Schattenblick → INFOPOOL → MEDIEN → FERNSEHEN


DOKUMENTATION/1750: ZDF plan b mit neuen Sendungen, 30.05., 06.06., 13.06., 20.06., 27.06. und 04.07.2020 (ZDF)


plan b
Zum Wohl – Leben ohne Alkohol
Samstag, 30. Mai 2020, 17.35 Uhr / samstags 17.35 Uhr

Inhalt:
– "plan b" – Dokumentationsreihe mit konstruktivem Ansatz
– Sendetermine und Stab
– plan b: Zum Wohl – Leben ohne Alkohol
– plan b: Wirtschaft, die gut tut – Wie Unternehmen die Zukunft planen
– plan b: Frischer Wind für grünen Strom – Die Macher der Energiewende
– plan b: Lieferkonzepte mit Zukunft – Versorgungswege neu gedacht
– plan b: Billiger wohnen – Bessere Bedingungen für Mieter
– plan b: Schätze aus dem Abfall – Ideen gegen das Wegwerfen
– Interview mit "plan b"-Redaktionsleiter Christian Dezer


"plan b" – Dokumentationsreihe mit konstruktivem Ansatz

"plan b" bietet seit dem 7. Oktober 2017, samstags um 17.35 Uhr im ZDF, konstruktiven Journalismus. "plan b" ist eine Dokumentationsreihe mit Reportage-Elementen, die das jeweilige Thema anhand verschiedener Beispiele und Protagonisten aufbereitet und dabei den europäischen Aspekt immer mit einbezieht. "plan b" wirft einen lösungsorientierten Blick auf aktuelle Probleme und zeigt verschiedene Möglichkeiten auf, wie diese in den Griff zu bekommen sind. "plan b" ist die erste Dokumentationsreihe im deutschen Fernsehen, die diesen konstruktiven Ansatz verfolgt.

*

Samstag, 30. Mai 2020, 17.35 Uhr, ZDF
plan b: Zum Wohl– Leben ohne Alkohol
Film von Anna Bachner

Produktion: Bilderfest
Leitung der Sendung: Christian Dezer
Länge: ca. 30 Minuten


Samstag, 6. Juni 2020, 17.35 Uhr, ZDF
plan b: Wirtschaft, die gut tut – Wie Unternehmen die Zukunft planen
Film von Sybille Koller und Moritz Dirks

Produktion: Berlin Producers
Leitung der Sendung: Christian Dezer
Länge: ca. 30 Minuten


Samstag, 13. Juni 2020, 17.35 Uhr, ZDF
plan b: Frischer Wind für grünen Strom – Die Macher der Energiewende
Film von Eva Münstermann, Joanna Michna und Nanje Teuscher

Produktion: Spiegel TV
Leitung der Sendung: Christian Dezer
Länge: ca. 30 Minuten


Samstag, 20. Juni 2020, 17.35 Uhr, ZDF
plan b: Lieferkonzepte mit Zukunft – Versorgungswege neu gedacht
Film von Eva Münstermann und Frédérique Veith

Produktion: Spiegel TV
Leitung der Sendung: Christian Dezer
Länge: ca. 30 Minuten


Samstag, 27. Juni 2020, 17.35 Uhr, ZDF
plan b: Billiger wohnen – Bessere Bedingungen für Mieter
Film von Frédérique Veith

Produktion: Spiegel TV
Leitung der Sendung: Christian Dezer
Länge: ca. 30 Minuten


Samstag, 4. Juli 2020, 17.35 Uhr, ZDF
plan b: Schätze aus dem Abfall– Ideen gegen das Wegwerfen
Film von Denise Dismer

Produktion: Spiegel TV
Leitung der Sendung: Christian Dezer
Länge: ca. 30 Minuten

*

plan b: Zum Wohl – Leben ohne Alkohol

Nullprozentiger Wein, alkoholfreier Gin? Da hört der Spaß für viele auf. Ein Bier am Abend, ein Sekt zum Anstoßen – Alkohol gehört zum Alltag. Bis jetzt. Der neue Trend: gesunder Genuss.

Denn was als normal gilt, ist oft schon Sucht. Allein in Deutschland haben rund drei Millionen Menschen ein Alkoholproblem, sagen Experten. Doch der Pro-Kopf-Konsum sinkt. Nüchtern Spaß zu haben, ist längst kein Widerspruch mehr. Einige Trendsetter machen es vor.

