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FILM/1734: ZDF - ZDF-Komödie "Der Sommer nach dem Abitur", am 25.06.2020 (ZDF)


Der Sommer nach dem Abitur
Komödie
Donnerstag, 25. Juni 2020, 20.15 Uhr

Inhalt:
– Stab, Besetzung, Inhalt
– Interview mit Bastian Pastewka, Fabian Busch und Hans Löw
– Statement von Produzentin Tanja Ziegler


Stab

Buch: Marc Terjung
Regie: Eoin Moore
Kamera: Florian Foest
Musik: Warner Poland, Kai-Uwe Kohlschmidt, Wolfgang Glum
Ton: Carsten Arnolds
Szenenbild: Justyna Jaszczuk
Kostümbild: Anne-Gret Oehme
Maskenbild: Stephanie Adam, Aylin Ergün
Casting: Mai Seck
Schnitt: Eva Lopez Echegoyen
Herstellungsleitung: Ralph Brosche
Produktionsleitung: Susanne Bergmann
Produktion: ZIEGLER FILM GmbH & Co. KG
Produzentin: Tanja Ziegler
Producerin: Kirsten Ellerbrake
Redaktion: Elke Müller (ZDF), Olaf Grunert (ARTE)
Länge: 88 Minuten


Die Rollen und ihre Darsteller

Alexander – Bastian Pastewka
Ole – Fabian Busch
Paul – Hans Löw
Achim – Charly Hübner
Stephanie – Pegah Ferydoni
Claudia – Julia Richter
Babette – Alessija Lause
Rocker 1 – Steffen Münster
Rocker 2 – Cyrill Berndt
Apothekerin – Anneke Kim Sarnau
Charles – Ferdinand Lehmann
Larissa – Zoe Moore
Werkstattmeister – Stefan Lochau
Benjamin – Jonas Sippel
und andere


Inhalt

Nach dem Abitur wollten die drei Schulfreunde Alexander, Paul und Ole auf ein Konzert ihrer Lieblingsband Madness. Doch irgendetwas kam für alle dazwischen. Zu ihrem Glück gibt es die Band noch immer, und so machen die drei Mittvierziger sich ein Vierteljahrhundert später in einem klapprigen Golf auf den Weg, das Versäumte nachzuholen – denn Madness geben erneut ein Konzert.

Doch was als vergnügliche Nostalgietour geplant war, wird zu einem Desaster: Die drei Freunde von einst haben sich verändert, und so recht wollen der angeblich glücklich verheiratete Pharmavertreter Alexander, der Hallodri Paul und der Ratgeberautor Ole nicht mehr zusammenpassen. Alexander reagiert hysterisch auf den Verlust seiner Tabletten, ist er doch mittlerweile sein eigener bester Kunde. Zudem vermasselt er Ole die Partie bei einer Country-Sängerin. Gemeinsame Nächte im Zelt sind weit weniger amüsant als erwartet, und mit dem Konzert geht am Ende auch noch alles schief, denn die von Paul online erstandenen Tickets sind gefälscht. Doch die Verzweiflung währt nicht lange: In Babettes Kneipe veranstalten die Jungs ihren eigenen Gig nach dem Motto "You better start to move your feet – to the rockinest, rock-steady beat of madness".

*

Interview mit Bastian Pastewka, Fabian Busch und Hans Löw

Wann haben Sie Abitur gemacht?

Fabian Busch: Das war 1994.

Bastian Pastewka: Pünktlich, ohne Umwege, im Jahre 1991. Sehr durchschnittliches Ergebnis, was mich damals arg verstimmt hat. Ich war zunächst ein recht guter Schüler, doch je mehr es aufs Abitur zuging, desto mehr überholten mich die anderen. Ich habe mich auf meinen Lorbeeren ausgeruht und nicht erkannt, dass es nicht immer reicht, die originellste, aber eben nicht die richtige Antwort parat zu haben.

Hans Löw: Bei mir war das (autsch) 1995.

Was haben Sie im Sommer nach dem Abitur gemacht?

Bastian Pastewka: Ich bin sofort in den Zivildienst eingestiegen, der zu dieser Zeit noch 15 Monate betrug. Ich wollte diese Phase so schnell wie möglich hinter mich bringen. Während meine Mitschüler durch die Welt gondelten und ihr Abi feierten, war ich Bluttransportfahrer für die Uniklinik Bonn – auf einem Fahrrad. Ich bekam den verantwortungsvollen Job, Proben und Blutkonserven zum Einsatz zu fahren. Doch die Klinik hatte uns nicht genug Transportgerät zur Verfügung gestellt. Wir mussten improvisieren: Auf meiner Kühltasche stand "Pumuckl".

