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GEGENWIND/767: Buchbesprechung - Erdöl und Erdgas aus Russland


Gegenwind Nr. 359, August 2018

Politik und Kultur in Schleswig-Holstein & Hamburg

Erdöl und Erdgas aus Russland

von Reinhard Pohl


In den letzten Monaten wird Deutschland öfter vom US-Präsidenten verbal attackiert: er würde gerne die Erdgas-Pipeline "Northstream II" verhindern, mit der Russland seine Exporte nach Deutschland erhöhen will, ohne auf Transitländer wie die Ukraine und Polen angewiesen zu sein. Kritik kommt deshalb auch von dort.


Die Autorin stellt die gesamten Energiebeziehungen der beiden Länder dar. Diese Beziehungen werden zwar im Buchtitel "deutsch-russisch" genannt, sie stellt aber die Geschäfte seit beginn der 60er Jahre dar. Damals plante die Sowjetunion schon den Bau einer Pipeline in den Westen, weil sie dringend Devisen brauchte, und es gab zeitweise das "Röhrenembargo", um der Sowjetunion das Geschäft zu erschweren. Am Ende klappte es aber doch.

Aber auch in den 80er Jahren gab es Konflikte, wieder ging es darum, der Sowjetunion nicht allzu viele Möglichkeiten zur Geldverdienen und zum Technologietransfer zu geben. Auch in den 80er Jahren gab es ein Röhren-Embargo, um den Ausbau der Pipelines zu behindern, die durch die Ukraine und Weißrussland in den Westen führen.

Aber auch nach dem Zerfall der Sowjetunion lief nicht alles reibungslos. Insbesondere in Deutschland wurde weiter über die Geschäfte und die Stellung von Gazprom diskutiert, der nach anfänglicher Privatisierung wieder mehr und mehr zum Staatskonzern wurde. Und seit Anfang des neuen Jahrtausends gab es dann Putins Versuche, die alte Macht der Sowjetunion zurückzugewinnen, indem er den Einfluss auf ehemalige Sowjetrepubliken wie Weißrussland und die Ukraine zu erhöhen versuchte - und da waren Erdgas-Pipelines und Erdgas-Lieferungen oft das Druckmittel.

Die Autorin liefert reichlich Material und Zahlen, kein Wunder, es war auch ursprünglich eine Uni-Arbeit. Sie hält die Energiebeziehungen zwischen Russland und Deutschland für robust und belastbar.

Sie untersucht nicht die Auswirkungen auf Russland, das sich über die letzten Jahrzehnte und besonders unter Putin in eine sehr abhängige Position als Rohstoff-Lieferant manövriert hat - das ist nicht ihr Thema. Ebenfalls untersucht sie nicht die Auswirkungen auf Deutschland, das eigentlich aus Gründen der Klimapolitik schneller auf regenerative Energien umsteigen müsste, auch das ist nicht ihr Thema.

Eine gute Übersicht, eine solide Arbeit.


Franziska Lindner: Die deutsch-russischen Energiebeziehungen. Kontinuitäten und Brüche im geopolitischen Umfeld. PapyRossa Verlag, Köln 2018, 103 Seiten, 14 Euro.

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Quelle:
Gegenwind Nr. 359, August 2018, Seite 66
Herausgeber: Gesellschaft für politische Bildung e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. August 2018

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