Nathalie Stüben war jung, erfolgreich – und alkoholabhängig. Heute hat die 34-jährige Journalistin das hinter sich. Ihre Geschichte ist zu ihrer Mission geworden: Der Podcast "Ohne Alkohol mit Nathalie" soll den Hörern Mut machen, ehrlich in den Spiegel zu schauen. "Wenn wir an Alkoholabhängigkeit denken, dann haben wir ja nicht mein Gesicht im Kopf", sagt sie, "sondern wir haben ganz andere Gesichter im Kopf." In Fernsehauftritten und Zeitungsinterviews will Nathalie Stüben ihre Erfahrungen mit der Öffentlichkeit teilen – und der Sucht das Stigma nehmen.

Ob Bier, Wein oder Spirituosen – Alkohol ist eine unterschätzte Droge und gesellschaftlich akzeptiert. Renée Stulz aus Wiesbaden wurde in der Weihnachtszeit nachdenklich: "Da geht man auf den Weihnachtsmarkt, es gibt Glühwein, es sind Weihnachtsfeiern, und beim Weihnachtsessen zu Hause gibt es auch was zu trinken. Das war alles ein bisschen 'too much'." Während der siebenwöchigen Fastenzeit verzichtet sie jetzt komplett auf Alkohol, zusammen mit ihren drei Freunden Liane, Wolfgang und Marcel. Wie schwer fällt ihnen das, wenn doch alte Trinkgewohnheiten eine ständige Verlockung darstellen? Wer hält durch? Und wie wirkt sich die alkoholfreie Zeit auf Körper und Psyche aus?

Dass man beim Ausgehen auch ohne Alkohol einen schönen Abend verbringen kann, will der 52-jährige Vaughan Yates im Heimatland des Guinness beweisen. Auf den ersten Blick unterscheidet sich seine Bar in Dublin kaum von den unzähligen anderen. Das Besondere: Hinter seiner Theke gibt es keinen Tropfen Alkohol. Bei der Eröffnung vor einem Jahr hatte er deshalb Zweifel: "Es gibt keine vergleichbaren Bars, an denen ich mich hätte orientieren können." Wie hat sich das neue Konzept bewährt?

Alkoholfreies "Hochprozentiges" – das haben die Bonner Raphael Vollmar und Gerald Koenen gewagt, auf den Markt zu bringen. Was nach einer einfachen Aufgabe klingt, ist eine riesige Herausforderung, denn der Geschmack echten Gins lässt sich nicht imitieren. "Die erste Reaktion war: Das ist doch Quatsch", sagt Raphael Vollmar. "Wir wussten, dass viel Erklärungsarbeit notwendig ist und dass es kein Selbstläufer wird." Finden die Menschen wirklich Geschmack an Gin, der keiner ist? Oder an nullprozentigem Wein?

Ist "kein Alkohol" ein Erfolgsrezept? "plan b" fragt nach.

*

plan b: Wirtschaft, die gut tut – Wie Unternehmen die Zukunft planen

Geht grenzenloses Wachstum auf Dauer? Einige Unternehmen glauben das nicht mehr und steuern deshalb um. Sie wirtschaften mit Bedacht und Weitsicht – im Sinne ihrer Mitarbeiter und der Umwelt.

Das baden-württembergische Unternehmen Richard Henkel GmbH stellt Badeliegen aus Stahlrohr her. Vor einigen Jahren hat die Chefin Susanne Henkel beschlossen, dass ihr Betrieb nicht mehr wachsen soll. Das Erstaunliche: Dem Unternehmen geht es seither besser.

Die Arbeitsplätze der Mitarbeiter sind sicher, die Rendite stimmt, und Geschäftsführerin wie Belegschaft fühlen sich gut. Grundlage war eine Änderung der Geschäftsstrategie: Statt immer mehr Badeliegen herzustellen, konzentriert sich das Unternehmen auf den Erhalt und Ausbau des Kundenstammes durch einen umfassenden Kundendienst. Das überzeugt nicht nur alte wie neue Kunden, die Henkel GmbH hat damit auch die Kosten für sich und für die Umwelt drastisch gesenkt: "Wir haben den Energieverbrauch halbiert, Abfallerzeugung sogar um neun Zehntel reduziert. Das Unternehmen produziert nicht mehr auf Kosten des Planeten", verkündet die Geschäftsführerin Susanne Henkel stolz.