Fabian Busch: Ich war nicht der beste Schüler, und so musste ich mich bis zum Abi zurückhalten – was Filme drehen anbelangte. Den ersten Sommer in Freiheit habe ich dann folgerichtig am Set verbracht.

Hans Löw: Tatsächlich bin ich zuerst auf ein Open-Air-Konzert gegangen. Skunk Anansie, Prodigy, Fanta 4 – ich weiß es nicht mehr genau. Dann war ich mit Freunden und damaliger Freundin zelten in Frankreich am Atlantik.

Haben Sie noch Kontakt zu damaligen Mitschülern?

Bastian Pastewka: Wir waren mit über 100 Personen ein sehr unübersichtlicher Jahrgang, aber es war mir möglich, mit rund 15 Personen intensiven Kontakt zu halten.

Fabian Busch: Oh ja, mein bester Freund von damals ist es immer noch, und wir verbringen so viel Zeit wie möglich miteinander. Und doch ist es immer zu wenig.

Hans Löw: Drei wichtige Kumpel sind geblieben.

Was bedeutet Freundschaft für Sie?

Fabian Busch: Es ist für mich nach der Familie das Wichtigste, manchmal auch davor – weil eine wahre Freundschaft durch nichts zu ersetzen ist.

Hans Löw: Umeinander wissen. Begleiten im Streiten und Verzeihen. Die Gewissheit zu haben, sich beim anderen immer melden und nicht melden zu können.

Bastian Pastewka: In der Tat sind viele Kollegen meines Abiturjahrgangs immer noch meine besten Freunde. Allein das ist ein Verdienst. Möglicherweise gäbe es diese Freundschaften nicht, wenn wir uns nicht acht Jahre täglich in der Schule begegnet wären. Einige habe ich über Jahre aus den Augen verloren, doch kaum sieht man sich wieder, verständigt man sich sofort auf das Vokabular und die Scherze aus der Abizeit. Meist brüllen wir uns Sätze aus "Die Ritter der Kokosnuss" oder ähnliches zu. Das ist auch eine Qualität einer Freundschaft.

Haben Sie nach Ihrem Abitur ein Vorhaben nicht gemacht, das aber später nachgeholt?

Bastian Pastewka: Als ich 1989 in die Oberstufe kam, endete die deutsche Teilung. Ich war vor dieser Zeit ein paarmal in Berlin-West und -Ost, aber es ärgert mich bis heute, dass ich genau in der entscheidenden Wendezeit im piefigen Bonn mein Abitur machen musste. Ich bin daher später nach Berlin gezogen, um ganz sicher zu sein, in Zukunft nie wieder etwas Vergleichbares zu verpassen.

Hans Löw: Nein. Ich hatte den Hang dazu, auch das Verwegenste umzusetzen.

Haben Sie Ihr 25. Abi-Jubiläum begangen?

Hans Löw: Nein.

Bastian Pastewka: Aber ja, und wir hätten uns alle gewundert, wenn nicht. Es kamen ungefähr 70 Leute, und unsere Lehrer haben uns für diesen Tag extra die Schule aufgeschlossen. Wir schlichen noch einmal durch die menschenleeren Gänge und mussten feststellen, dass sich im Gebäude nichts verändert hatte. Klar, sie haben gestrichen, aber das Mobiliar in den Klassenzimmern, die Tafel, die Mülleimer – das war alles noch das gleiche. Sie hatten nur neue Steckerleisten und Kabelwege montiert, und eine Freundin fand unter einer Bank zufällig ein Biologiebuch, in dem noch ihr Name drinstand.

Fabian Busch: Ich verpasse solche Sachen irgendwie immer – vielleicht ja nicht ohne Grund.

Madness ist die Lieblingsband der drei Schulfreunde Alexander, Ole und Paul. Sind Sie auch Madness-Fan?

Bastian Pastewka: "Our House" von Madness und "Sweet Dreams" von den Eurythmics sind die ersten Pop-Songs, an die ich mich überhaupt erinnern kann. Ich kenne nicht alle Madness-Songs, aber der Sound der Band begleitet mich seit meiner Kindheit. Und ich durfte 2007 einige Mitglieder von Madness in London kennenlernen, das war eine ganz besondere Freude.

