Schattenblick →INFOPOOL →MEDIEN → FAKTEN

INTERNATIONAL/034: Chile - Polizeigewalt gegen Journalisten, IPS-Fotograf entführt und gefoltert (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. Oktober 2011

Chile: Polizeigewalt gegen Journalisten - IPS-Fotograf entführt und gefoltert

von Pamela Sepúlveda


Santiago de Chile, 18. Oktober (IPS) - Wegen der Entführung und Misshandlung des IPS-Fotografen Fernando Fiedler ist der Verband der Auslandspresse in Chile vor Gericht gezogen. "Angriffe der Polizei auf die Presse laufen leider nach einem systematischen Muster ab", kritisierte der Vorsitzende des Chilenischen Korrespondentenverbands, Mauricio Weibel.

Etliche Medienvertreter seien willkürlich festgenommen und misshandelt worden, erklärte Weibel gegenüber IPS. Im Fall von Fiedler habe die Polizei auch die Fotoausrüstung konfisziert und Bilder gelöscht. Der Journalist sei später zusammen mit anderen verhafteten Kollegen wieder freigelassen worden.

Nachdem im vergangenen Jahr noch vorwiegend Vertreter chilenischer Medien Opfer der Gewalt wurden, nimmt die Polizei inzwischen auch die ausländische Presse ins Visier. Fiedler wurde am 6. Oktober attackiert, als er mit der Kamera dokumentierte, wie die Militärpolizei (Carabiñeros) mit großer Brutalität gegen protestierende Studenten in der Innenstadt von Santiago de Chile vorging. Auf die Demonstranten war auch geschossen worden.


Bildmaterial vernichtet

"Sie brachten mich auf ein Kommissariat, wo mich mehrere Polizisten misshandelten und mir meinen Fotoapparat wegnahmen", berichtete Fiedler. Die Bilder seien gelöscht worden. Fiedler und der Journalistenverband strengten am 14. Oktober eine Klage gegen die Carabiñeros wegen Entführung, Verletzung ihrer Dienstpflicht, Sachbeschädigung und Belästigung an.

Wie der Anwalt des Klägers, Cristian Cruz, erklärte, wurde Fiedler ohne Angabe von Gründen oder Vorlage eines Haftbefehls zum Einsteigen in ein Polizeiauto gezwungen. In einer Polizeikaserne sei er dann misshandelt worden. "Jeder Angriff auf einen Journalisten ist eine Attacke gegen die Meinungsfreiheit. Genau die steht heute in Frage", kommentierte Weibel.

"Die Polizei kann nicht beliebig Aktivitäten unterdrücken", monierte Frank La Rue, der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Meinungsfreiheit. Übergriffe auf die Presse seien unzulässig. Außerdem dürfe journalistisches Material nur in Ausnahmefällen und nur nach richterlicher Anordnung im Rahmen strafrechtlicher Ermittlungen beschlagnahmt werden. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://corresponsales.cl/
http://www.ohchr.org/EN/Issues/FreedomOpinion/Pages/OpinionIndex.aspx
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=99367

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 18. Oktober 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Oktober 2011