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AUFBAU/233: Meinungsverschiedenheit bei die Weiterführung der Revolution in Nepal


aufbau Nr. 58, September/Oktober 2009
klassenkampf - frauenkampf - kommunismus

"Die Meinungsverschiedenheit innerhalb unserer Partei"

NEPAL - Letzten Herbst veröffentlichte ein Politbüromitglied der UCPNM, Genosse Biplap, ein Papier unter obigem Titel (1). Er nimmt darin Stellung zu den unterschiedlichen Meinungen über die Weiterführung der Revolution in Nepal. Wir veröffentlichen hier eine gekürzte Version der deutschen Übersetzung.


(agkk) "Wir sollten es ehrlich sagen, dass es eine Meinungsverschiedenheit darüber gibt, wie die nepalesische Revolution vollendet werden soll. Die Meinungsverschiedenheit dreht sich hauptsächlich um die Parteilinie, das politische Programm und die Taktik unserer Partei."


Meinungsverschiedenheit über das politische Programm

Der hauptsächliche Streitpunkt ist, ob die Partei zur Volksrepublik voranschreiten soll oder im Stadium der demokratischen Republik bleiben soll. In unserer Zentralkomiteezusammenkunft vom vierten bis sechsten Oktober 2008 legte der Parteivorsitzende, Genosse Prachanda, ein Programm zum Verbleib in der Demokratischen Republik vor. Seine mündliche Empfehlung strich die Notwendigkeit der Taktik der demokratischen Republik heraus; die Situation sei nicht günstig, um zur Volksrepublik voran zu schreiten.

Nach der Empfehlung von Genosse Prachanda widersprach Genosse Kiran dem Programm der demokratischen Republik und legte einen schriftlichen Antrag für eine Volksrepublik vor. Genosse Kiran brachte ein, dass die Angemessenheit der demokratischen Republik vorüber sei und die Partei zur Volksrepublik voranschreiten solle.

Wir müssen einige der Aspekte davon verstehen, dass das erklärte und authentische politische Programm unserer Partei von Beginn an eine neue Volksdemokratie war. Entsprechend der Gültigkeit des Marxismus-Leninismus-Maoismus ist die zentrale Frage des Volkskrieges das Erreichen der Staatsmacht des Volkes und die neue Volksmacht. Dieses Ziel hat sich bis jetzt nicht geändert.

Die Parlamentarier ordneten barbarische Repressalien gegen uns an. Von diesem Gesichtspunkt her war der Volkskrieg sogar gegen das parlamentarische Mehrparteiensystem gerichtet. Unsere Parole war: "Lasst uns nicht unter der Illusion des parlamentarischen Systems verbleiben! Lasst uns die neue volksdemokratische Revolution vorbereiten!"

Der Putsch von König Gyanendra war ein faschistischer Schritt, um die Niederlage der Parlamentarier und den Sieg des Volkes durch den Volkskrieg rückgängig zu machen. Dies polarisierte die Situation und die demokratische Republik war das Ergebnis davon. Zu dieser Zeit hatten wir ein klares Konzept, dass die demokratische Republik nur eine Übergangstaktik für eine vereinigte Front mit den parlamentarischen Parteien gegen die Monarchie sein wird.

Der Klassencharakter der demokratischen Republik ist bourgeois. Gemäss der Verfassungsgebenden Versammlung ist die Monarchie abgeschafft und die Republik etabliert worden, doch es gab keine Veränderung ihres Klassencharakters. Die Partei erreichte die oberen Strukturen der Staatsmacht, die Regierung der Verfassungsgebenden Versammlung; doch die gesamte Basis gehört zur Macht der alten Klassen. Die Wirtschaft, das Militär, die administrativen Strukturen und die Gesetze gehören zur alten Macht. Es gibt keine Möglichkeit diese gesamte Basis dem Volk durch einen einfachen Prozess oder durch friedliche Methoden zu übergeben.

Deswegen ist es nötig im Volk ein neues politisches Programm zu bestimmen. Es ist klar, der Verbleib in der demokratischen Republik anstelle des Voranschreitens zur Volksrepublik heisst sich vom Ziel des Aufbaus der Volksmacht - entsprechend den grundlegenden Programmen im Bezug auf den Marxismus unter Führung der proletarischen Klasse - zu entfernen; und stolpern und festsitzen im parlamentarischen Morast unter der Staatsmacht der bourgeoisen Klasse.


Der strategische Unterschied

Der zweite Unterschied dreht sich darum, wie die nepalesische Revolution zu vollenden sei: mit einem Aufstand oder mit friedlichen Kämpfen. Einige unserer Genossen in der Führung bevorzugen den friedlichen Wandel über die demokratische Republik. Diese Tendenz spricht vom Aufstand während sie gleichzeitig die Grundlagen des Aufstandes niederreissen (die Fusion der Volksbefreiungsarmee PLA mit der alten Armee, professionelle Revolutionäre werden nach Hause geschickt und sollen Arbeit annehmen, die einseitige Gewichtung auf die ökonomische Reform und die ökonomische Eigenwilligkeit in der Partei zeigen es klar). Wir sind der Meinung, dass die Besonderheit der nepalesischen Revolution eine Bewaffnung notwendig macht und die Revolution auf diesem Weg erfolgreich sein wird.

