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LICHTBLICK/230: Freiabonnements für Gefangene e. V.


der lichtblick - Gefangenenzeitung der JVA Berlin-Tegel
Heft Nr. 374 - 1/2018

Freiabonnements für Gefangene e. V.


Für den Inhaftierten ist die Möglichkeit in der Haft Informationen zu bekommen, zumeist nur über das Fernsehprogramm möglich. Die Idee, Zeitungen an Gefangene zu vermitteln, war bereits einige Jahre alt, als am 16.09.1985 der Verein Freiabonnements für Gefangene e. V. gegründet wurde. Zuvor 1973 versuchte eine Bürgerinitiative, den Lesenotstand in Haft zu beheben. Fünfmal gab es jährliche Unterstützung, die Gelder für 3.500 Jahresabonnements sammelten. Danach waren die Gefangenen aber wieder auf sich gestellt. Als 1979 "Die Tageszeitung erstmals erschien, bekam sie auch viele Anfragen für Freiabos. Die "taz" entschied sich, jedem Knacki seine "taz" zu ermöglichen. Mitte der 80er Jahre wurden die vielen Anfragen zum finanziellen Problem.

Es kam die Idee auf, einen Verein zu gründen, der sich um Finanzierung von Knastabos kümmert. Freiabonnements für Gefangene e. V. wurde von einer Gruppe interessierter Menschen aus der "taz" und deren Umfeld begründet. "Die Tageszeitung" gehörte folglich zum ersten Leseangebot des Vereins. Dieses Angebot steht auch heute jedem leseinteressierten Gefangenen sofort zur Verfügung.

Nach der Akquisition anderer Verlage standen dem Verein bereits 10 Jahre später 26 verschiedene Titel zur Verfügung. Heute vermittelt der Verein 42 verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Mit Freiabonnements für Gefangene e.V. gibt es einen Ansprechpartner für Lesewünsche. In der Weihnachtsaktion gibt es die Möglichkeit sich aus verschiedenen Angeboten ein Buch als Geschenk auszusuchen. Mit durchschnittlich 3000 belieferten Inhaftierten und Haftbüchereien pro Monat ist für den Verein allerdings die Grenze des Machbaren erreicht.

Doch wie wird diese Arbeit ermöglicht? Im Wesentlichen mit privaten Spenden, Bußgeldern und Unterstützung durch Verlage. Seit Beginn des Jahres 2010 erhält der Verein auch eine Zuwendung des Berliner Senats. Für Gefangene sind Zeitungen heute so wichtig wie früher. Es wurde bisher noch kein Rückgang an dem Interesse festgestellt. Seit 25 Jahren bleiben jeden Monat immer noch viele Anfragen unerfüllt. So entstehen für einige Titel Wartezeiten, die in einer Liste auf der nächsten Seite nachzulesen sind. Wer Interesse an einem Abo hat, wendet sich mit seinem Wunsch an den Verein. Wenn sich dieser nicht sofort erfüllen lässt, kommt man auf eine Warteliste. Hier ist es wichtig sich alle sechs Monate in Erinnerung zu bringen, wenn man einen der mit langer Wartezeit versehenen Titel haben möchte. Wer sich per Brief meldet, bleibt auf der Warteliste, bis sein Wunsch erfüllt ist.

Weiterhin bietet Freiabonnements für Gefangene e.V. eine Vermittlung für Briefkontakte an. Jährlich werden 100 Briefkontakte ermöglicht. Für den rein schriftlichen Gedankenaustausch sind die Angaben zu Geburtsdatum, besondere Interessen oder Hobbys und eine kurze Beschreibung von sich selbst nötig. Vermittelt werden männliche und weibliche Briefpartner, allerdings ohne Wunschmöglichkeit.

