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AUFBAU/410: Charlie Hebdo - Die Verdammte Heuchelei der Herrschenden


aufbau Nr. 80, märz / april 2015
klassenkampf - frauenkampf - kommunismus

Die Verdammte Heuchelei der Herrschenden


CHARLIE HEBDO In Frankreich werden Menschen getötet und die Propagandamaschinerie läuft wieder auf Hochtouren.


(rabs) Anfang Jahr wurden in Paris mehrere Menschen umgebracht, 17 wurden durch einen antiwestlichen und antisemitischen Anschlag getötet, drei durch die Polizei. In der Folge solidarisierten sich Millionen vor allem westeuropäischer Menschen mit den Opfern, vor allem mit den Mitarbeitern und der Mitarbeiterin des Satiremagazins Charlie Hebdo und mit diesem als Produkt.


Wieso sind wir so schockiert?

Ist es wirklich wegen der Kaltblütigkeit der Attentäter? Wir haben uns doch längst daran gewöhnt. Solche und ähnliche Morde werden auf der ganzen Welt ständig ausgeübt, real oder fiktiv im Fernsehen und Videogames.

Ist es, dass Menschen starben? Dass im "Krieg" der "Kulturen" Menschen sterben, auf beiden Seiten, diesem Konflikt, mit dem imperialistische Politik und Ringen um Einfluss maskiert wird, um die Toten, Krieg und Brutalität zu rechtfertigen, um zu verstecken, dass es um was ganz anderes geht, als um Religion oder Kultur: Denn es war noch nie ein objektives Problem, dass Menschen unterschiedlichster Herkunft und Kultur nicht hätten zusammen leben können.

Konflikte zwischen Religionen und Kulturen werden vorgeschoben, um Klasseninteressen zu verbergen. Kein Salafist will die Herrschaft des Islams, damit es allen MuslimInnen besser geht, kein "demokratischer" Herrscher propagiert die Demokratie, um seine Macht auf möglichst viele Hände zu verteilen.

Schockiert hat, dass wir so verwundbar sind. "Wir", die Menschen, die im "Westen" wohnen. Dass der Krieg, der läuft, jeden von uns jederzeit treffen kann, dass wir nicht so stark und unverwundbar sind. Und einmal mehr hat die masslose Heuchelei der Herrschenden und JournalistInnen schockiert (auch wenn wir auch die längst gewohnt sind). Die Dreistigkeit, mit der sie den Angriff benutzten um ihre eigenen Positionen zu stärken.

Wie vordergründig Meinungsfreiheit gepredigt wird und Charlie Hebdo als Symbol der freien westlichen Presse hochgehalten wird und andererseits Kinder vor Gericht gezerrt werden, die sich weigern, in der Schule ihre Solidarität mit Charlie Hebdo auszudrücken. Oder Regierungen unterstützt werden, die Blogger auspeitschen lassen, weil sie kritisch über die Regierung schreiben.

Wie einerseits "westliche Werte" gepredigt werden und die "Barbarei" des IS angeprangert wird, der Menschen umbringt und dabei filmt und andererseits die Gegner einfach abgeknallt werden, mit der Erklärung, dass "wir ja die Legitimation dazu haben".

Wie Länder erobert und bombardiert, Bürgerkriege geschürt werden und nachher darüber lamentiert wird, wie schrecklich doch Krieg sei und das ganze Chaos, das in Libyen, im Irak, in Syrien oder in der Ukraine herrscht.

Die Anschläge in Paris haben die Propagandamaschinerie wieder voll auf Touren gebracht. Propaganda, die die imperialistischen Kriege schönfärbt.

Wieso ist es den Linken nicht möglich, das aufzuzeigen, was Rechte zum Teil für ihre rassistischen oder kulturalistischen Zwecke benutzen? Wieso wird eine fortschrittliche Perspektive von unten nicht gehört und wahrgenommen?

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Redaktion

Revolutionärer Aufbau Basel (rabs), Revolutionärer Aufbau Bern (rab), Revolutionärer Aufbau Winterthur (raw), Gruppe politischer Widerstand Zürich (gpw), Gruppe Arbeitskampf Zürich (az), Arbeitsgruppe Antifa Basel (agafbs), Arbeitsgruppe Antifa Zürich (agafz), Arbeitsgruppe Klassenkampf Basel (agkkbs), Arbeitsgruppe Klassenkampf Zürich (agkkz), Arbeitskreis ArbeiterInnenkämpfe (akak), Arbeitskreis Frauenkampf (akfk), Frauen-Arbeitsgruppe (agf), Frauenkollektiv (fk), Rote Hilfe International (rhi), Arbeitsgruppe Jugend Zürich (agj)

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Quelle:
aufbau Nr. 80, märz / april 2015, Seite 3
HerausgeberInnen:
Revolutionärer Aufbau Zürich, Postfach 8663, 8036 Zürich
Revolutionärer Aufbau Basel, basel@aufbau.org
Revolutionärer Aufbau Winterthur, winterthur@aufbau.org
Redaktion und Vertrieb Schweiz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. März 2015

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