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WISSENSDURST/048: Plastik - und ist es wirklich günstiger ... (SB)


Ben und Stefan - Buntstiftzeichnung: © by Schattenblick

Grafik: © by Schattenblick


Stefan und Ben waren etwas überrascht, dass aus Erdöl auch Kunststoffe hergestellt werden. Sie wollten genau wissen, welche technischen Verfahren dafür notwendig sind, um aus der schwarzen, schweren Flüssigkeit, den Rohstoff für die Plastikherstellung zu gewinnen.

Ben: "Gestern habe ich noch versucht in Erfahrung zu bringen, wie hoch der Energieverbrauch bei der Produktion von Kunststoffen ist und ob auch hier schon umweltschädliche Stoffe entstehen. Also, der Energieverbrauch lässt sich ganz grob als sehr hoch einstufen und auch der Bedarf an Wasser ist enorm. Ich habe ein Diagramm gefunden, in dem der Energieverbrauch von verschiedenen Stoffen angezeigt ist. Die Herstellung von Aluminium verbraucht am allermeisten Strom, es folgen mit einem kleinen Abstand bereits die Kunststoffe (PET, Polystyrol, Polyethylen), dann erst werden Papier und Karton angeführt."

Stefan: "Auf welche Mengen beziehen sich die Angaben?"

Ben: "Auf 1 Kilogramm. Aber es ist trotzdem nicht so einfach zu vergleichen, denn um ein 1 kg Glas herzustellen, verbraucht man deutlich weniger Energie als für die Produktion von einem Kilogramm Kunststoff. Doch nun kommt es: aus 1 kg Glas können ca. drei 1-Liter-Flaschen hergestellt werden, während aus einem Kilogramm Kunststoff zwanzig Flaschen der gleichen Größe erzeugt werden können. So gesehen wären die Kunststoff-Flaschen von Vorteil, mengenmäßig betrachtet."

Stefan: "Tja, das scheint eindeutig ein Pluspunkt für die
Plastikflasche zu sein."

Ben: "Nein, warte, so einfach ist das auch nicht. Also um 1 Tonne (1000 kg) Glas herzustellen braucht man 7 GigaJoule Energie, das wäre ein Stromverbrauch von ungefähr 1944 kWh. Bei der Produktion von 1 Tonne Kunststoff werden zwischen 60 und 80 GigaJoule Energie verbraucht, anders ausgedrückt: ca. 16.670 kWh bis 22.200 kWh (Kilowattstunden). Das wäre dann wieder eindeutig ein Vorteil für die Glasflaschen. Abgesehen davon, können sie auch immer wieder verwendet werden. Ob das auch mit Plastikflaschen möglich ist, weiß ich nicht. Das sollten wir dann prüfen."

Stefan: "Wow, das ist ganz schön viel. Weißt du auch wie viel Wasser bei der Kunststoffherstellung gebraucht wird, bei der Glasproduktion soll ja nur wenig verwendet werden. Für das Schmelzen von großen Mengen Sand und den Zutaten Soda, Feldspat, Kalk und Dolormit braucht man kein Wasser, sondern Energie um die hohen Schmelztemperaturen zu erreichen."

Ben: "Ja, stimmt, und was die Kunststoffe betrifft, da habe ich auch etwas gefunden und das ist ziemlich heftig. Der Wasserverbrauch zur Herstellung von 1 Tonne (1000 kg) Kunststoff soll zwischen 300.000 bis 500.000 Liter Wasser betragen."

Stefan: "Puh, das hört sich ganz gewaltig viel an, aber auf jeden Fall mehr als bei der Glasproduktion. Na ja, und das Erdöl als Rohstoff für Kunststoffe ist auch nicht einfach so da, das musste erst einmal aus der Erde geholt werden. Der Sand, ein großer Bestandteil der Glasproduktion, ist leichter zu haben, aber was die anderen erforderlichen Zutaten anbelangt, da weiß ich nicht, ob deren Beschaffung oder Abbau schwierig ist. Man muss schon genau hinsehen, um die Vor- und Nachteile von Glas, Kunststoff oder Naturstoffen zu erfassen."

Ben: "Wie kommst du jetzt auf Naturstoffe?"

