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VORWÄRTS/701: Auf in den Kampf, syndicom!


vorwärts - die sozialistische zeitung, Nr. 47/48/2011 vom 22. Dezember 2010

Auf in den Kampf, syndicom!


sit. Am Freitag, den 3. Dezember haben 500 Delegierte der Gewerkschaften Kommunikation und comedia am Fusionskongress im Stade de Suisse Bern die Gewerkschaft "Medien und Kommunikation - syndicom" gegründet. Sie wird ab 1. Januar 2011 mit rund 47.000 Mitgliedern eine der drei grössten Gewerkschaften im Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) sein.


"Syndicom ist mehr als die beiden Gründergewerkschaften zusammen", verspricht die neue Gewerkschaft in ihrer Medienmitteilung gleich nach der Gründung: "Mehr gewerkschaftliche und politische Schlagkraft, mehr Gewicht in der öffentlichen Debatte und der Sozialpartnerschaft sowie mehr Nähe zu den Mitgliedern." Syndicom vertritt die ArbeitnehmerInnen aus den zwölf Branchen Post, KEP (Kurier, Express, Pakete) und Logistik, Mail, Verkehr/Infrastruktur, Telecom, IT, Telekommunikationsgewerbe, Callcenter, Grafische Industrie und Verpackungsdruck, Presse und elektronische Medien, Buch und Medienhandel sowie Visuelle Kommunikation. Diese zwölf Branchen sind in die drei Sektoren Logistik, Telecom/IT und Medien gegliedert. Hinzu kommen die Interessengruppen Frauen, Freischaffende, Migration, Jugend und Pensionierte.

Die Fusion erhöht nicht nur die gewerkschaftliche Schlagkraft, sondern ermöglicht eine stärkere Präsenz vor Ort. Die neue Gewerkschaft wird mit 18 Regionalsekretariaten landesweit anzutreffen sein. Es sind dies vier Sekretariate mehr, als die beiden Gewerkschaften bisher gemeinsam haben. Angeführt wird syndicom von einem Co-Präsidium. Es besteht in den nächsten drei Jahren aus Alain Carrupt, bisher Zentralpräsident der Gewerkschaft Kommunikation, und Danièle Lenzin, vormals Kopräsidentin der Comedia. Der neue Name, der in einem Wettbewerb unter den Mitgliedern beider Gewerkschaften bestimmt wurde, setzt sich zusammen aus "Syndi", wie Syndikat (griechisch für Zusammenschluss, Vereinigung) und "com" als Abkürzung für Kommunikation, den Grundbegriff, der alle Branchen und Berufsbilder innerhalb der neuen Gewerkschaft umfasst und verbindet.


...dann holen wir uns unsere Rechte

Im Laufe des Gründungskongresses bereinigten die Delegierten das Leitbild der neuen Gewerkschaft und die Meilensteine, welche die Gewerkschaftspolitik von syndicom in den nächsten drei Jahren bestimmen sollen. Die Richtung ist klar: "Syndicom wird sich entschieden für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in ihren Branchen, gegen die Aushöhlung des Sozialstaates sowie gegen die Auswüchse einer neoliberalistischen Wirtschaft und Politik einsetzen."

Alain Carrupt hielt bereits in seiner Eröffnungsrede entschlossen fest: "Ich nutze diese Gelegenheit, um eine klare Warnung auszusprechen. Und zwar an die Adresse aller Unternehmen und Arbeitgeberorganisationen in unseren Branchen, die das Gespräch verweigern oder die Gewerkschaften nicht einmal anerkennen wollen. Sie werden sich einer entschlossenen Gewerkschaft gegenüber sehen, einer Gewerkschaft mit den nötigen Mitteln und Ressourcen, um auch anhaltende und harte Kämpfe zu Ende zu führen." Er fügte hinzu: "Wir wollen alle vertreten, die in unseren Branchen arbeiten. Wir werden uns nicht mit einem abstrakten und beliebigen Dialog begnügen. Wir wollen eine Partnerschaft mit kollektiven Regelungen der Arbeitsbedingungen in allen Unternehmen. Wir machen nicht Halt vor verschlossenen Türen. Wenn uns Rechte verweigert werden, holen wir sie uns."


Die Identität erarbeiten

Danièle Lenzin, die zweite Co-Präsidentin der Gewerkschaft syndicom bedankte sich bei den Delegierten, dass "ihr den Mut aufgebracht habt, Altes und Liebgewonnenes hinter euch zu lassen und das Neue zu wagen." Sie unterstrich aber auch eine grosse Herausforderung, welche die neu gegründete Gewerkschaft vor sich hat: "Mit dem heutigen Entscheid ist die Fusion rechtlich bindend, aber die neue Identität unter dem Namen syndicom müssen wir uns noch erarbeiten. Damit wir gut zusammenarbeiten können, wird es von allen grosse Offenheit, Neugierde und Lernbereitschaft benötigen." Und Kollegin Lenzin erinnerte daran: "Auch wenn wir mit unseren neuen Statuten das organisatorische Fundament von syndicom gelegt haben, wird es in einem hohen Mass darauf ankommen, wie wir die gemeinsame Zukunft leben. Strukturen sind das eine, sie geben uns die Regeln der Zusammenarbeit vor. Genau so wichtig wird es aber sein, wie wir miteinander umgehen, und welche Organisationskultur wir entwickeln."


Alles Gute!

In Resolutionen forderte die neue Gewerkschaft zudem Lohnerhöhungen und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei Swisscom, ein Nein zum aktuellen, ungenügenden Entwurf des Jugendförderungsgesetzes sowie die Verpflichtung zur Solidarität mit Erwerbslosen und Ausgesteuerten. Syndicom wird zudem im Rahmen von "20 Jahre Frauenstreik" am 14. Juni 2011 ein Zeichen setzen.

Wir vom vorwärts wünschen der neuen Gewerkschaft syndicom alles Gute, einen kämpferischen Start und vor allem dies: Dass der Tagi und die NZZ bald gezwungen sein werden, über die Erfolge von syndicom auf ihren Frontseiten zu berichten. Denn der NZZ war die Gründung der neuen Gewerkschaft nur wenige Zeilen wert und der Tagi brachte eine kaum sichtbare Kurzmeldung dazu.


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Quelle:
vorwärts - die sozialistische zeitung.
Nr. 47/48/2010 - 66. Jahrgang - 22. Dezember 2010, S. 1
Herausgeberin: Verlagsgenossenschaft Vorwärts, PdAS
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Januar 2011