Die Tourismusbranche gehört klassischerweise zu denen, in denen alljährlich Wachstumsraten verkündet werden. Doch nun setzen immer mehr Destinationen und Tourismus-Unternehmen auf Reduktion – wie das Hotel Post im österreichischen Bezau. Im Juni 2019 hat die Hoteldirektorin Stephanie Rist gemeinsam mit der Inhaberin Susanne Kaufmann das Geschäftsmodell des Viersternehotels in Vorarlberg komplett umgekrempelt. Business-Seminare wurden gestrichen, der Restaurantbetrieb wurde eingeschränkt, die Speisekarte radikal reduziert: zugunsten von familienfreundlicheren Arbeitszeiten für ihre Angestellten und natürlich der Umwelt zuliebe. Seit 2020 gibt es direkt neben dem Hotel einen Gemüsegarten, in dem zweimal wöchentlich geerntet wird. "Was nicht direkt auf den Tellern der Gäste landet, wird eingeweckt – wie es schon meine Oma machte", sagt Stephanie Rist. So können die Gäste auch im Winter die ökologisch gewachsenen Obst- und Gemüsesorten aus dem Garten genießen.

Der Outdoor-Ausrüster Patagonia aus Kalifornien hat Nachhaltigkeit und einen hohen Sozialstandard zur Geschäftsphilosophie gemacht. Der Gründer Yvon Chouinard ist als Kletter-Pionier vor allem im Yellowstone-Nationalpark bekannt geworden. Nachhaltigkeit, Upcyling, klimabewusste Produktion, transparente Lieferketten sind selbstverständlich. Ein Prozent des Umsatzes fließt bereits seit den 80er-Jahren in Umweltprojekte. Die Outdoorkleidung wird von vornherein auf bestmögliche Haltbarkeit angelegt – die Kunden sollen nicht alle paar Jahre ihre Jacke wegwerfen und eine neue kaufen. "Und sollte doch mal was kaputtgehen, reparieren wir die Kleidungsstücke. Zweimal im Jahr sogar direkt dort, wo die Menschen Sport treiben", erklärt Ryan Gellert, der Geschäftsführer für Patagonia Europa. Ein umgebauter Truck mit Nähstübchen fährt im Winter in die Skigebiete, um Schneeanzüge, Anoraks und Fleecepullis direkt an der Piste zu flicken.

*

plan b: Frischer Wind für grünen Strom – Die Macher der Energiewende

Öl, Atom und Kohle – ade! Die Energiewende ist ein Jahrhundertprojekt und kommt doch nur schleppend voran. "plan b" stellt Pioniere und Kommunen vor, die auf erneuerbare Energien setzen.

Auf der dänischen Insel Samsø wissen die 3700 Einwohner, wie man das macht: Energie sparen und sie selbst klimaneutral erzeugen – mit Wind, Biomasse und Solarthermie. Als einer der Ersten erkannte Landwirt Jørgen Traneberg vor gut 20 Jahren das wirtschaftliche Potenzial der Energiewende. Damals stellte er ein eigenes Windrad auf die Weide – neben seine Kühe. Traneberg schätzt vor allem seine Unabhängigkeit als Energieproduzent: "Ich mache das, weil mir klar ist, dass ich damit Geld verdienen kann und weil es ein gutes Gefühl ist. Es ist gut, selber Energie zu erzeugen. Dann brauchst du den Mittleren Osten oder Putin nicht nach ein bisschen Gas oder Öl zu fragen." Eine Delegation japanischer Reisbauern besucht Tranebergs Hof, um vor Ort zu lernen, wie sich die Energiewende für alle lohnen kann.

In Deutschland hat die Region Rhein-Hunsrück eine Vorreiterrolle: Der Landkreis produziert dreimal so viel Energie wie er selbst verbraucht und setzt dabei vor allem auf Windkraft. Ideale Bedingungen für den Bund, um im Hunsrück das Stromnetz der Zukunft zu erproben: Im Ort Gödenroth steht seit 2018 ein Batteriespeicher. Er puffert überschüssigen Strom aus erneuerbaren Quellen und leitet ihn bei Bedarf an Verbraucher weiter.

Mit Wind kann die Metropole München nicht punkten, sie vertraut auf einen Schatz tief unter der Stadt: ein schier unerschöpfliches Reservoir an Erdwärme. Jetzt will man das kostbare Gut heben: In München entsteht die größte Geothermie-Anlage Deutschlands. Kai Zosseder und Daniela Pfrang von der Uni München begleiten die Münchner Stadtwerke dabei, die neuen Bohrungen sicher und umweltverträglich durchzuführen. Bis 2040 will die Metropole ihre Bürger zu 100 Prozent klimaneutral mit Wärme versorgen – mithilfe der Geothermie.

