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MELDUNG/577: Neues Leibniz-Journal zu Frieden und Konflikten (idw)


Leibniz-Gemeinschaft - 31.07.2014

Neues Leibniz-Journal zu Frieden und Konflikten

Friedensforscher Harald Müller über Konflikte der Großmächte und die Lehren von 1914



Harald Müller, Leiter der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, warnt, dass Großmachtkriege auch im 21. Jahrhundert möglich sind. Regionale Konflikte könnten sich "wellenartig ausbreiten" - und so globale Krisen entfachen, schreibt Müller in einem Exklusivbeitrag für das neue Leibniz-Journal "Frieden und Konflikte".

Müller, geschäftsführendes Mitglied der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, einem Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, beobachtet Parallelen zur Lage vor 1914: "Ähnlichkeiten mit der Lage vor dem Ersten Weltkrieg ergeben sich dadurch, dass auch heute Großmachtinteressen unzureichend reguliert auf Konfrontationskurs sind."

Für den Politikwissenschaftler werden vor allem vier Staaten künftig über Krieg und Frieden bestimmen: die USA, China, Indien und Russland. Sie stehen in erheblicher Konkurrenz zueinander, Misstrauen prägt ihre Beziehungen. Ein neuer nuklearer Rüstungswettlauf sei entbrannt. Auch Spionage, Cyberattacken und die Konkurrenz um Erdöl destabilisieren die Beziehungen. Krisen in der persischen Golfregion könnten zu "Herden von Weltkrisen" werden.

Russland wolle seinen Einfluss im "post-sowjetischen Raum" als Signatur seines Weltmachtstatus konsolidieren. Dies bringe Spannungen mit den USA mit sich, die ihre dortigen Handlungsmöglichkeiten zu vergrößern und den russischen Einfluss zu verringern suchten. Die Ukraine-Krise vertiefe gegenwärtig die politische Distanz.

Die "gefährlichsten Brennpunkte der Zukunft" sieht Müller aber im Ost- und Südchinesischen Meer. Mit China, Indien und den USA treffen dort gleich drei Großmächte aufeinander. Man habe es heute mit einem vernetzten Konfliktsystem zu tun, in dem "kleine Kriege" globale Konflikte entfachen können. "Der Großmachtkrieg bleibt möglich", folgert Harald Müller, "und die Risiken steigen."

Ferner im Titelthema "Frieden und Konflikte" des aktuellen Leibniz-Journals:

• Im Namen der Humanität? Ob Gewalt in einem Land mit Gewalt von außen beendet werden darf, ist so umstritten wie der Erfolg humanitärer Interventionen.
• Wenig Wissen, wenig Macht Die Ukraine-Krise im Fokus der Wissenschaft.
• Brauchen wir eine Erinnerungskultur? Der Historiker Martin Sabrow über den Blick der Gegenwart auf die Geschichte.
• Die vergessene Urkatastrophe Im Ersten Weltkrieg wurden erstmals in großem Stil Ethnische Säuberungen durchgeführt. Der Historiker Michael Schwartz im Interview.
• Kartenspiele Nach dem Ersten Weltkrieg rangen Europas Staaten in Versailles um neue Grenzen. Mit Landkarten, die ihre Gebiete äußerst vorteilhaft definierten.
• Die Regeln der Gewalt Wie Gewalt den Alltag der sowjetischen Besatzung Afghanistans zwischen 1979 und 1989 prägte - und wo die Wurzeln des Mordens lagen.
• Wirtschafts-Krieg Das Kieler Institut für Weltwirtschaft durchlebte in seiner Geschichte zwei Weltkriege. Davon blieben auch Forschung und Forscher nicht unberührt.

Ein weiterer Schwerpunkt im neuen Leibniz-Journal gilt dem Wechsel im Amt des Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft:

• "Forschen im Netzwerk - Hand in Hand" Matthias Kleiner, neuer Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, skizziert erste Vorhaben seiner Amtszeit.
• "Wir von Leibniz" Bilder und Eindrücke vom Festakt in der Berliner Akademie der Künste.

Das Leibniz-Journal erscheint viermal jährlich. Als PDF und als Blätterversion steht es online zur Verfügung: http://www.leibniz-gemeinschaft.de/medien/publikationen/journal/22014. Die Druckversion kann kostenlos abonniert werden (abo@leibniz-gemeinschaft.de).


Die Leibniz-Gemeinschaft

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 17.500 Personen, darunter 8.800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,5 Milliarden Euro.

Weitere Informationen unter:
http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution390

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Gemeinschaft, Christoph Herbort-von Loeper M.A., 31.07.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. August 2014