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ZAHN/257: Studie zu Mundgesundheit und resultierenden Versorgungsbedarfe bei Flüchtlingen in Deutschland (idw)


Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V. - 11.11.2016

Studie zu Mundgesundheit und resultierenden Versorgungsbedarfe bei Flüchtlingen in Deutschland


11. November 2016 - Frankfurt a. M. Die multizentrische Studie "Mundgesundheit, resultierende Versorgungsbedarfe und deren Kosten bei Flüchtlingen in Deutschland 2016" unter Federführung der Universitätsmedizin Greifswald soll eine wissenschaftliche zahnmedizinische Bestandsaufnahme zum Thema liefern. Das Projekt war unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) und mit Beteiligung der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) ausgeschrieben und von einer unabhängigen Jury vergeben worden. Neben den drei Spitzenorganisationen der deutschen Zahnmedizin konnte die Wrigley Company Foundation zur Unterstützung dieser Studie zur Mundgesundheit von Flüchtlingen gewonnen werden. Die Höhe der Förderung des Forschungsvorhabens beträgt 70.000 €.

"Die Förderung wissenschaftlicher Projekte ist eine der in der Satzung der DGZMK festgeschriebenen Kernaufgaben. Über unseren Wissenschaftsfonds fördern wir geeignete Projekte, die nach Antragstellung sowie Begutachtung durch Experten vom Vorstand als förderungswürdig eingestuft werden", erläutert die Präsidentin der DGZMK, Prof. Dr. Bärbel Kahl-Nieke. Vor einem Jahr hatte sie dem DGZMK-Vorstand und -Beirat vorgeschlagen, ein Projekt "Mundgesundheit bei Flüchtlingen" aus dem Wissenschaftsfonds zu initiieren. Anschließend konnten BZÄK und KZBV sowie die Wrigley Foundation zur Unterstützung des Projekts gewonnen werden, das im Mai diesen Jahres ausgeschrieben wurde. Insgesamt sechs Anträge wurden dann von einer unabhängigen Jury bewertet. "Wir freuen uns sehr, dass wir so zügig und ausgesprochen kooperativ vorangekommen sind und nun schon kurz vor dem Projektstart sind", so die DGZMK-Präsidentin.

Leiter der Studie ist Prof. Dr. Christian H. Splieth (Universitätsmedizin Greifswald), der Aufbau und Ziele der Studie wie folgt beschreibt: Aufgrund der politischen Situation in vielen arabischen Ländern stieg die Zahl der Flüchtlinge in Europa und besonders in Deutschland deutlich an. Diese Flüchtlinge kommen aus Ländern mit einer eher erhöhten oralen Morbidität und benötigen daher oft eine akute Schmerzbehandlung, die ihnen nach õ4 AsylBLG auch zusteht. Die Organisation der Akutversorgung stößt allerdings auf einige praktische Probleme und die reine Schmerzbehandlung ist oft nicht zielführend, da insbesondere primär- und sekundärpräventive Maßnahmen der oralen Gesundheit von Flüchtlingen gerecht würden. Um bessere präventive und therapeutische Strategien zu entwickeln, ist eine genauere Kenntnis über den oralen Gesundheitsstatus und die Behandlungsbedarfe der Flüchtlinge nötig. Daher sieht das Projekt "Mundgesundheit, resultierende Versorgungsbedarfe und deren Kosten bei Flüchtlingen in Deutschland 2016" eine umfassende zahnmedizinische Untersuchung bei Flüchtlingen von 1 bis 75+ Jahren vor, um den Mundgesundheitszustand sowie den Umfang der akuten Schmerzbehandlung im Rahmen einer regulären Kassenbehandlung abzuschätzen. Dafür werden etablierte, epidemiologische Indizes für Karies (dmft/DMFT), Pulpazustand (PUFA), Dysgnathien (KIG), Parodontopathien (PSI) und der prothetische Versorgungsstatus erhoben. Daraus lassen sich die prospektiven Kosten der Behandlung innerhalb des deutschen GKV-Systems ermitteln.

Die Untersuchung erfolgt zwischen Dezember 2016 und Februar 2017 als multizentrische Querschnittsstudie in zentralen Aufnahmeeinrichtungen in Kooperation mit universitären Partnern und dem Öffentlichen Gesundheitsdienst in Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Berlin. 900 Flüchtlinge mit ausgewogener Geschlechterverteilung werden in den Hauptalterskohorten der 3-, 6-7-, 12-, 35-44-, 65- bis 75+Jährigen (je 100 Teilnehmer) rekrutiert, was einen Vergleich mit nationalen and internationalen Studien erlaubt. Die restlichen Altersgruppen werden in geringerer Stärke untersucht.

Die Daten werden anonym nach Mittelwerten und Verteilungen als auch nach alters- und länderspezifischen Mustern ausgewertet. Die orale Morbidität wird mit den Werten der deutschen Wohnbevölkerung verglichen und die resultierenden Kosten für das deutsche Gesundheitswesen werden abgeschätzt.

Das Projekt ermöglicht die Planung von präventiven und therapeutischen zahnmedizinischen Programmen für Flüchtlinge sowie die Kalkulation des Finanzvolumens, um die nötigen Ressourcen für eine Schmerz- und ggf. auch darüberhinausgehende präventive Behandlung zu allozieren.


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution310

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V.
Markus Brakel, 11.11.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. November 2016

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