Wie wäre es, sich von allen Strom- und Wärmeversorgern unabhängig zu machen? Ein Traum, den die beiden Schweizer Umweltpioniere Walter und René Schmid verwirklicht haben: mit einem energieautarken Mehrfamilienhaus. Die Versorgung der neun Wohnungen mit Wärme, Warmwasser und Strom leistet das Gebäude selbst – dank modernster Solarzellen auf dem Dach und an der Fassade. Hocheffiziente Haushaltsgeräte helfen Bewohnern, nicht mehr Energie zu verbrauchen, als das Haus produziert.

*

plan b: Lieferkonzepte mit Zukunft – Versorgungswege neu gedacht

Ob per Flugzeug, LKW oder Schiff – viele Waren und Bauteile reisen um die Welt. Doch in der Corona-Pandemie waren Transportwege plötzlich nicht mehr sicher. Wird die weltweite Verflechtung durch die Krise abnehmen? Wie sehen nachhaltige Versorgungswege der Zukunft aus? Tatkräftige Unternehmer setzen schon jetzt auf kurze Wege, kleine Kreise und Wertschöpfung vor Ort. Das schont zudem Ressourcen und verbessert das Klima.

Direkter Verkauf, ohne Zwischenhändler – ursprünglich wollten die Orangenbauern Gabriel und Gonzalo Úrculo ihr Hof-Erbe im spanischen Bétera retten. Doch mit ihrer durchschlagenden Idee erreichten sie noch viel mehr: Baumpatenschaften für inzwischen mehr als 10.000 Kunden. Die pflückfrischen, ökologisch angebauten Orangen kommen von der spanischen Plantage ohne Umwege über den Handel direkt zu den Baumpaten – etwa nach Deutschland. Erste Paten machen sich auf den Weg, um die Plantage und ihren Baum zu besuchen.

Lebensmittel aus der Region anbieten und lokale Produzenten stärken – das ist ein Herzensanliegen für Tina Andres. Die studierte Biologin führt heute die Geschäfte einer Verbraucher-Erzeuger-Genossenschaft, die nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 gegründet wurde. 30 Höfe aus der Umgebung arbeiten zusammen in einem Netzwerk und beliefern nachhaltig fünf Einkaufsmärkte. Das Konzept wird in diesem Jahr auf die Bewährungsprobe gestellt: Gelingt es, die Lübecker auch in der Corona-Krise sicher zu versorgen?

Jeans in der Biotonne – mit ihrer Kreislauf-Idee regen Daniel und Markus einen Wertewandel in der umweltschädlichen Modebranche an. Drei Monate dauert es, bis ihre Kleider kompostiert sind. Die Brüder verzichten auf Baumwolle, deren Anbau Unmengen Wasser verbraucht. Alle Rohstoffe stammen aus Europa: Die Freitag-Kleidung wird aus Flachs gefertigt, geerntet auf französischen Feldern, gewebt in Italien, genäht in Polen. Daniel Freitag ist überzeugt: "Wir sollten uns weniger als Verbraucher sehen, sondern eher als Kreisläufer."

*

plan b: Billiger wohnen – Bessere Bedingungen für Mieter

Bezahlbarer Wohnraum und Bauland sind knapp. Die Spekulation floriert. Viele Kommunen haben die Kontrolle über die eigene Stadt verloren. Deshalb werden immer mehr Menschen selbst aktiv.

Nirgendwo in Deutschland ist Wohnen so teuer wie in München. Das spürt auch Unternehmer Tobias Schmid: "Uns fehlen die Fachkräfte, weil niemand die horrenden Mieten hier zahlen kann!" Statt den Betrieb auszubauen, wird er selbst zum Bauherrn und Vermieter.

Werkswohnungen erleben überall in Deutschland derzeit ein Revival. Darunter Unternehmen, die bereits eine lange Tradition pflegen. So auch die ÜSTRA Hannoversche Verkehrsbetriebe AG. Zu den 500 Immobilien im Bestand wird ein neues ökologisches Bauprojekt umgesetzt: eine nachhaltige Investition in die Mitarbeiter und den Standort.

Was wäre, wenn jeder bauen kann, wie er will? In Almere südlich von Amsterdam ist das möglich. Obwohl das Bauland mit 76 Euro pro Quadratmeter sehr erschwinglich ist, heißt das auch, dass Straßen und Wasserleitungen mit den Nachbarn selbst verlegt werden müssen. Werner Brouwer begleitet das Projekt seitens der Gemeinde: "Hier schaffen Menschen ihre eigene Wohnumgebung. Wenn alles gut läuft, habe ich nichts zu tun. Das ist doch toll!" 1000 Hausbauer haben bereits ihren Traum umgesetzt. Auch wenn es anstrengender und länger war als erwartet, ans Umziehen denkt hier keiner mehr.

Doch das Bauen muss man sich leisten können. 48,3 Prozent ist in Deutschland der Anteil an Mietverhältnissen. In Frankfurt gehen 39 Prozent des Gehalts für Mieten drauf, in Freiburg sind es 42 Prozent und in München sogar 43. Immer lauter wird der Ruf nach Deckelung oder Alternativen.

Claus Fincke hat für Münchner Verhältnisse noch Glück. "Doch käme eine Eigenbedarfs-Kündigung, wäre es schwer für mich, im Vorruhestand etwas Neues zu finden", sagt der 62-Jährige. Und so wird er selbst aktiv: in einer neu gegründeten Baugenossenschaft. Das erste gemeinsame Haus entsteht in einem neuen Quartier: dem Prinz Eugen Park, sozial – durchmischt – nachhaltig. Die Stadt fördert das durch die sogenannte Münchner Mischung.

Die ZDF-Dokumentationsreihe "plan b" zeigt, wie neue, bessere Bedingungen für das Wohnen geschaffen werden können.

*

plan b: Schätze aus dem Abfall – Ideen gegen das Wegwerfen

Jedes Jahr werden Deutschlands Recyclinghöfe mit Müll überflutet. 187 Kilo Sperrmüll produziert jeder Deutsche. Doch viele denken um und schenken ihren Besitztümern ein zweites Leben. Denn in die Jahre gekommene Alltagsgegenstände lassen sich mit etwas Kreativität und Know-how weiter verwenden. Wie das geht zeigen Do-it-yourself-Workshops und nachhaltig agierende Unternehmen.

Kurzarbeit, Homeoffice und Kontaktbeschränkungen – in Pandemiezeiten verwirklichen viele Menschen lang geplante Projekte in Haus und Garten. Das Bedürfnis, mit den eigenen Händen zu arbeiten, ist groß. Das beobachtet auch André Wolf, Tischler in Schleswig-Holstein. "Wenn die Leute in meine Werkstatt kommen, dann atmen sie erstmal tief ein, weil sie den Geruch nach Holz so lieben", sagt er. Der Handwerker bietet Kurse an, in denen ausrangierte Schultische zu Skateboards, kaputte Fahrradschläuche zu Gartenstühlen und Korken zu Memoboards werden.

Seit Corona finden Teambesprechungen per Videokonferenz statt, Großeltern schicken ihren Enkeln Gute-Nacht-Geschichten über das Tablet und Hausaufgaben und Studium laufen online. Nie war der Bedarf an IT-Geräten so groß, wie im Moment. Doch jeder kann oder will neue Produkte kaufen. Eine umweltfreundliche und kostengünstige Alternative sind gebrauchte Geräte. Die AfB GmbH arbeitet ausgediente IT-Hardware von großen Unternehmen auf. Über 400 Menschen sind für das gemeinnützige Unternehmen tätig, fast die Hälfte von ihnen hat eine Behinderung.

Der größte Teil des Elektroschrotts landet in afrikanischen Ländern, auch ein Drittel der weltweit entsorgten Kleidung wird dorthin verkauft. Vieles davon ist noch tragbar. Der französische Designer Amah Ayivi hat daraus ein Geschäft gemacht. Im westafrikanischen Togo sucht er in den Textil-Bergen nach Vintage-Teilen. Die lässt er von afrikanischen Schneiderinnen aufarbeiten und bringt sie wieder nach Europa. In einer Pariser Boutique verkauft er sie als Designer-Mode. "Ich bringe den Müll, der nach Afrika geschickt wird, als Schatz zurück", sagt der Franzose.

