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WISSENSDURST/049: Plastik - Kollateralschäden ... (SB)


Ben und Stefan - Buntstiftzeichnung: © by Schattenblick

Grafik: © by Schattenblick

Stefan und Ben haben in Erfahrung gebracht, dass die Herstellung von Kunststoff eine große Menge an Energie und Wasser verbraucht. Sie verglichen den Produktionsaufwand von Plastikflaschen und Glasflaschen, soweit ihnen das möglich war. Nach Abwägen der Vor- und Nachteile kamen sie zu dem Schluss, dass man die Plastikgegenstände, die heute in Gebrauch sind, nicht einfach durch Naturstoffe oder Glas ersetzen kann, ohne wiederum schwerwiegende Eingriffe in die Umwelt vorzunehmen. Doch bevor sie darüber nachdenken wollten, was in dieser Situation zu unternehmen sei, um die fortwährende Produktion von Plastik zu verringern, widmeten sie sich den gesundheitlichen Gefahren, die von bestimmten Kunststoffprodukten ausgehen.

Stefan: "Also, lass uns mal der Behauptung von unserem superschlauen Nachbarn nachgehen, der meiner Mutter sagte, dass Plastikflaschen gesundheitsschädlich seien. Ich meine, das wäre schrecklich, denn fast alle Getränke, die ich gern trinke, werden in Plastikflaschen verkauft - und ich trinke schon so lange ich denken kann daraus."

Ben: "Na, dann mach dich auf was gefasst. Gestern Abend haben meine Eltern einen Film im Fernsehen gesehen: eine Familie führte ein Experiment durch, in dem es darum ging, sämtlichen Kunststoff aus ihrem Haushalt zu verbannen und auch keine neuen Plastikgegenstände zu kaufen. Das war unmöglich, denn selbst in Geräten, die außen aus Metall sind, befinden sich kleine Kunststoffelemente. Danach wurde dann noch eine Dokumentation über gesundheitliche Gefahren, die von Kunststoffen ausgehen, gesendet. Da hab' ich mich natürlich zu ihnen gesetzt. Ich habe nicht alles behalten, aber wir sollten uns da unbedingt noch weitere Informationen holen, denn das war teilweise so ungeheuerlich, dass ich es fast nicht glauben wollte."

Stefan: "Das hört sich aber gar nicht gut an."

Ben: "In der Tat und damit du gleich einen Schrecken bekommst, in den Plastikflaschen, wie auch in vielen anderen Plastikverpackungen für Lebensmittel, befinden sich Weichmacher."

Stefan: "Wie bitte, was bedeutet 'Weichmacher'?"

Ben: "Na, wir wissen inzwischen ja, dass der Rohstoff für die meisten Kunststoffe Erdöl ist. Doch ist das daraus hergestellte Ausgangsmaterial oft spröde und hart, und um ihm die gewünschten Kunststoffeigenschaften zu verleihen, muss man eine Reihe an Zusatzstoffen hinzufügen wie Füllstoffe, Stabilisatoren, Flammschutzmittel und eben auch Weichmacher. Insgesamt machen diese Zusätze Kunststoffe geschmeidig, damit sie gut formbar, dehnbar und gleichwohl auch belastbar sind, und sie werden vielfach in Verpackungen für Lebensmittel verwendet."

Stefan: "Das ist doch verständlich, ich meine, wie sonst sollte ich Frischhaltefolie über den Käseteller spannen? Oder wie sollten sonst wohl runde und biegsame Gefäße hergestellt werden können?"

Ben: "Klar, soweit so gut. Nun aber kommt 's. All diese Substanzen, so auch die Weichmacher, bleiben nicht im Kunststoff gebunden, sondern können sich daraus lösen und landen beispielsweise in dem Getränk, das du in einer Plastikflasche kaufst."


Babyflaschen, Getränkeflaschen, Becher, Teller, Kleidung, Schuhe - Grafik: © 2018 by Schattenblick

Grafik: © 2018 by Schattenblick

Stefan: "Oh je, und was bewirken sie dort, sind sie giftig?"

Ben: "Entschuldige, Stefan, aber jetzt wird es kompliziert und wir sollten doch lieber noch etwas genauer nachforschen, denn so wie ich das oberflächlich begriffen habe, wirken diese Substanzen im Körper ähnlich wie Hormone oder hemmen andere Hormone, das weiß ich jetzt nicht. Zwei Namen dieser Weichmacher habe ich mir notiert: Phtalate und Bisphenol A. Besonders schädlich sollen diese Substanzen für Ungeborene und Kleinkinder sein, wo sie zu Verhaltens- und Entwicklungsstörungen führen können."

Stefan: "Das ist gruselig. Und was kann ich mir unter
Verhaltensstörung vorstellen?"

Ben: "Na, so etwas wie das ADHS, das ist das Kürzel für ein sogenanntes Aufmerksamkeitsdefizit und eine Hyperaktivitätsstörung. Ebenso können sich Aggression, Depression und andere emotionale Auffälligkeiten ausbilden. Aber wie gesagt, lass uns das lieber noch einmal überprüfen."

Stefan: "Also, kurz gesagt, man wird zappelig und unkonzentriert, aggressiv oder depressiv, oder so ähnlich? Oh je, ich überlege gerade, wann ich begonnen habe aus Plastikflaschen zu trinken."

Ben: "Ich jedenfalls schon als Baby. Meine Mutter hatte gleich erzählt, dass sie nun ein schlechtes Gewissen hat, weil meine Milchfläschchen aus Kunststoff waren, sogar schon die von meinem großen Bruder."

Stefan: "Und was bedeutet das nun für uns? Aber, vielleicht will ich das gar nicht wissen."