Fabian Busch: Ich mochte die Musik schon immer, aber so richtig sympathisch sind sie mir eigentlich erst durch ihre durchgeknallten Musikvideos geworden.

Hans Löw: Eher nicht. Aber es gab eine lokale Ska-Band, die ich zu Abizeiten sehr gerne live gesehen habe. No Sports hießen die.

Für welche Band wären Sie damals weit gereist?

Bastian Pastewka: Ich muss passen, ich war nie ein Freund von Live-Konzerten und habe bis heute nahezu keines gesehen.

Fabian Busch: Ich war nicht so sehr der Musikfan und habe querbeet gehört. REM, Doors, Tom Waits, Beatles, Elvis Presley, aber vor allem Queen – für die wäre ich tatsächlich weit gereist. Heute ist es genauso bunt gemixt und noch etwas mehr Klassik dazugekommen. Billie Eilish find ich toll – auch für was sie steht.

Hans Löw: Also, wen ich damals verpasst habe und echt gerne live gesehen hätte, waren Queen und Nirvana. Weit reisen wegen eines Konzerts, würde ich, glaube ich, nicht. Aber Radiohead fehlt mir, The Kills und Queens of the Stone Age immer wieder gerne.

Was war Ihr absolutes Lieblings-Band-Fan-Outfit?

Bastian Pastewka: Die Outfits von Madness sind schon sehr besonders gewesen in ihrer Zeit. Ich war damals Fan von Elektro-Pop-Bands wie Kraftwerk oder The Art of Noise, die sich im Grunde für ihre Konzerte verschleierten.

Hans Löw: Fan-Outfit, furchtbar. Ich möchte keine Uniform. Bei den Blues Brothers hätte ich mich allerdings schwergetan. Und Angus darf seine Uniform natürlich auch behalten.

Hatten Sie je einen Golf I?

Bastian Pastewka: Nein, nie, obwohl ich voll in das Raster passen würde. Mein erster Wagen war ein gebrauchter Ford Fiesta, der vollkommen unverdächtig war. Ich kam damit sehr seriös rüber, und ich glaubte damals, weiß sei eine anerkannte Autofarbe.

Fabian Busch: Mein erstes Auto war tatsächlich ein 1er Golf. Beigefarben. Und er roch so, wie nur alte Autos gerochen haben. Ich habe damals in Kreuzberg gewohnt und bin jeden Morgen damit zur Schule nach Hellersdorf gefahren. Ich erinnere mich an die verschmierte Frontscheibe, morgens nach Osten, abends nach Westen. Immer der Sonne entgegen – ich habe kaum was gesehen. Lange hatte ich ihn nicht, und er musste einem 2er weichen.

Hans Löw: Nein. Mein Äquivalent war eindeutig der 123er Mercedes 240D. Ein Traum. Dieser Wagen ist voll mit Erlebnissen. Den hatte ich dreimal hintereinander. Er war Zuhause, Kneipe, Bett und Kumpel.

Herr Pastewka, was denken Sie über Alexander?

Bastian Pastewka: Die Rolle Alex gleicht mir schon sehr – ich mag den Typen, ohne dass ich sagen könnte, warum. Ich habe versucht, ihn als Mann ohne nennenswerte Eigenschaften zu charakterisieren. Der spürt nichts mehr, sondern ist tiefen-frustriert. Möglicherweise würde ich ihn bei einer Begegnung fragen: "Sag' mal, wann hast Du eigentlich das letzte Mal gelacht?" Er würde es nicht wissen. Alex muss sich erhöhen, indem er seinen Kumpel Ole belächelt und sich mit Paul verbündet. Als Paul ihn kritisiert, ist er völlig verloren und sucht sein Heil in den unzähligen Tabletten, die er immer dabei hat.

Herr Busch, stellen Sie sich vor, Sie treffen Ole in einer Kneipe und unterhalten sich mit ihm. Was erzählt er Ihnen?

Fabian Busch: Ja, mit Ole würde ich sicher ein Bierchen trinken, der hat viel zu erzählen über Gott und die Welt. Kennt sich wahnsinnig gut aus, gibt damit aber nicht an; und wenn dann der Abend weiter fortgeschritten ist, wird's erst richtig interessant, weil Ole nämlich eigentlich ein ziemlich einsamer, trauriger Typ ist.

Herr Löw, Sie treffen auf Paul und unterhalten sich mit ihm. Was erzählt er Ihnen, und was denken Sie über den Typen?

