poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Lateinamerika / Mexiko
2016: Zwischen Januar und Juli bereits 25 Journalist*innen ermordet
Von Ernesto Carmona, Ciap-Felap
(Santiago, 2. August 2016, agenciadenoticias) - Nach den Statistiken der lateinamerikanischen Journalist*innenvereinigung CIAP-FELAP wurden in den ersten sieben Monaten dieses Jahres 25 Journalist*innen und Pressemitarbeiter*innen getötet: zehn in Mexiko sowie ein weiterer mexikanischer Journalist, der auf US-amerikanischem Boden ermordet wurde. Dazu kamen fünf in Guatemala, vier in Honduras, drei in Brasilien, einer in El Salvador sowie einer in Venezuela.
Während keiner dieser Morde eine gerichtliche Verurteilung zur Folge hatte, herrscht Hilflosigkeit bei denen, die Gerechtigkeit fordern, und das bereits seit Jahrzehnten. Die Mehrheit der Morde wurde in Mexiko begangen; hier habe der Staat sein Unvermögen, die Unversehrtheit der Pressemitarbeiter*innen zu garantieren, bereits häufig unter Beweis gestellt, so die Organisationen des Verbands.
Das jüngste Opfer heißt Pedro Tamayo Rosas. Der Journalist wurde am 20. Juli im mexikanischen Bundesstaat Veracruz ermordet, obwohl er angeblich unter einem speziellen Polizeischutz für Menschenrechtsaktivist*innen stand. Tamayo hatte sich eine Weile in Tijuana aufgehalten. Nach seiner Rückkehr hatte er sporadischen Polizeischutz erhalten.
Allein in Mexiko wurden "seit 1983 252 Menschen ermordet, die sich für Presse- und Meinungsfreiheit eingesetzt hatten, darunter 220 Journalist*innen, acht Pressemitarbeiter*innen, 13 Angehörige, acht befreundete Personen und drei zufällige Opfer", so die mexikanischen Pressevereinigungen Fapermex, Club Primera Plana, Colegio de Licenciados en Periodismo und Felap-México. Weitere 26 Personen seien unter gewaltsamen Umständen verschwunden.
Inzwischen hat die 2010 in Mexiko-City gegründete Initiative Casa de los Derechos de los Periodistas angekündigt, in der Hauptstadt einen Zufluchtsort einzurichten, der Journalist*innen aus ganz Mexiko aufnehmen soll, die sich bedroht fühlen. Bisher hat man allerdings, teils aus Angst, teils aus Misstrauen, davon abgesehen, sich den im Jahr 2012 ins Leben gerufenen und bis heute mit Argwohn betrachteten staatlichen Schutzmechanismen anzuvertrauen.
Für ein so schwerwiegendes und schmerzliches Problem wie die anhaltende Ermordung von Journalist*innen, das nicht allein Mexiko, sondern ganz Lateinamerika und sogar die ganze Welt betrifft, kann ein solcher Zufluchtsort keine endgültige Lösung darstellen, aber er ist, wie auch die in Mexiko und anderen Ländern gegründeten Verbände zum Schutz der Journalist*innen, immerhin ein Notbehelf.
Den Anstoß zur Einrichtung des Zufluchtsorts gab die tragische Geschichte von Rubén Espinosa Becerril. Weil er sich durch die Behörden im mexikanischen Bundesstaat Veracruz bedroht fühlte, siedelte der 31-jährige Pressefotograf am 9. Juni 2015 nach Mexiko-City um, wo er nur drei Wochen später, am 31. Juli, ermordet wurde - zusammen mit vier weiteren Frauen, die sich bei ihm aufhielten. Die mexikanische Hauptstadt hatte als sicherer Ort gegolten, weil dort bis dahin keine Journalist*innen ermordet worden waren. Bisher haben die Behörden die Hintergründe des mehrfachen Mordes nicht aufgeklärt.
Mexiko: elf Tote
Guatemala: fünf Tote
Honduras: vier Tote
Brasilien: drei Tote
El Salvador: ein Toter
Venezuela: ein Toter
Ernesto Carmona, Präsident des Journalist*innenverbands CIAP-FELAP
(Comisión Investigadora de Atentados a Periodistas de la Federación
Latinoamericana de Periodistas
URL des Artikels:
https://www.npla.de/poonal/2016-zwischen-januar-und-juli-bereits-25-journalistinnen-ermordet/
Der Text ist lizenziert unter Creative
Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
international.
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/
*
Quelle:
poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Herausgeber: Nachrichtenpool Lateinamerika e.V.
Köpenicker Straße 187/188, 10997 Berlin
Telefon: 030/789 913 61
E-Mail: poonal@npla.de
Internet: http://www.npla.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 20. August 2016
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang