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AUGEN/435: Altersabhängige Makuladegeneration - Spritzen seltener notwendig als bisher angenommen (DOG)


DOG - Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft - 6. Oktober 2016

Therapie der altersabhängigen Makuladegeration

Weniger ist mehr - was Experten aktuell raten


Berlin - Neue Daten zeigen: Injektionen zur Behandlung der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) sind bei vielen Patienten in deutlich selteneren Abständen notwendig als bisher angenommen. Diese Bilanz haben Experten auf dem Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) gezogen. "Für die AMD-Spritzentherapie gilt: Weniger kann mehr sein", sagt DOG-Präsident Professor Dr. med. Horst Helbig. "Diese Erkenntnis stellt eine große Entlastung für Patienten wie Angehörige dar, die bei den Klinikbesuchen oft Unterstützung leisten müssen."

Mit der Einführung der Spritzentherapie vor zehn Jahren stand erstmals eine wirkungsvolle Behandlung der feuchten altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) zur Verfügung. "Die Anti-VEGF-Therapie war und ist ein Meilenstein", sagt Professor Dr. med. Frank Holz, Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn. "Wir können die Netzhauterkrankung damit zwar nicht heilen, aber über Jahre bremsen und weiteren Sehverlust verhindern." Die Vorgehensweise sah bis vor kurzem monatliche Untersuchungen vor, bei denen der Arzt bei Bedarf das Medikament in örtlicher Betäubung ins Auge spritzte.

Diese Auffassung wurde nun in mehreren Studien auf den Prüstand gestellt. So ist beispielsweise in den USA das sogenannte "Treat and Extend"-Therapie-Schema mittlerweile weit verbreitet. Dabei behandelt der Augenarzt den Patienten zunächst dreimal monatlich. Danach therapiert er bei jedem weiteren Besuch. "Allerdings wird das Intervall zum nächsten Termin immer um zwei weitere Wochen verlängert, wenn die Makula gut reagiert hat", erläutert Holz. "Er wird dann nicht schon in vier, sondern erst in sechs, acht, zehn oder zwölf Wochen wieder in die Klinik einbestellt." Auf maximal drei Monate können so die Behandlungsabstände gedehnt werden. Verkürzt werden muss allerdings, wenn sich neue Aktivitätszeichen der Erkrankung zeigen.

Das Treat-and-Extend-Behandlungsschema ist medizinisch ebenso wirksam wie das bisherige Vorgehen mit monatlichen Besuchen, wie große Studien bilanzieren. "Die Behandlungsergebnisse sind gleich gut", erklärt Holz. "Aber für die Patienten sind längere Abstände zwischen den Spritzenterminen eine große Erleichterung." Entlastet fühlen sich auch Angehörige, die ältere AMD-Betroffene in die Klinik begleiten müssen.

Während etwa 66 Prozent der Augenärzte das Treat-and-Extend-System in den USA anwenden, sind die Experten in Europa noch zurückhaltend. "Diese Vorgehensweise wird sich sicherlich weiter verbreiten, auch in Deutschland", erklärt Holz.


DOG: Forschung - Lehre - Krankenversorgung

Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6000 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

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Quelle:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
Pressemitteilung vom 6. Oktober 2016
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Anna Julia Voormann
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Oktober 2016

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