Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V. - 18.01.2018
Neues Mutterschutzgesetz: Wichtige Änderungen für Arbeitgeber
München, 18. Januar 2018 - Um den geänderten gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen zu entsprechen, wurde das Mutterschutzrecht grundlegend reformiert. Mit Beginn des neuen Jahres traten die vom Deutschen Bundestag beschlossenen Änderungen in Kraft. Diese schließen zum einen mehr Mütter als zuvor ein, außerdem wird der Arbeitsschutz von Müttern im Betrieb verstärkt. Dadurch ergeben sich auch wichtige Auswirkungen auf die Arbeitgeberpflichten.
Das MuSchG gewährleistet schwangeren und stillenden Frauen einen besonderen Gesundheitsschutz im Betrieb. Es soll verhindern, dass sie wegen der Schwangerschaft und Stillzeit Nachteile im Berufsleben erleiden oder die selbstbestimmte Entscheidung über ihre Erwerbstätigkeit verletzt wird. Damit werden die Chancen der Frauen verbessert und ihre Rechte gestärkt, um auch während der Schwangerschaft oder Stillzeit ohne Gesundheitsrisiko für Mutter und Kind weiterhin arbeiten zu können.
Die Änderungen im MuSchG bedeuten vor allem eine Ausweitung des geschützten Personenkreises. Bislang galt das Gesetz nur für Frauen, die in einem Arbeitsverhältnis stehen oder Heimarbeit ausführen. Ab 2018 sind alle (werdenden) Mütter eingeschlossen - also auch Praktikantinnen, weibliche Auszubildende und unter bestimmten Voraussetzungen auch Schülerinnen und Studentinnen. Danach können diese während des Mutterschutzes für Veranstaltungen, Prüfungen oder Praktika Ausnahmen beantragen, ohne deswegen Nachteile zu erleiden.
Auf Antrag der Mutter müssen Arbeitgeber ab 2018 eine verlängerte nachgeburtliche Schutzfrist von zwölf Wochen bei Geburten von behinderten Kindern gewähren. Bisher galt diese nur bei Früh- und Mehrlingsgeburten. Neu ist auch ist der viermonatige Kündigungsschutz, wenn sie nach der zwölften Schwangerschaftswoche eine Fehlgeburt erleiden.
Mit dem neuen Gesetz dürfen schwangere oder stillende Frauen zwischen 20:00 Uhr und 6:00 Uhr nicht mehr beschäftigt werden. Eine Beschäftigung während dieser Zeit ist nur zulässig bei Einwilligung der werdenden Mutter, ärztlicher Bescheinigung der Unbedenklichkeit, Einhaltung des Arbeitsschutzes und behördlicher Genehmigung. Der Arbeitgeber muss daher prüfen, ob ein Einsatz nach 20:00 Uhr nötig ist und bei der Aufsichtsbehörde einen entsprechenden Antrag mit allen relevanten Unterlagen stellen.
Für jeden Arbeitsplatz muss bei der allgemeinen Gefährdungsbeurteilung im Vorfeld geprüft werden, ob sich eine Gefährdung für eine schwangere oder stillende Frau oder ihr Kind ergeben könnte, auch wenn aktuell dort keine schwangere oder stillende Frau tätig ist. Der Arbeitgeber muss das Ergebnis der Beurteilung dokumentieren und die Mitarbeiter darüber in geeigneter Form informieren. Meldet eine Frau ihre Schwangerschaft an, muss diese Gefährdungsbeurteilung entsprechend aktualisiert und individualisiert werden.
Der Arbeitgeber muss die Arbeitsbedingungen so gestalten, dass eine "unverantwortbare Gefährdung" ausgeschlossen ist. Liegen Gefährdungen vor, muss er die Arbeitsbedingungen durch Schutzmaßnahmen umgestalten. Ist dies nicht oder nur unter unverhältnismäßigem Aufwand möglich, muss die schwangere Frau an einem anderen geeigneten und zumutbaren Arbeitsplatz eingesetzt werden. Ein Beschäftigungsverbot aus betrieblichen Gründen soll dann nur noch möglich sein, wenn alle anderen Maßnahmen versagen. Um eine "Überprotektion" zu vermeiden und die Arbeitgeber bei der Umsetzung zu unterstützen, sollen vom Gesetzgeber Empfehlungen erarbeitet werden - zumal der Rechtsbegriff "unverantwortbare Gefährdung" unbestimmt ist.
Über DGAUM:
Die DGAUM wurde 1962 gegründet und ist eine gemeinnützige,
wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft der Arbeitsmedizin und der
klinisch orientierten Umweltmedizin. Ihr gehören heute über 1000
Mitglieder an, die auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin und Umweltmedizin
arbeiten, vor allem Ärztinnen und Ärzte, aber auch Angehörige anderer
Berufsgruppen wie etwa Natur- und Sozialwissenschaftlerinnen und
-wissenschaftler. Die Mitglieder der Fachgesellschaft engagieren sich
nicht nur in Wissenschaft und Forschung, um so bereits bestehende Konzepte
für die Prävention, die Diagnostik und Therapie kontinuierlich zu
verbessern, sondern sie übernehmen die ärztliche und medizinische Beratung
von Arbeitgebern und Arbeitnehmern an der Schnittstelle von Individuum und
Unternehmen. Darüber hinaus beraten die Mitglieder der DGAUM alle Akteure,
die ihren Beitrag zu der medizinischen Versorgung leisten und auf
Fachwissen aus der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention, der
arbeits- und umweltbezogenen Diagnostik und Therapie, der
Beschäftigungsfähigkeit fördernden Rehabilitation sowie aus dem
versicherungsmedizinischen Kontext angewiesen sind.
• Weiterführende Informationen zum neuen Mutterschutzgesetz:
Leitfaden des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:
https://www.bmfsfj.de/blob/94398/3b87a5363865637dd3bf2dd6e8ec87e0/mutterschutzgesetz-data.pdf
Gesetzestext:
https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl117s1228.pdf#__bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl117s1228.pdf%27%5D__1516273877578
Stellungnahme Bundesrat:
https://www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2017/0201-0300/289-17(B).pdf?__blob=publicationFile&v=5
Weitere Informationen unter:
www.dgaum.de
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1772
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.
Dr. Thomas Nesseler, 18.01.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Januar 2018
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