In der Werkstatt der Upcyclingbörse in Hannover wurden seit dem Corona-Lockdown alle Kurse abgesagt. Doch jetzt wird Gert Schmidt aktiv: Er will Kulturschaffende und Beratungsstellen unterstützen, die gar nicht oder nur eingeschränkt arbeiten können. In diesen Bereichen wird die Kommunikation durch das Tragen eines Mundschutzes erschwert oder gänzlich unmöglich. Der Tüftler legt sich eine Spritzgussmaschine und einen Kunststoff-Schredder zu und beginnt, Gesichtsschilder aus Altplastik herzustellen.

*

"Wir verfolgen einen konstruktiven Ansatz"
Interview mit "plan b"-Redaktionsleiter Christian Dezer

"plan b" bietet samstags um 17.35 Uhr im ZDF, konstruktiven Journalismus. Dabei werden weniger die Probleme, als vielmehr die Lösungsansätze dargestellt?

In der nachrichtlichen Berichterstattung und in etablierten Dokumentationsformaten werden Probleme meist ausführlich und in Gänze dargestellt. Wir wollen in unserem neuen Format das jeweilige Problem dagegen kurz umreißen und dafür zeigen, dass es bereits viele verschiedene Möglichkeiten gibt, diese in den Griff zu bekommen. Insofern wollen wir einen etwas anderen, lösungsorientierten Blick auf die Themen werfen. "plan b" ist das erste Dokumentationsformat im deutschen Fernsehen, das diesen konstruktiven Ansatz in einem Doku-Format verfolgt.

Ist dieser "plan b" für alle Themenfelder denkbar?

Alles, was das Leben und die Gesellschaft an Themen bereithält, kann auch für "plan b" interessant sein. Wir müssen schauen, ob es beim jeweiligen Thema Lösungsansätze auf verschiedenen Ebenen gibt. Wir werden zum Beispiel das Thema "Wohnen in der City" unter der Fragestellung aufgreifen: Wie lassen sich bezahlbare Mieten in Innenstadtlagen ermöglichen? In großen Städten wie München, Berlin oder Frankfurt, aber auch in vielen ausländischen Metropolen ist es ja bereits ein Riesenproblem, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Auf unserer Suche nach Lösungsansätzen haben wir festgestellt, dass es zum Beispiel in Zürich, einer der teuersten Städte Europas, auch bezahlbare Mieten gibt. Statt zum Beispiel 60 bis 70 Euro, nur 15 Euro. Wir zeigen, wie das geht und sich finanziert. Und wir beleuchten, wie in Deutschland einige Städte, die ihre Grundstücke nicht zur Haushaltkonsolidierung verscherbelt haben, nun über die Grundstückspreise Einfluss auf die Bau- und am Ende auch auf die Mietkosten nehmen.

Und wie werden die Themen für das neue Format aufbereitet?

"plan b" ist ein Dokumentationsformat mit Reportage-Ansätzen. Wir erzählen die jeweilige Geschichte anhand verschiedener Beispiele und Protagonisten. Und wir wollen dabei den europäischen Aspekt immer mit einbeziehen und in Erfahrung bringen, wie im Ausland mit den jeweiligen Problemen verfahren wird. Die Herausforderung ist dabei: Für die 30-Doku-Minuten eine Dramaturgie mit verschiedenen Geschichten zu entwickeln, die sich abwechseln. Denn das ist beim konstruktiven Journalismus auch zu bedenken: Lösungsansätze und alternative Entwicklungen leuchten dem Zuschauer oft schnell ein – da gilt es eine Spannungslinie für die verschiedenen Themen zu entwickeln.

"plan b" ist auch ein Synergieprojekt mit der ARTE-Reportagereihe "Re:" Gibt es dennoch unterschiedliche Handschriften?

Ja, die gibt es. Dennoch wollen wir schauen, wie wir die Format-Ansätze gut zusammenführen. ARTE setzt mehr auf die Reportage, bei "plan b" ist es eher eine Dokumentation mit Reportage-Ansätzen, mit einer Geschichte, die wir anhand verschiedener Beispiele und Protagonisten erzählen. Wir arbeiten eng mit "Re:" zusammen und liefern auch Stücke für den ARTE-Sendeplatz.

Was finden die Zuschauer bei "plan b"?

Wer "plan b" einschaltet, sieht: "Die Welt ist voller Ideen!"

Mit Christian Dezer sprach Thomas Hagedorn.
 

– Änderungen und Ergänzungen vorbehalten –
 

*


Quelle:
ZDF – Zweites Deutsches Fernsehen
Presse Special – Juni 2020
Copyrights by ZDF
Internet: www.zdf.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Mai 2020

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang