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GEGENWIND/572: Fukushima - der Nebel des Schweigens über dem Land der aufgehenden Sonne


Gegenwind Nr. 302 - November 2013
Politik und Kultur in Schleswig-Holstein

Fukushima - der Nebel des Schweigens über dem Land der aufgehenden Sonne

von Anti Atom Gruppe Dithmarschen Nord und Fukushima Mahnwache Meldorf



Auf Einladung der AtomkraftmahnerInnen aus Dithmarschen referiert der Dokumentarfotograf und Journalist Alexander Neureuter (www.neureuters.de) über das Leben in der Fukushima-Präfektur. Sein Bericht und seine Fotos bezeugen eine Wahrheit, die alle Verantwortlichen verschleiern bzw. verschweigen. Warum prangern wir, die Weltgemeinschaft, das Krisenmissmanagement nicht an? Warum lassen wir es zu, dass weiterhin Atomgiftmüll produziert wird, dessen Verklappen die Meere verseucht und die Erde unbewohnbar macht?

Wer solche oder ähnliche Fragen hat, sollte diese Fukushima-Dokumentation Alexander Neureuters unbedingt zur Kenntnis nehmen; auch um Gleichgesinnte zu treffen und Anregungen auszutauschen zur möglichen Eingrenzung weiterer Katastrophen.

Weltweit berichten die Medien kaum noch über Fukushima. Langsam aber sicher gerät die Atomkatastrophe in Vergessenheit und es verbreitet sich der trügerische Eindruck, dass alles nur halb so schlimm war, die Situation unter Kontrolle ist und sich das Leben der betroffenen Menschen wieder weitgehend normalisiert hat. Doch ist das wirklich der Fall?

Wie sieht es heute aus in der Region um Fukushima - zwei Jahre nach der größten Atomkatastrophe in der Geschichte der Menschheit? Wie hat die dreifache Reaktorkernschmelze den Alltag und das Leben der Menschen in Japan verändert?

Der deutsche Umwelt-Fotojournalist Alexander Neureuter (www.neureuters.de), der im Jahr 2011 auch zehn Tage lang in der evakuierten Sperrzone von Tschernobyl recherchiert hat, begibt sich auf Spurensuche. Er blickt hinter die Kulissen des medialen Schweigens und erzählt anhand von 40 unterschiedlichen Personen und ihren Schicksalen davon, welche tief greifenden und unumkehrbaren Veränderungen der Atomunfall für jeden Betroffenen - einschließlich der 360.000 Kinder der Präfektur Fukushima - gebracht hat.

Neureuter zeigt die Herausforderungen und Schwierigkeiten im alltäglichen Leben, berichtet über Verzweiflung und Hoffnung, teilt die Träume auf eine bessere Zukunft und wird Zeuge vom herausragenden Engagement einzelner Menschen, die selbstlos über sich hinauswachsen. Und er beschreibt die Skrupellosigkeit eines alteingesessenen Systems aus Ärzten, Beamten, Politikern, Medien, organisierter Kriminalität und Industrieunternehmen, für die ein einzelnes Menschenschicksal nicht sehr viel zählt.

Aus mehr als 17.000 Fotos und über 80 Interviews mit Betroffenen entstand eine aktuelle Dokumentation über das Leben in der Präfektur Fukushima und über die vielen großen und kleinen Auswirkungen der Atomkatastrophe auf die japanische Gesellschaft. Mit Fakten und Informationen aus erster Hand widmet sich dieser Vortrag der Frage, ab welchem Punkt die Risiken einer Technologie gesellschaftlich, wirtschaftlich und ethisch untragbar werden.

Dr. rer. nat. Sebastian Pflugbeil, Präsident der deutschen Gesellschaft für Strahlenschutz e.V., zur Lage in Fukushima: "Die Lage ist zunehmend kritisch durch den Verfall der Ruinen. Die Brennstäbe sind nicht geborgen. Die Reaktorblöcke sacken ab. Tausende Tonnen verseuchtes Wasser werden in das Meer abgelassen. Der Untergrund, auf dem der Reaktor ruht, ist nicht mehr belastbar - er schwimmt. Es hat sich alles bereits so verschoben, dass über ein Meter Höhenunterschied von einer Ecke zur anderen besteht. Die dadurch hervorgerufenen Spannungen haben bereits zu beängstigenden Rissen in der Gebäudekonstruktion geführt."

Pflugbeil zu den Folgen: "Die Gefahr, die von den alten Brennelementen ausgeht, ist gigantisch. Darüber sind sich alle Experten einig. Wenn es zu dem schlimmsten Fall kommt, müssen riesige Gebiete evakuiert werden. Wenn der Wind in die Richtung von Tokio zieht, müsste Tokio vollständig evakuiert werden. Aber das geht nicht. Die Folgen würden nicht nur Japan, sondern die ganze Nordhalbkugel der Erde betreffen."


Vortrag mit aktuellen Bildern: 07.11. 2013 um 19.30 Uhr
im Bürgerhaus, Heide, Neue Anlagen 5

Veranstalterinnen:
Anti Atom Gruppe Dithmarschen Nord, Fukushima Mahnwache Meldorf

Der Eintritt ist frei. Eine anschließende Diskussion ist erwünscht.

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Quelle:
Gegenwind Nr. 302 - November 2013, Seite 7
Herausgeber: Gesellschaft für politische Bildung e.V.
Schweffelstr. 6, 24118 Kiel
Redaktion: Tel.: 0431/56 58 99, Fax: 0431/570 98 82
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. November 2013