessiert, dann würden sie auch nicht mehr hergestellt werden, so sehe ich das."

Stefan: "Dann sind nicht nur die Unternehmen, die immer weitere Strom verbrauchende Geräte erzeugen, für den steigenden Energiebedarf verantwortlich, sondern auch die Käufer."

Ben: "Tja, das ist richtig. Wie gesagt, wäre da ein anderes Bewußtsein und Veranwortungsgefühl, wäre schon einiges gewonnen. Ich finde es eigentlich großartig, dass jeder etwas verändern kann. Jeder kann sich informieren und seine Entscheidungen überdenken und der Ernst der Lage macht ein Umdenken dringend erforderlich."

Stefan und Ben saßen noch eine Weile zusammen und jeder hing seinen Gedanken nach. Ihnen kam vieles in den Sinn, was eigentlich gar nicht in Betrieb sein sollte, nicht produziert werden dürfte, wenn die Konsequenzen mit in die Entscheidungen eingeflossen wären. Sie dachten beispielsweise an die Atomkraftwerke, die Kohlekraftwerke, das Fracking oder das Abbauen der Seltenen Erden. Oder ist es womöglich noch schlimmer und es wird wider besseren Wissens gehandelt?

Fortsetzung folgt ...


21. Juni 2016


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang