Schattenblick →INFOPOOL →KUNST → FAKTEN

MELDUNG/053: Nationalgalerie erhält "Abend über Potsdam" von Lotte Laserstein (SMB)


Kulturforum Potsdamer Platz - Nationalgalerie - Neue Nationalgalerie, Mittelsaal des Sockelgeschosses

Eine wichtige Neuerwerbung für die Nationalgalerie: Lotte Lasersteins Hauptwerk für Berlin gesichert

Das Hauptwerk der Malerin Lotte Laserstein, das großformatige Gemälde "Abend über Potsdam" aus dem Jahr 1930, bereichert ab dem 5. Oktober 2010, 12 Uhr, die Sammlung der Nationalgalerie - Staatliche Museen zu Berlin.

Lotte Laserstein - Abend über Potsdam, 1930 - Öl auf Holz, 110 x 205,5 cm - Nationalgalerie Berlin, Inv.-Nr. NG 4/10 - © Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin - Foto: Roman März 2010

Lotte Laserstein
Abend über Potsdam, 1930
Öl auf Holz, 110 x 205,5 cm
Nationalgalerie Berlin, Inv.-Nr. NG 4/10
Erworben 2010 mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder,
der Ernst von Siemens Kunststiftung, des Landes Berlin aus Mitteln
der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin (DKLB-Stiftung), des Beauftragten
der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch Wolfgang Wittrock
© Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin.
Foto: Roman März 2010

Mit dieser kapitalen Erwerbung wird der hervorragende Sammlungsbestand im Bereich der klassischen Moderne um das Werk einer Malerin verstärkt, deren Wirken erst vor wenigen Jahren wiederentdeckt wurde.

Ermöglicht wurde die Erwerbung von Lotte Lasersteins "Abend über Potsdam" durch das gemeinsame finanzielle Engagement der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin (DKLB-Stiftung), des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch Herrn Wolfgang Wittrock. Während einer Auktion bei Sotheby's in London gelang es am 2. Juni 2010, dieses Gemälde für die Nationalgalerie zu erwerben.

Das Ölgemälde "Abend über Potsdam" entstand 1930 und gilt als Hauptwerk der Malerin Lotte Laserstein (1898-1993).

Lotte Laserstein studierte an der Berliner Kunstakademie und war dort 1925 mit der Goldmedaille ausgezeichnet worden. Ihre erste Einzelausstellung eröffnete 1930 in der renommierten Berliner Galerie von Fritz Gurlitt. Die beginnende Karriere wurde durch den Nationalsozialismus abgebrochen. 1937 sah sich die Künstlerin aufgrund ihrer jüdischen Herkunft gezwungen, nach Schweden zu emigrieren, wo sie bis zu ihrem Tod lebte.

Ihre eindrucksvollsten Werke schuf Lotte Laserstein Ende der 1920er Jahre. Virtuos setzte sie die Menschen dieser Zeit ins Bild, häufig unter Einbindung in spezifisch moderne Kontexte (wie z. B. das Motorradfahren oder Tennisspielen). Die Summe dieser Bilder von Einzelfiguren zog Lotte Laserstein 1930 in ihrem mehrfigurigen Gemälde "Abend über Potsdam", das mit 110 x 205,5 cm ein ungewöhnlich großes Format aufweist.

Vor einer topographisch genauen Ansicht der Stadt Potsdam verharren fünf Personen auf einem Dachgarten in ahnungsvoller Melancholie, so dass die Darstellung - mit Blick auf die zeitpolitische Situation - visionäre Züge erhält. Die Hintergrundlandschaft wurde vor Ort plein air gemalt, die Figurengestaltung erfolgte dann im Atelier.

Lotte Lasersteins Bilder sind dem Realismus verpflichtet, der sich neben allen Avantgarden als roter Faden durch die Moderne zieht. Zwar gibt es im Hinblick auf Thematik und Grundhaltung Anklänge an die Neue Sachlichkeit, doch ist der Malstil Lasersteins weder objektivierend unterkühlt noch gesellschaftskritisch überzeichnet.

Aufgrund einer Retrospektive im Berliner Ephraim-Palais, Stiftung Stadtmuseum Berlin, wurde die Künstlerin Lotte Laserstein 2003 wiederentdeckt. Ihr Hauptwerk ergänzt nun den hervorragenden Bestand der Nationalgalerie zur Malerei der Weimarer Zeit und kann dort den Gemälden von Otto Dix, George Grosz, Rudolf Schlichter oder Christian Schad an die Seite gestellt werden.

Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie, sagt dazu: "Lotte Lasersteins Gemälde unterstreicht die Programmatik unserer derzeitigen Sammlungspräsentation Moderne Zeiten auf das Vortrefflichste."

Das Gemälde wird in der Neuen Nationalgalerie an höchst prominenter Stelle zu sehen sein: Als einziges Bild im Mittelsaal des Sockelgeschosses bildet es das Entrée zur Ausstellung Moderne Zeiten. Seit der Eröffnung im März haben 200.000 Besucher diese Schau gesehen. Sie zeigt, dass in jüngster Zeit eine Neubewertung der stilistischen Strömungen im Gange ist. Es sind nicht mehr nur die revolutionären Ismen und die Abstraktion, die im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Eine ebenso große Aufmerksamkeit wird inzwischen auch den weiter dem Gegenständlichen verpflichteten realistischen Künstlern zuteil.


Öffnungszeiten der Neuen Nationalgalerie
Di 10 Uhr - 18 Uhr, Mi 10 Uhr - 18 Uhr, Do 10 Uhr - 22 Uhr,
Fr 10 Uhr - 18 Uhr, Sa 11 Uhr - 18 Uhr, So 11 Uhr - 18 Uhr
Mo geschlossen

Eintrittspreise
Sonderausstellung: 6,- EUR ermäßigt 3,- EUR
"Willem de Rooij Intolerance"
Kombikarte: 12,- EUR ermäßigt 6,- EUR
Sonderausstellung "Willem de Rooij Intolerance" und Neue Nationalgalerie
Bereichskarte: 8,- EUR ermäßigt 4,- EUR
Kulturforum Potsdamer Platz / Köpenick


*


Quelle:
Pressemitteilung "Lotte Laserstein"
5. Oktober 2010
Staatliche Museen zu Berlin
Generaldirektion
Stauffenbergstraße 41, 10785 Berlin
Telefon: 030 266 42 4242, Fax: 030 266 42 2290
E-Mail: service@smb.museum
Internet: www.smb.museum.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Oktober 2010