Stefan: "Na ja, wir hatten ja festgestellt, dass es eigentlich ganz gut ist, wenn keine Naturstoffe verarbeitet werden, um die natürlichen Ressourcen zu schonen. Bis dahin hatten wir doch gedacht, dass Kunststoffe in der Hinsicht eine tolle Erfindung sind. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher."

Ben: "Ah ja, jetzt weiß ich worauf du hinaus willst. Holz, Kautschuk, Flachs oder Mais sind nachwachsende Rohstoffe, aber ihre Anpflanzung und ihre Verarbeitung kosten auch Energie und ihr Anbau in Monokulturen bringt eine Menge Nachteile mit sich. Außerdem stelle ich mir gerade vor, wie viel Landflächen für diese nachwachsenden Rohstoffe benötigt werden, um der Menge an Gebrauchsgegenständen, die zuvor aus Kunststoffen gefertigt wurden, zu entsprechen."

Stefan: "Jetzt spinne ich den Faden mal weiter ... außerdem würden landwirtschaftliche Flächen, die für den Anbau von Nahrung genutzt werden, verloren gehen."

Ben: "Genau. Also, wieder zurück zur Kunststoffproduktion. Die verschlingt zwar enorme Mengen an Energie, Rohstoffen und Wasser, sorgt aber dafür, dass beinahe alle Gebrauchsgegenstände aus Kunststoff hergestellt werden können. Das ist wirklich nicht einfach herauszufinden, was für die Umwelt besser ist. Wahrscheinlich ist es am besten, wenn man die Kunststoffprodukte umsichtig benutzt, sie sozusagen als viel wertvoller ansieht, also, sie nicht so leichtfertig weg wirft, die Gegenstände aus Plastik länger benutzt, vielleicht würde das die Müllberge schon schrumpfen lassen? Auch könnte, glaube ich jedenfalls, unglaublich viel Plastik eingespart werden, wenn nicht Nahrungsmittel, Geschenke, Gebrauchsgegenstände oder Süßigkeiten doppelt und dreifach in Kunststoff-Folien, Plastiktüten oder Kunststoffbehältern verpackt werden würden."


Am Ufer liegen hauptsächlich leere Plastikflaschen in großen Mengen - Foto: 2010, by Vberger [Public domain], from Wikimedia Commons

Plastikmüll am Ufer des Roten Meeres
Foto: 2010, by Vberger [Public domain], from Wikimedia Commons

Stefan: "Da fällt mir noch etwas ein, das allerdings auch ein schlechtes Licht auf Plastik wirft. Meine Mutter hatte mal wieder einen kleinen Streit mit unserem besserwisserischen Nachbarn. Als er sie mit ihrem Einkaufsnetz kommen sah, entdeckte er die Mineralwasserflaschen aus Plastik und ermahnte sie sofort, dass diese Flaschen doch schädlich für die Gesundheit seien und warum sie denn keine Glasflaschen kaufe. Was soll ich sagen, meine Mutter ist explodiert, weil sie sich nicht gern von dem Mann schulmeistern lässt. Als ich nach Hause kam, erzählte sie mir gleich von der Begegnung und hatte sich inzwischen auch schon schlau gemacht, was die Gesundheitsschädlichkeit von Plastik betrifft."

Das Bild zeigt eine einzelne, große, durchsichtige Plastikflasche - Foto: 2011, by Jesusalconada [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], from Wikimedia Commons

Wasserflasche aus Plastik
Foto: 2011, by Jesusalconada [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], from Wikimedia Commons

Ben: "Und was hat sie herausgefunden?"

Stefan: "Na, da scheint schon etwas dran zu sein. Ich finde jedenfalls, dass wir uns das mal genauer anschauen, kann nichts schaden, oder was meinst du?"

Ben: "Nee, bestimmt nicht, aber lass uns das auf morgen verschieben, für heute muss ich gestehen, habe ich erst einmal genug über Glas und Plastik gehört. Was ist mit dir?"

Stefan: "Einverstanden, dann mach ich mich jetzt mal auf die Socken, äh, tret in die Pedalen und unterwegs begegnen mir dann überall Plastikprodukte, ja?"

Fortsetzung folgt ...

Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://webarchiv.hunold-knoop.de/de/wissen/wissenswertes_energieverbrauch.php

https://www.test-wasser.de/wasser-industrie



22. Oktober 2018


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