Deswegen soll die Volksbefreiungsarmee konsolidiert statt fusioniert werden und den Vollzeit-Kadern sollte politische Arbeit aufgetragen werden, statt sie nach Hause zu senden.

Bezüglich der strategischen Frage sagen der Vorsitzende Genosse Prachanda und einige andere, dass die Revolution von der höchsten Ebene durch die Regierung und das Parlament möglich sei. Unserer Meinung nach ist dies allerdings ein geringer Aspekt und der Hauptaspekt ist die Volksrevolte.

Es gibt eine Möglichkeit für eine einfache Reform; allerdings ist die Geburt einer neuen Macht nur mittels einfacher Reform nicht möglich. Demzufolge ist die Strategie der Interventionen auf der höchsten Ebene verknüpft mit einer friedlichen Strategie und es ist nicht einfach nur eine Frage der Taktik.


Der taktische Unterschied

Die dritte Meinungsverschiedenheit ist, ob die Partei die Taktik des Klassenkampfes oder der Reform anwenden soll. Der Vorsitzende Genosse Prachanda hat uns die Taktik in 4 Punkten präsentiert:

1) Das Ausarbeiten einer neuen Verfassung;

2) Durch die Fusion der beiden Armeen eine neue Armee aufbauen;

3) Ausweitung der Offenlegung des Budgets;

4) Entwicklung und Aufbau.

Er argumentiert, dass der Aufstand in der Ausarbeitung der neuen Verfassung oder in der Fusion der beiden Armeen stattfinden wird.

Unserer Meinung nach können die genannten Punkte als taktische Mittel eingesetzt werden, allerdings sind sie in ihrer Essenz nicht revolutionär sondern reformistisch. Diese Punkte können Bestandteil der Reform und des Kompromisses sein; sie garantieren aber nicht den Aufstand.

Gemäss dem besteht eine Notwendigkeit für eine starke Volksbefreiungsarmee, eine grosse Anzahl hingebungsvoller Kader und einen klaren Plan für den Kampf Die Taktik sollte hauptsächlich dazu dienen, die Grundlagen und Strukturen der komprador-kapitalistischen Macht zu treffen und sie zu zerschmettern.

Um das zu erreichen, sollten die Kämpfe auf die Zerschlagung der alten ökonomischen Grundlagen, die Schauplätze der komprador-kapitalistischen und der alten kulturellen Strukturen ausgerichtet werden. Gleichzeitig sollte die Taktik darauf hinzielen, die Bauernbewegung aufzubauen, die alte Armee von innen und aussen auflösen und die Macht dem Volk zu übergeben.

Gleichermassen sollte die Taktik dazu dienen, gemeinsame Front unter Patrioten und Kommunisten zu machen und bei den Kämpfen dem Nationalismus Prioriät zu geben.

In der Gesamtheit haben wir unsere eigene Meinung, dass nämlich das politische Programm, die Strategie und die Taktik - vorgeschlagen vom Vorsitzenden Genosse Prachanda - den Reformismus verkörpern. Die einzige Lösung ist, dass die Partei mittels dem politischen Programm der Volksrepublik, der Strategie des Aufstandes und der Taktik des Klassenkampfes voranschreitet."


Anmerkung:
(1) Unified Communist Party Nepal Maoist (Vereinigte Kommunistische Partei Nepal Maoistisch) - neuer Name der CPN(M) seit der Vereinigung mit Unity Center-Masal im Januar 2009.
Gesamte Übersetzung auf www.aufbau.org


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Redaktion

Revolutionärer Aufbau Basel (rabs), Revolutionärer Aufbau Bern (rab), Revolutionärer Aufbau Winterthur (raw), Gruppe politischer Widerstand Zürich (gpw), Gruppe Arbeitskampf Zürich (az), Arbeitsgruppe Antifa Basel (agafb), Arbeitsgruppe Antifa Zürich (agafz), Arbeitsgruppe Klassenkampf Basel (agkkb), Arbeitsgruppe Klassenkampf Zürich (agkkz), Arbeitskreis ArbeiterInnenkämpfe (akak), Arbeitskreis Frauenkampf (akfk), Frauen-Arbeitsgruppe (agf), Arbeitsgruppe Winterthur (agw), Rote Hilfe - AG Anti-Rep (rh-ar), Kulturredaktion (kur)


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Quelle:
aufbau Nr. 58, September/Oktober 2009, Seite 13
HerausgeberInnen:
Revolutionärer Aufbau Zürich, Postfach 8663, 8036 Zürich
Revolutionärer Aufbau Basel, Postfach 348, 4007 Basel
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Oktober 2009