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HNO/216: Infrarot-Licht erleichtert Trägern von Cochlea-Implantaten das Lernen (idw)


Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden - 25.05.2011

Infrarot-Licht erleichtert Trägern von Cochlea-Implantaten das Lernen


Um den Erfolg des Hören- und Sprechen-Lernens von tauben und schwerhörigen Patienten nach dem operativen Einsetzen eines Cochlea-Implantats besser messen zu können, soll künftig ein Nah-Infrarot Spektroskop am Sächsischen Cochlear Implant Centrum (SCIC) der Klinik und Poliklinik für HNO-Heilkunde des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus eingesetzt werden. Der geplante Kauf des Geräts wird durch den Lions Förderverein Dresden Centrum e.V. mit 10.000 Euro unterstützt. Überreicht wird dem SCIC dieser Betrag am Mittwoch, dem 25. Mai, durch den Vereinsvorsitzenden Professor Guido Holzhauser.

Das Geld stammt aus dem Erlös des 4. Dresdner LIONS Golf Cups, der im August vergangenen Jahres in Possendorf bei Dresden stattfand und bei dem 60 Golfspieler für einen guten Zweck spielten. Um das neue Infrarot Spektroskop so schnell wie möglich erwerben zu können, sucht das Cochlear Implant Centrum noch weitere finanzielle Unterstützung.

Cochlea-Implantate sind Hörsysteme, die direkt den Hörnerv anregen. Über 100 dieser Innenohrprothesen setzen die HNO-Spezialisten des Dresdner Uniklinikums jährlich taub geborenen, ertaubten oder hochgradig schwerhörigen Patienten ein. Das Implantat gibt den Betroffenen Hörvermögen und Sprachverständnis zurück oder eröffnet ihnen erstmals die Welt des Sprechens und Hörens. Durch die elektrische Stimulation der Hörnerven entstehen jedoch Signale, mit einer ganz anderen Qualität als solche, die ein gesundes Ohr erzeugt. Damit die Signale des Implantats als Sprache verstanden werden kann, bedarf es einer intensiven Begleitung der CI-Träger, zu der auch sehr spezielle Untersuchungen gehören. Um festzustellen, wie die Impulse des Implantats vom Gehirn verarbeitet werden, messen die Experten des SCIC die Aktivität einzelner Hirnregionen. Dafür etablierte Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) stehen für CI-Träger aufgrund des Magnetfeldes in der Regel nicht zur Verfügung. Deshalb will das Sächsische Cochlear Implant Centrum künftig auf die Nah-Infrarot Spektroskopie (NIRS) setzen. Das innovative Verfahren nutzt die Eigenschaft des Nah-Infrarotlichts, das durch biologisches Gewebe hindurch - etwa die Schädeldecke - leuchten kann und dann vom Blutsauerstoff (Hämoglobin) absorbiert wird.

"Wenn bei unseren Hör- und Sprachübungen oder -tests bestimmte Regionen im Gehirn aktiviert werden, verbrauchen die Zellen dieser Areale Sauerstoff, der über das Blut vermehrt dorthin gelangt", erklärt Prof. Dirk Mürbe, ärztlicher Leiter des SCIC. Das NIRS-Gerät misst mit Detektoren auf der Schädeloberfläche, wie viel von dem gesendeten Licht reflektiert wird. Aus diesen Konzentrationsveränderungen von sauerstoffreichem und -armen Blut können dann Rückschlüsse auf die Verarbeitungsprozesse der vom CI für den Hörnerv aufbereiteten Impulse gezogen werden. Dabei geht es den Spezialisten des Zentrums nicht um die Weiterleitung dieser Nervenimpulse sondern darum, wie CI-Träger die Hörreize in Denkprozessen verarbeiten. Dies liefert den Experten weitere wichtige Hinweise für das Übungsprogramm ihrer Patienten. Auch lässt sich die Nah-Infrarot Spektroskopie problemlos mit der Hirnstrommessung (Elektroenzephalografie - EEG) kombinieren. "Damit können wir parallel sowohl zeitliche als auch räumliche Hirnaktivierungen messen", so Prof. Mürbe zu den Vorteilen der innovativen Untersuchungsmethode.


Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für HNO-Heilkunde
Abteilung Phoniatrie und Audiologie
Sächsisches Cochlear Implant Center
Ärztlicher Leiter Prof. Dirk Mürbe
E-Mail: dirk.muerbe@uniklinikum-dresden.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uniklinikum-dresden.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution1564


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Holger Ostermeyer, 25.05.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Mai 2011