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ONKOLOGIE/1399: Immunkontrolle über Tumoren - Th1-Zellen vermitteln Wachstumsstillstand (HZM)


Helmholtz Zentrum München - Donnerstag, 7. Februar 2013
Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Immunkontrolle über Tumoren - Th1-Zellen vermitteln Wachstumsstillstand



Neuherberg, 07.02.2013. Th1-Zellen, wichtige Vertreter des Immunsystems, können Tumoren in eine Art Dauerschlaf versetzen. Damit kann eine Immunkontrolle über die Tumorzellen gewonnen werden, die neue Wege in der Krebstherapie eröffnet. Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich in 'Nature' veröffentlichte Studie der Hautklinik des Universitätsklinikums Tübingen. Das Institut für Molekulare Immunologie (IMI) am Helmholtz-Zentrum München hat wesentlich zu der Arbeit beigetragen.

Eine durch Th1-Zellen vermittelte Immunantwort kann bei Tumoren einen Wachstumsstillstand auslösen. Dies geschieht über verschiedene Botenstoffe, die das Zellwachstum und die Bildung von Blutgefäßen hemmen. Die Tumorzellen werden dabei nicht zerstört, jedoch in einen meist lebenslang anhaltenden "Dauerschlaf" versetzt, genannt Seneszenz. Dadurch wird die Immunkontrolle des Körpers über die Tumorzellen zurückgewonnen.

Geleitet wurde die Studie von Prof. Martin Röcken gemeinsam mit Dr. Heidi Braumüller und Prof. Thomas Wieder mit einem interdisziplinären Wissenschaftlerteam der Hautklinik des Universitätsklinikums Tübingen, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Molekulare Immunologie (IMI) am Helmholtz Zentrum München. An einem Inselzelltumor, einer Geschwulst in der Bauchspeicheldrüse, untersuchten die Wissenschaftler das komplexe Geschehen der Immunreaktion und konnten die entscheidend beteiligten Moleküle und Botenstoffe identifizieren, die das Tumorwachstum stoppen. Diese Prozesse ließen sich an verschiedenen Tumorzelllinien, u.a. Zellen des schwarzen Hautkrebses (Melanom) und Weichteiltumoren (Rhabdomyosarkom), bestätigen. "Die Erkenntnisse vermitteln uns ein grundlegendes Verständnis für die Mechanismen der Immunantwort", sagt Prof. Ralph Mocikat vom IMI, "dadurch können wir neue Formen der Immuntherapie etablieren und so auch eine neue Therapieoption für Krebserkrankungen entwickeln."

Darüber hinaus ist das Verständnis solch komplexer Immunreaktionen auch für die Erforschung anderer Erkrankungen von Bedeutung. Insbesondere bei Autoimmunkrankheiten, wie Typ-1-Diabetes, sind ähnliche Mechanismen an der Entstehung beteiligt. Daher scheint die Induktion bzw. Unterdrückung der Zell-Seneszenz ein wichtiger Ansatz, um die Immunkontrolle therapeutisch zu nutzen.

Original-Publikation:
Braumüller, H. et al. (2013)
TH1 Cell Cytokines drive Cancer into Senescence
Nature, doi: 10.1038/nature11824.

Link zur Fachpublikation
http://www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature11824.html


Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.000 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten angehören. www. helmholtz-muenchen.de

Das Institut für Molekulare Immunologie (IMI) betreibt anwendungsorientierte Grundlagenforschung im Grenzgebiet zwischen Immunologie, Onkologie und Molekularbiologie. Ziele des IMI sind die Aufklärung grundlegender Mechanismen des Immunsystems, das Verständnis der immunologisch vermittelten Entstehung von Krankheiten sowie die unmittelbare Übertragung der gewonnenen Erkenntnisse in die Anwendung. Im Mittelpunkt stehen neue personalisierte Therapieansätze, die auf einer Modulation des Immunsystems beruhen.

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Quelle:
Helmholtz Zentrum München
Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt
Pressemitteilung vom 7.2.2013
Redaktion: Heinz-Jörg Haury
Abteilung Kommunikation
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Internet: www.helmholtz-muenchen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2013