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CORREOS/085: Eindrücke von der Honduras-Demo in Bern


Correos des las Américas - Nr. 160, 21. Dezember 2009

HONDURAS
Eindrücke von der Honduras-Demo in Bern

Von Jesús Reyes


Zusammen mit einer Reihe lateinamerikanischer und Schweizer Gruppen hatte das ZAS zu einer Solidaritätsdemo mit dem Widerstand gegen den Putsch in Honduras am 21. November aufgerufen. Um zwei Uhr waren wir, 300 Frauen und Männer aus Lateinamerika,die in der Schweiz wohnen,und solidarische SchweizerInnen bereit für den Abmarsch. Ein honduranischer Compañero beleuchtete zu Beginn einige Hintergründe des Putsches und strich die Rolle der Widerstandsbewegung hervor.

Danach gingen wir erst zur brasilianischen Botschaft, wo ein Compañero der kolumbianischen Linkspartei Polo Democrático Alternativo die Wichtigkeit der lateinamerikanischen Einheit gegen die Putschdynamik betonte. Unser Dank ging an die Regierung Lula und insbesondere das Personal der brasilianischen Botschaft in Tegucigalpa, das dem gestürzten Präsidenten Zelaya Gastrecht gewährt und deshalb genau so wie der Präsident unter dem völkerrechtswidrigen Einsatz von Schall- und anderen «nichtletalen» Waffen gegen die Menschen in der Botschaft leidet.

Nächste Station war die US-Botschaft, wo wir uns von der Polizei nicht stören liessen. In einem emotionalen Akt wurden die Namen einiger der vom Putschregime ermordeten Compañeras und Compañeros verlesen, wobei die DemoteilnehmerInnen nach jedem Namen «presente! presente!» riefen, um die Gefallenen zu ehren. In einem über die Lautsprechanlage geleiteten Telefongespräch berichtete uns Renan Váldez von der Leitung der Widerstandsfront über die massive Präsenz der Armee und der Polizei im ganzen nationalen Territorium, über Entführungen, Folter und Mord durch die Sicherheitskräfte und paramilitärische Gruppen. Renan skizzierte auch kurz einige der vom Regime geplanten (und danach benutzten) Mechanismen für den Wahlbetrug und das Aufblasen der Zahl der Leute, die sich an der vom Widerstand boykottierten Wahl überhaupt beteiligen würden. Er dankte uns für die Demo, tatsächlich ist jede aktive Solidaritätsbekundung für den Widerstand sehr wichtig. Ein Sprecher des ZAS ging auf die Verwicklung der USA in den Putsch ein, entgegen aller Obama-Rhetorik. Die Ereignisse in Honduras seien Teil einer kontinentalen Gegenoffensive des Imperiums, wie sie sich etwa auch in den US-Militärbasen in Kolumbien mit ihrem expliziten Auftrag gegen unliebsame Regierungen und Bewegungen der Region zeige, entgegen der Medienpropaganda. Er betonte den Zusammenhang mit der globalen Kriegseskalation, aber auch mit der Bereitschaft zur Brutalität, mit der auch in der Schweiz Unterprivilegierte bedacht werden.

Auf der Anschlusskundgebung beim Bahnhof sprach eine Schweizerin, die Honduras gut kennt und erst kürzlich dort wieder zu Besuch gewesen und zur Augenzeugin der Repression gegen die demokratische Bewegung geworden war. Sie kritisierte die passive und kulante Haltung der Schweizer Regierung, genau so wie eine Compañera suiza-latina. Nach der Demo konnten wir uns in der Reitschule bei einer extra zubereiteten Suppe unsere Eindrücke austauschen. Klar war die Zufriedenheit über die plurinationale Demozusammensetzung, welche die Bereitschaft der hiesigen Comunidad Latina und vieler SchweizerInnen zeigte, sich für die Befreiung in Lateinamerika und global einzusetzen. Und klar war uns, dass es sich bei dieser Demo nur um einen Anfang handeln kann und es an uns gemeinsam liegt, Schritt für Schritt die Solidarität mit den Befreiungskämpfen praktisch zu machen.


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Quelle:
Correos de Centroamérica Nr. 160, 21. Dezember 2009, S. 11
Herausgeber: Zentralamerika-Sekretariat, Zürich
Redaktion: Postfach, 8031 Zürich, Schweiz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Februar 2010