Ben: "Nun komm schon, Stefan, ich denke wir stoßen noch auf eine ganze Menge weiterer Stoffe, die in vielen anderen Produkten enthalten sind und Schaden anrichten können. Denk nur an die Frischhaltefolie."

Stefan: "Danke, du kannst einem Mut machen."

Die beiden setzten sich vor Bens Computer und starteten mit dem Suchbegriff: 'Kunststoffe gesundheitsschädlich?' Sofort erschienen unglaublich viele Einträge auf dem Schirm und sie wählten mehr nach Gefühl einige aus, die sie ausdruckten, sich damit auf den Teppich setzten und die Ausdrucke vor sich ausbreiteten. Nach einer ganzen Weile des Lesens und Notierens stöhnten beide fast gleichzeitig auf.

Ben: "Das hätte ich nicht gedacht. Weichmacher sind anscheinend in sehr vielen Produkten des täglichen Gebrauchs, wie die Phthalate, von denen gibt es allerdings viele verschiedene, dabei wird Bisphenol A (BPA) besonders erwähnt. Einige wirken beispielsweise auf das Hormonsystem, andere auf die Leber. Für all diese Phthalate gibt es unterschiedliche Grenzwerte zum Schutz der Verbraucher. Oh, hör mal, vom Umweltbundesamt heißt es an einer Stelle, dass der Einsatz einiger Phthalate, ich nenne die jetzt mal lieber Weichmacher, damit ich mir die Zunge nicht verknote, in Spielzeug, Babyartikeln, Kosmetika und Lebensmittelverpackungen verboten sind."

Stefan: "Das scheint doch vernünftig, aber warum sind denn nur einige verboten? Sind die anderen ungefährlich?"

Ben: "Ich geb' mal 'Weichmacher in Kunststoffen gesundheitsschädlich' ein, mal sehen, was wir da für Informationen bekommen. Ah, hier hab' ich gleich etwas gefunden. Es gibt ein Forscherteam unter der Leitung einer Frau Frederica Perera von der Columbia University und von einer Frau Susan Schanz von der University of Illionis, beide in den USA. Sie bestätigen, dass Weichmacher Verhaltensstörungen (z.B. ADHS) und geistige Defizite bei Kindern fördern können. In dem Zusammenhang heißt es auch, dass bisher leider nur einige Weichmacher in Kinderspielzeug oder Babyfläschchen verboten sind. Und Susan Schanz fügt hinzu, dass diese Phthalate überall seien, die finden sich in verschiedenen Produkten und deswegen seien wir ihnen täglich ausgesetzt."

Stefan: "Ich habe hier in unseren Ausdrucken noch weiter gelesen. Also, ich fasse das mal zusammen. Besonders gefährdet sind Ungeborene und Kleinkinder. Diese Phthalate gelangen nicht nur über Lebensmittel, sondern auch über die Haut und durch das Einatmen von Hausstaub in den Körper. Besonders leicht dringen sie in Fertigprodukte und in Plastik eingeschlagene fettige Waren ein, wie beispielsweise Mayonnaise oder Fisch. Es wird behauptet, dass in Deutschland die Grenzwerte so gehalten sind, dass beinahe die gesamte Bevölkerung übers Jahr gesehen unter diesen Werten bleibt."

Ben: "Das verstehe ich nicht ganz. Wie kann man das behaupten? Ich meine, wenn ich täglich Mayo esse und drei Flaschen Cola austrinke, dann noch ein Fertiggericht verspeise und was sonst vielleicht noch alles ... Kommt es nicht auf die Menge an, die ich von derart verpackten Lebensmitteln verzehre? Wie kann man da sagen, ich würde unter dem Grenzwert bleiben?"

Stefan: "Ben, stopp, es wird hier doch nur von einem Durchschnittswert auf die Gesamtbevölkerung gesprochen, da wird es sicherlich Abweichungen nach oben und unten geben."

Ben: "Stimmt, da hast du recht. Ich gehe mal davon aus, dass man in Deutschland das Einhalten der Grenzwerte ziemlich genau überprüft, dass wäre doch blöd, wenn man eine Bevölkerung von depressiven und verhaltensgestörten Menschen heranzieht. Also sollten wir auch selbst ein bißchen aufpassen. Vielleicht kann man Porzellan- oder Tongefäße zum Aufbewahren von Lebensmitteln benutzen, statt Frischhaltefolie?"

Stefan: "Oder, warte mal, meine Oma erzählte neulich, dass ihr Pausenbrot in Butterbrotpapier eingepackt wurde. 'Butterbrotpapier?', habe ich sie gefragt und sie erklärte mir, dass es eine Art dünnes Pergamentpapier war und alle es benutzten."

Ben: "Wie dem auch sei, jedenfalls kann es nicht schaden, sich auch ein paar Gedanken zu machen, wie man seinen Plastikverbrauch verringern kann."

Stefan: "Und dann befassen wir uns bei nächster Gelegenheit mit der Vermeidung von etlichen Plastikprodukten und mit den bereits entstandenen Plastikmüllbergen an Land und im Wasser. Was meinst du?"

Ben: "Okay, so machen wir das. Willst du bei uns zu Abend essen? Deine Mutter hat doch Spätdienst. Es gibt frisch gekochtes Gemüse, kommt vom Markt und nicht aus einer Plastikverpackung!"

Stefan: "Na, dann, gern."

Fortsetzung folgt ...


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.bund.net/chemie/achtng-plastik/schadstoffe-in-plastik/

https://netzfrauen.org/2016/09/15/studie-eine-fortschreitende-verdummung-und-stetige-zunahme-von-verhaltens-und-entwicklungsstoerungen-bei-kindern-durch-umweltgifte-report-a-host-of-common-chemicals-endanger-child-brain-developme/



18. November 2018


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