Hans Löw: Ganz coole Sau eigentlich. Aber irgendwie neben der Spur. Warum erzählt der mir (wenn er was erzählt) das, was er da erzählt?

Erzählen Sie uns ihren lustigsten Outtake-Moment bei "Der Sommer nach dem Abitur".

Bastian Pastewka: Mir wurde schlecht im stehenden Fahrzeug. Warum? Unser Regisseur Eoin Moore hat einige Details der Golf-Fahrten, die Ole, Paul und Alex machen, im Studio gedreht. Der Simulation wegen wurde die bewegte Landschaft auf Leinwände um uns herum projiziert. Das habe ich vollkommen unterschätzt: Die Augen sagten, wir fahren, der Verstand sagte, wir stehen. Mein Hirn entschied sich, diese Herausforderung abzulehnen und ging auf den Modus Übelkeit mit kurzzeitigem Schwindelanfall. Das wäre mir zu Abiturzeiten nicht passiert.

Fabian Busch: Einen Moment hervorzuheben, wäre extrem unfair gegenüber den unzähligen anderen Momenten. Es waren einfach 25 unglaublich lustige, intensive Tage, und jede Probe war schon ein Ereignis. Es gab jedoch auch einen schrecklichen Moment: das Gefühl, nachdem man 15 Bockwürste hintereinander gegessen hat.

Hans Löw: Wir waren ein einziges Outtake.

Herr Pastewka, "Der Sommer nach dem Abitur" ist Ihr erster Film seit 2012. Was hat Sie am Drehbuch beziehungsweise Ihrer Rolle überzeugt?

Bastian Pastewka: Ich hatte mit Marc Terjung schon einmal zusammengearbeitet. Wir beide mögen Kumpel-Filme – aber er wollte in unserem Film keine simple Retro-Begeisterung zeigen, sondern einen Roadtrip von alten Freunden spektakulär scheitern lassen. Ich war erst nicht überzeugt, aber als er mir den Kernsatz: "Wir sind Freunde, das hat mit Mögen nicht viel zu tun" nannte, war ich Feuer und Flamme. Mein Wunsch war, dass meine Rolle Alexander die einzige des Trios ist, der die Rumpelmucke von Madness eigentlich hasst, aber zu verzweifelt ist, um den doofen Trip abzusagen. Am Ende des Films ist Alex allerdings nicht der einzige mit dieser Haltung.

Herr Busch, Herr Löw, was an "Der Sommer nach dem Abitur" hat Sie überzeugt mitzuspielen?

Fabian Busch: Eoin Moore kenne und bewundere ich schon ganz lange – es war einfach mal fällig. Als ich dann beim Casting Bastian kennenlernen durfte, war ich verliebt. Ich wollte die Rolle unbedingt. Und als dann auch noch mein Wahnsinnskollege Hans feststand, war mein Glück perfekt. Solche Konstellationen hat man nicht oft, und ich bin fest davon überzeugt, dass sich diese Energie auch durch den Bildschirm überträgt. Bei den vielen Kinovorstellungen auf verschiedenen Festivals hatte das Publikum jedenfalls Riesenspaß!

Hans Löw: Ein Roadmovie. In der Besetzung. Das musste man machen. Das muss man sehen!

Die Fragen stellte Petra Fink-Wuest.

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Statement von Produzentin Tanja Ziegler

Manche Filme machen einfach ganz viel Spaß. Da passt alles, sogar das Wetter. Nach "Mutter muss weg" hatten Bastian Pastewka und wir Lust auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit. Marc Terjung hatte wieder die richtige Idee, das ZDF hat laut und deutlich ja gesagt, und fröhlich haben wir uns wieder gemeinsam in das Abenteuer gestürzt.

In der Vorbereitung und bei den Dreharbeiten gab es unzählige nostalgische und auch melancholische Momente, wie zum Beispiel bei der Recherche und Beschaffung eines alten VW-Golf I, dem in der Geschichte ein besonderer Part zukommt. Das Auto hat gerade unseren drei Hauptdarstellern enormen Spaß gemacht. Das Ergebnis sehen Sie jetzt: ein fröhlicher Film mit viel Gefühl und guter Musik. Empfohlen zum Mitsingen und -tanzen!  

– Änderungen und Ergänzungen vorbehalten –
 

*


Quelle:
ZDF – Zweites Deutsches Fernsehen
Presse Special – Juni 2020
Copyrights by ZDF
Internet: www.zdf.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juni 2020

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