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CHIRURGIE/420: Handlungsempfehlung zur Vermeidung vergessener Fremdkörper im OP-Gebiet (idw)


Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. - 11.05.2010

Jeder Tupfer zählt!

Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. veröffentlicht neue Handlungsempfehlung
zur Vermeidung unbeabsichtigt belassener Fremdkörper im OP-Gebiet


BERLIN, 11.05.2010: Bei einer Operation wird ein Bauchtuch oder ein Tupfer übersehen, die Röntgenaufnahme eines menschlichen Brustkorbes zeigt eine vergessene OP-Klemme - für jeden Patienten, jeden Arzt und jede Pflegekraft im OP-Dienst ist der vergessene Fremdkörper ein katastrophales Ereignis, von dem er oder sie hofft, es niemals zu erleben. Doch obwohl alle Materialien, die bei einer Operation zum Einsatz kommen, gezählt werden, passieren solche unerwünschten Ereignisse, geschätzt bis zu 2000-mal in Deutschland pro Jahr.

"In einer interdisziplinären und multifunktionellen Arbeitsgruppe, bestehend aus OP-Pflegekräften, Qualitätsmanagern, Patientenvertretern, Juristen und Chirurgen haben wir Empfehlungen für die Durchführung von Zählkontrollen erarbeitet, die nun als individuelle interne Standards im Rahmen des Risiko- und Qualitätsmanagement in den Kliniken implementiert, umgesetzt und ausgestaltet werden können. Wir hoffen, dass sie von den Kliniken als Grundlage zur Erstellung ihrer betriebsinternen Richtlinien genutzt und auch bald in den Curricula der Aus-, Fort- und Weiterbildungsordnungen von Pflegenden und Ärzten integriert werden", sagt Prof. Dr. H. Siebert, Vorstandsmitglied des Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) und Leiter der Arbeitsgruppe Unbeabsichtigt belassene Fremdkörper im OP-Gebiet sowie Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie.

Standardisierung und Vereinheitlichung von Zählkontrollen im OP unter dem Motto: "Jeder Tupfer zählt!"

In der Handlungsempfehlung "Jeder Tupfer zählt!" beschreibt eine interdisziplinäre und berufsgruppenübergreifende Expertengruppe, wie Zählkontrollen im OP idealerweise organisiert und durchgeführt werden sollten. Entscheidend dabei ist, eine reibungslose Kommunikation im OP-Team lückenlos zu gewährleisten. Dazu bedarf es klarer Verabredungen und standardisierter Abläufe. Jedes Krankenhaus sollte deshalb nach Auffassung der Expertengruppe schriftlich festlegen, wie Zählkontrollen prä-, intra- und postoperativ mit verbindlich verteilten Rollen erfolgen. So trägt jede Person im OP eine Mitverantwortung für das korrekte Ergebnis von Zählkontrollen. "Mit diesen Empfehlungen wollen wir auch erreichen, dass klare Verantwortlichkeiten und Vorgehen festgelegt werden, auch dann, wenn ein Schadensfall vermutet oder eingetreten ist" betont Gudrun Leppin von der DRK Schwesternschaft e.V. und stellvertretende Pflegedirektorin der DRK Kliniken Berlin, die zusammen mit Siebert diesen Arbeitskreis des APS leitete.

Kostenloser Download von: Handlungsempfehlungen, Glossar, Plakat, Flyer

Mit der Empfehlung "Jeder Tupfer zählt!" stellt das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. allen Krankenhäusern und chirurgischen Praxen kostenlose Vorlagen zur Verfügung, die sie für eigene Ausarbeitungen, Aktionen und Schulungen nutzen können. Ein Flyer stellt beispielhaft dar, wie die Kommunikation bei Zählkontrollen insbesondere zwischen Operateur, Instrumentier- und Springerdienst organisiert sein sollte. Ein OP-Plakat fasst Kernbotschaften zusammen, die im Bewusstsein jedes Mitarbeiters verankert sein sollten. Und ein Glossar liefert weitergehende Hintergrundinformationen, beschreibt mit besonderem Risiko behafteten Situationen, enthält Antworten auf häufig gestellte Fragen und zeigt, wie bei einem vermuteten oder tatsächlichen Schadensfall vorzugehen ist. Alle Materialien stehen auf der APS-Homepage (www.aktionsbuendnis-patientensicherheit.de) zum kostenlosen Download zur Verfügung oder können gegen Rückporto über die Geschäftsstelle des Aktionsbündnis angefordert werden.

Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.

An der Expertengruppe des Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. haben Chirurgen, Pfleger im OP-Dienst, Qualitätsmanagementbeauftragte, Juristen und Patientenvertreter mitgewirkt. Insgesamt 17 Fachgesellschaften und Berufsverbände nahmen an den Beratungen zur Empfehlung teil. Das Bundesministerium für Gesundheit unterstützt das Aktionsbündnis bei der Erstellung von Handlungsempfehlungen im Rahmen eines Forschungsprojekts am Institut für Patientensicherheit der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Mit rund 290 Mitgliedern versteht sich das 2005 gegründete Aktionsbündnis, dem Krankenhäuser, Vertreter der Gesundheitsberufe und Patientenorganisation angehören, als das Expertennetzwerk zum Thema Patientensicherheit in Deutschland. Weitere Empfehlungen und Veröffentlichungen stehen im Internet zum kostenlosen Download zur Verfügung.


Weitere Informationen finden Sie unter
- http://www.aktionsbuendnis-patientensicherheit.de
- http://www.dgu-online.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1089


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V.
Susanne Herda, 11.05.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Mai 2010