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VORWÄRTS/955: Mehr Lohn - subito!


vorwärts - die sozialistische zeitung, Nr. 31/32 vom 13. September 2013

Mehr Lohn - subito!

von Siro Torresan



Der schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) fordert je nach Branche eine Lohnerhöhung von 1,5 bis 2 Prozent für alle sowie 100 Franken mehr bei den Mindestlöhnen. Besonderer Nachholbedarf besteht bei den tiefen Löhnen. Und nach wie vor verdienen Frauen für die gleiche Arbeit bedeutend weniger als Männer. Um diese Diskriminierung zu beenden, verlangt der SGB eine überdurchschnittliche Lohnerhöhung für die Frauen.


"In den letzten Jahren ist die Produktion in der Schweiz so stark gestiegen, dass das Land gemessen am BIP-Wachstum die grosse Mehrheit der übrigen Industrieländer und Wirtschaftsräume hinter sich gelassen hat", hält Daniel Lampart, Chefökonom des SGB, an der Medienkonferenz vom 2. September fest. Vor allem gewachsen ist die Binnenwirtschaft. Wegen der Bevölkerungszunahme und den tiefen Zinsen wird in der Schweiz gebaut wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Baufirmen bezeichnen ihre Geschäftslage grossmehrheitlich als "gut bis sehr gut". Und: "Die Umfragewerte befinden sich auf einem historischen Höchststand", berichtet Kollege Lampart. Kurz und bündig: Die Schweiz ist nach wie vor eines der reichsten Länder auf der Welt. Geld für Lohnerhöhungen ist genug vorhanden. Die Gretchenfrage ist nur: Wer kriegt vom vorhandenen Kuchen wie viel?


Mehr für die Grossverdiener

Die Antwort kennt SGB-Präsident Paul Rechsteiner: "Die Bilanz bei den Löhnen der letzten zehn Jahre zeigt, dass hohe und höchste Einkommen unverhältnismässig zugelegt haben", unterstreicht er an der Medienkonferenz. Von den Lohnerhöhungen profitiert haben - man lese und staune - die GrossverdienerInnen und ManagerInnen. So besteht ein Nachholbedarf bei den tiefen und mittleren Einkommen, die nach Abzug der Teuerung im 2010 weniger Cash als noch im Jahr 2002 in der Brieftasche hatten. Der Medianlohn in der Schweiz ist in der genannten Zeitspanne um 0,5 Prozentpunkte gesunken.

Stark betroffen von den tiefen Löhnen sind junge ArbeitnehmerInnen. "In der Schweiz wird den Jugendlichen versprochen, dass sie mit einer Lehre ein ausreichendes Einkommen haben werden. Die Realität ist leider eine andere", informiert der SGB.

Mehr als 140.000 Beschäftigte mit Lehre verdienen weniger als 4.000 Franken pro Monat (auf eine Vollzeitstelle hochgerechnet). Fast 70 Prozent von ihnen sind 25-jährig oder älter. "Angesichts dieser Verhältnisse ist es kein Wunder, dass rund ein Fünftel der Haushalte in finanzielle Schwierigkeiten kommt, wenn eine ausserordentliche Ausgabe (Zahnarzt oder ähnliches) anfällt", erklärt Kollege Rechsteiner.

Und wie schon immer sind die Frauen besonders stark benachteiligt. "Sie haben bei gleicher Arbeit im Mittel 677 Fr. pro Monat weniger Lohn als Männer. Diese Diskriminierung widerspricht auch der Bundesverfassung", hält der SGB in seiner Medienmitteilung fest.


Startschuss am 21. September

Der SGB ist sich sicher: "Das beste Rezept, den Nachholbedarf zu stillen, sind Lohnerhöhungen in fixen Frankenbeträgen". Damit endlich jene profitieren, die zu kurz gekommen sind, fordern die SGB-Gewerkschaften unter anderem die Anhebung der Mindestlöhne um 100 Franken sowie eine generelle Lohnerhöhung von 1,5 bis 2 Prozent je nach Branche. Zudem müssen "die Frauenlöhne gezielt und überdurchschnittlich angehoben" werden. Das ist nach Meinung des SGB, das "effizienteste Mittel gegen geschlechtsbedingte Lohndiskriminierung. Die Lohnerhöhungen müssen generell erfolgen. Denn von der Individualisierung der Lohnpolitik (Bonuszahlungen) profitieren vor allem die Kader und SpezialistInnen. "Anstatt die Lohnbudgets an die Belegschaften weiterzugeben, gewähren sie sich selber die grössten Lohnerhöhungen", hält der SGB fest. Der Startschuss für die Lohnrunde 2014 fällt am 21. September mit der Gewerkschaftdemo in Bern. Um die Forderungen auch durchzusetzen, werden jedoch weitere Mobilisierungen notwendig sein.

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Quelle:
vorwärts - die sozialistische zeitung.
Nr. 31/32/2013 - 69. Jahrgang - 13. September 2013, S. 2
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. September 2013