Der Verein trägt mit seiner Arbeit deutlich zu einer wirkungsvollen Resozialisierung bei. Wenn der Blick nach draußen nicht verloren geht und Pläne für eine Zukunftsplanung damit realistisch bleiben, ist die Hoffnung noch nicht verloren und die stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Anmerkung der Redaktion: Seit zwei Jahren erhalten wir täglich bereits einige Zeitschriften. Aus unserer Sicht leistet der Verein sehr gute Arbeit und hilft den Inhaftierten zu einem guten Schritt zurück in die Außenwelt.


Wie kommen sie an ein Zeitschriftabonnement während der Haftzeit.

Bei "Freiabonnements für Gefangene e.V." können sie eine der unten stehenden Zeitschriften kostenlos abonnieren:

Wenn nicht anders erwähnt, beträgt die Belieferungszeit ein ½ Jahr.

Kontakt: Freiabonnements für Gefangene e.V.
Köpenickerstr. 175 in 10997 Berlin
Tel.: 030/611 21 89
e-mail: info@freiabos.de
Internet: www.freiabos.de


Tageszeitungen - voraussichtliche Wartezeit

Berliner Zeitung - 1 Jahr 1 Monat
Der Tagesspiegel (nur in Berlin mögl.) - 1 Monat
Die Tageszeitung (taz) - keine
Frankfurter Allgemeine Zeitung - 2 Monate
Frankfurter Rundschau - 5 Monate
Junge Welt - 2 Monate
Neues Deutschland - 1 Monat
Süddeutsche Zeitung - 5 Monate


Nachrichtenmagazine und Wochenzeitschriften

Der Spiegel (wöchentlich) - 8 Monate
Die Zeit (wöchentlich) - 5 Monate
Focus (wöchentlich) - 2 Jahre 5 Monate
Freitag (wöchentlich) - 3 Monate
Jungle World (wöchentlich) - 5 Monate
Konkret (wöchentlich) - keine


Fremdsprachige Zeitungen
(für nicht deutschsprachige Gefangene)

Hürriyet (türkisch, täglich) - 10 Monate
Jeune Afrique (französisch, wöchentlich) - 3 Monate
New African (englisch, monatlich) - 4 Monate
Polityka (polnisch, wöchentlich) - 1 Monat
Russkaja Germanija (russisch, wöchentlich) - 6 Monate
Sabah (türkisch, täglich) - 6 Monate
The Guardian Weekly (engl., wöch., Beliefg. 1 Jahr) - 3 Monate


Politik und Kultur

a&k analyse & kritik (monatlich) - 6 Monate
Blätter für deut. u. internationale Politik (monatlich) - 2 Monate
Contraste (monatlich) - 7 Monate
Emma (zweimonatlich) - 1 Jahr
Graswurzelrevolution (anarch./gewaltfrei, 10 x i. J.) - 8 Monate
Internationale Politik (vierteljährlich, dt.) - 5 Monate
Lettre International (vierteljährlich, dt.) - 3 Monate
Titanic (monatlich, Belieferung 1 Jahr) - 8 Monate


Sportzeitungen

Kicker (2 x wöchentlich) - 2 Jahre 1 Monat
11 Freunde - 2 Jahre 7 Monate


Stadtmagazine

Siegessäule (monatlich) - 2 Monate
Zitty Berlin (2x monatlich) - 3 Monate

J. R.

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Quelle:
der lichtblick, 50. Jahrgang, Heft Nr. 374 - 1/2018, Seite 12-13
Unzensierte Gefangenenzeitung der JVA Berlin-Tegel
Herausgeber: Redaktionsgemeinschaft der lichtblick
(Insassen der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel)
Seidelstraße 39, 13507 Berlin
Telefon: 030/90 147-23 29
Fax: 030/90 147-2117
E-Mail: gefangenenzeitung-lichtblick@jva-tegel.de
Internet: www.lichtblick-zeitung.com
 
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Der Bezug ist kostenfrei. "der lichtblick" ist auf Unterstützung
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Mai 2018

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