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VORWÄRTS/627: Die Schule lebt


vorwärts - die sozialistische zeitung, Nr. 03/04 vom 22. Jan. 2010

Die Schule lebt

Von der ASZ


Am 7. Januar räumte ein Grossaufgebot der Stadtpolizei Zürich unangekündigt und gewaltsam das Schulhaus der Autonomen Schule Zürich (ASZ). Über 30 Polizisten, zum Teil in voller Kampfmontur, nahmen an der polizeilichen "Bildungsoffensive" teil.


In einer Blitzaktion machte die Polizei das Schulhaus Allenmoos II an der Ringstrasse 57 unbrauchbar: Sie drang in das Gebäude ein, umstellte es und sperrte das Gelände ab. Ein Abrisskommando räumte daraufhin das Schulhaus aus und demontierte die Fenster des Pavillons. Mit dieser repressiven Aktion wird ein autonomes Bildungsprojekt schwer beeinträchtigt. Ein Projekt, das nicht etwa der Selbstverwirklichung Einzelner diente, sondern der gesamten Bevölkerung offen stand. Seit Sommer fanden im besetzen Schulhaus Kurse zu verschiedensten Themen statt, unter anderem Informatikkurse, Nachhilfeunterricht, philosophische Seminare und Deutschkurse für Flüchtlinge.


Die Situation der ASZ

Nach der polizeilichen Räumung der Schule zeigten sich viele Institutionen und Einzelpersonen solidarisch mit der Autonomen Schule Zürich und verurteilten die repressive Politik der Stadt. Viele Räume wurden der Schule angeboten. Die Schule entschied sich, dass das Theaterhaus Gessnerallee für die Deutschkurse am besten geeignet ist. Der Verein "Bildung für Alle", der die Deutschkurse für Sans-Papiers anbietet, geniesst nun seit dem 11. Januar in den Räumlichkeiten des Theaters Asyl. "Bildung für Alle" ermöglicht illegalisierten Flüchtlingen und Asylsuchenden ohne Bildungsmöglichkeiten selbstbestimmt Deutsch zu lernen und damit an unserer Gesellschaft teilzuhaben und für ihre Anliegen selbständig einzustehen. Die Autonome Schule bot dafür einen Platz. Das Bildungsprojekt knüpft an die Besetzung der Predigerkirche an und versteht sich als emanzipatorisches Projekt. Andere Projekte der Autonomen Schule sind an anderen Örtlichkeiten untergekommen. Diese dezentrale Organisation wird so lange weitergeführt, bis die unterschiedlichen Aktivitäten an einem ähnlich geeigneten Ort wie dem Schulhaus Allenmoos II zusammengeführt werden können. Momentan fehlt dieser zentrale Begegnungsort, der ein wichtiger Bestandteil des Projekts darstellt.

Neben der mutwilligen Zerstörung des zentralen Begegnungsorts wurden der Schule auch die ganze Infrastruktur und sämtliche Unterrichtsmaterialien entrissen. Noch ist unklar, was die Stadt der Schule wieder zurückgibt und was entsorgt oder beschlagnahmt wurde. Es ist aber davon auszugehen, dass die Polizei bei der Räumung einiges an Material vernichtete. Ob das Hochbaudepartement, das Polizeidepartement oder sogar der gesamte Stadtrat die Räumung veranlasst hat, ist nach wie vor ungewiss.


Weniger Sabotage, mehr Freiraum

Der Verein "Bildung für Alle" und die Autonome Schule Zürich fordern, dass geklärt wird, wer die politische Verantwortung für die Räumung übernimmt. Des Weiteren soll auf Anzeigen verzichtet, respektive bereits gemachte Anzeigen sollen fallengelassen werden. In nächster Zeit wird die Autonome Schule einen neuen selbstverwalteten Raum suchen. Wir fordern, dass an einem neuen Ort die Autonome Schule nicht mehr angegriffen wird. Wir verlangen eine Politik, die anstatt selbstverwaltete Bildung und kulturellen Austausch zu sabotieren, Freiräume zulässt und nicht mit Repression unsere Projekte angreift.


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Quelle:
vorwärts - die sozialistische zeitung.
Nr. 03/04 - 66. Jahrgang - 22. Jan. 2010, S. 5
Herausgeberin: Verlagsgenossenschaft Vorwärts, PdAS
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Februar 2010