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GEGENWIND/852: Buchbesprechung - Der Grüne Blackout. Warum die Energiewende nicht funktionieren kann


Gegenwind Nr. 376, Januar 2020
Politik und Kultur in Schleswig-Holstein & Hamburg

BUCH
Die große Illusion
Der Grüne Blackout. Warum die Energiewende nicht funktionieren kann

von Klaus Peters


Bereits 2014 hatte der Journalist, Alexander Wendt, der für die Zeitschrift Focus und andere Printmedien arbeitet, das Buch "Der Grüne Blackout" veröffentlicht, das 2017 in verbesserter und ergänzter Auflage erschienen ist. Der Autor ist kein Anhänger von Katastrophenszenarien, in diesem Buch werden die Probleme und Folgen der Entwicklung der Energiepolitik in Deutschland seit dem Inkrafttreten des Erneuerbaren-Energien Gesetzes (EEG) analysiert, die auch 2020 vermutlich nicht geringer werden.

Diese deutsche, auf dem EEG basierende Energiepolitik, die in abgewandelter Form auch Nachahmer in anderen Ländern fand, ist voller Merkwürdigkeiten und Ungerechtigkeiten. Ende 2019 wurde bekannt, dass die "Südlink-Trasse" frühestens 2026 fertig sein wird. Bis dahin werden durch die Stromkunden allein in Schleswig-Holstein jährlich rund 300 Millionen Euro für "Wegwerfstrom" gezahlt. Kaum ein Politikbereich hat in den letzten Jahrzehnten so viele Menschen politisch beschäftigt und so viele nicht-öffentliche Profiteure hervorgebracht. Die eigentlichen Ziele sind in den Hintergrund geraten.

Dabei sah anfangs alles ganz anders aus. Nach der Wende, dem Anschluss der DDR, konnten durch Stilllegungen in Gesamtdeutschland große Erfolge im Umwelt- und Klimaschutz erzielt werden. Etwa zehn Jahre später fand sich eine Gruppe von Bundestagsabgeordneten um den Gründer von Eurosolar, Herrmann Scheer, zusammen, die nun den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben wollten. Sparmaßnahmen oder gar Verbote waren unpopulär geworden. Möglichst viele Interessierte sollten über den Profit für Solaranlagen, Windenergieanlagen- und Anlagen zur Nutzung von Biomasse begeistert werden. Es sollten auch keine staatlichen Gelder fließen, die Stromnutzer sollten auch alle diese neuen Anlagen finanzieren. Den Investoren wurde durch das überaus umfassende und komplizierte Regelwerk u.a. eine gleichbleibende Förderung bzw. Rendite über 20 Jahre und damit gleichzeitig eine permanente Stromabnahme garantiert. Vermutlich hatte fast niemand, wie der Autor ausführt, mit einen so starken Bauboom bei den Anlagen gerechnet. Bald schon waren die Netze streckenweise massiv überlastet, Maismonokulturen hatten sich ausgebreitet und die Anlagen wurden immer leistungsfähiger, besonders die Windenergieanlagen immer gigantischer.

Der Gesetzgeber hat es aber mehrfach versäumt nachzusteuern, etwa um den Bauboom zu drosseln, den Netzausbau oder den Bau von Stromspeichern vorzuziehen. Die Interessen von Naturschutz und Anliegern gerieten immer mehr in den Hintergrund. Bei den Energiekonzernen traten durch den massiven Ausbau der Anlagen zur Nutzung erneuerbarer "volatiler" Energien, denen auch noch Vorrang eingeräumt worden war, mit der vorhandenen Kraftwerksstruktur immer mehr in Schwierigkeiten auf gerade die besonders wichtigen Gaskraftwerke wurden immer weniger rentabel.

Ein Großteil der Politiker und die meisten Medien wetteifern darum, mit Katastrophenszenarien die Milliardensubventionen, die Fehlplanungen, Landschaftsverschandelung und Artenschwund, Immobilienwertverluste und Beeinträchtigungen von Lebensqualität und Gesundheit bei den Anliegern bei der Masse der Bürger zu verdrängen. Investoren und Gewerkschaften drohten und drohen permanent mit wirtschaftlichem Niedergang und Arbeitsplatzverlusten. Kritiker versucht man zu diskreditieren.


Alexander Wendt: Der Grüne Blackout. Warum die Energiewende nicht funktionieren kann. 168 Seiten, München 2014/2017, 9,98 Euro

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Quelle:
Gegenwind Nr. 376, Januar 2020, Seite 53
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Februar 2020

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