vorwärts - die sozialistische zeitung, Nr. 01/02 vom 24. Januar 2019
Mehr Lohn, mehr Rente
von Siro Torresan
Am 15. Januar führte der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) seine traditionelle Jahresmedienkonferenz durch. Dabei stellte er unter anderem seine Forderungen vor, um das Kaufkraftproblem im Lande anzugehen. Ferner wurden Lohnsteigerungen und die Stärkung der AHV gefordert. "Die Schweiz hat ein Kaufkraftproblem und ein Rentenproblem, lautet die Botschaft des SGB, die er der Eidgenossenschaft an der Medienkonferenz Mitte Januar verkündete. In seiner Medienmitteilung nennt er dann die Gründe: "Trotz Aufschwung stagnieren die Reallöhne. Gleichzeitig fressen Krankenkassenprämien und steigende Beiträge an die Pensionskassen immer mehr vom Lohn weg, so dass der effektiv verfügbare Lohn gar sinkt. Und wer in Pension geht, erhält immer weniger Rente von seiner Pensionskasse." Diverse Analysen, die der SGB den Medien vorstellte, zeigten dies auf.
Nun gut, eine bahnbrechende Neuigkeit ist dies nicht. Wobei es dies gar nicht sein kann, denn die Situation ist insbesondere für langjährige Arbeitnehmende mit 20 oder mehr Jahren Betriebszugehörigkeit seit langem immer gleich. So hält der SGB fest: "Ihre Löhne sind seit 2010 kaum noch gestiegen. Derweil steigen die Ausgaben für die Krankenkassen immer weiter und nagen an der Kaufkraft." Tatsache, die auch kritische Fragen in Richtung Gewerkschaften aufwerfen, ohne ihnen dabei gleich ein Trauerzeugnis ausstellen zu wollen: Warum betrifft es gerade die Löhne von jenen ArbeiterInnen, die am längsten für den Betrieb malochen? Und: was haben die Gewerkschaften unternommen, um es zu ändern? Die gleichen Fragen stellen sich bei folgender Realität, an die auch der SGB erinnert: Obwohl die Schweizer Wirtschaft in den letzten zwei Jahren kräftig wuchs, stagnierten die Reallöhne.
In Sachen Renten wird der SGB präzis: "Seit 2005 sind die durchschnittlichen Pensionskassenrenten um 9 Prozent gesunken. Und die Situation spitzt sich immer mehr zu". Die neuste Auswertung bei 42 Pensionskassen mit 750.000 Versicherten zeigt Folgendes auf: Nachdem der mittlere Umwandlungssatz 2013 noch 6,4 Prozent betrug, sinkt er im laufenden Jahr von 5,8 auf 5,6 Prozent. Das heisst konkret: Künftige RentnerInnen werden mehr einbezahlen als die Rentnerjahrgänge zuvor, sie werden aber eine deutlich tiefere Rente erhalten.
Um "das Kaufkraftproblem der Schweiz anzugehen", fordert der SGB eine Reihe von Massnahmen, unter anderem:
An den Forderungen ist aus gewerkschaftlicher Sicht nichts auszusetzen. Niemand erwartet vom SGB, dass er sich für die proletarische Räterepublik ausspricht. Klar ist aber auch, dass die Gewerkschaften eine substanzielle Lohnerhöhung nicht am grünen Tisch und auch nicht mit einer Volksabstimmung erreichen werden. Auch die beiden vom SGB erwähnten Volksinitiativen sind zum Scheitern verurteilt, wenn die ArbeiterInnen dafür nicht mobilisiert werden. Das wissen die KollegInnen an der Spitze des SGB auch. Wie sie dies erreichen wollen, war nicht Thema an der Medienkonferenz. Zu diskutieren ist es aber allemal.
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Quelle:
vorwärts - die sozialistische zeitung.
Nr. 01/02/2019 - 75. Jahrgang - 24. Januar 2019, S. 4
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Februar 2019
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