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CHIRURGIE/464: Gefäß-Operation auch im hohen Alter sinnvoll - spezialisierte Versorgung gefordert (DGCH)


Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) - 22. November 2012

Gefäß-Operation auch im hohen Alter sinnvoll

Chirurgen fordern spezialisierte gefäßchirurgische Versorgung



Berlin - Durchblutungsstörungen - etwa in den Beinen, in der Bauchschlagader oder am Herzen - sind der häufigste Grund für eine Einweisung in deutsche Krankenhäuser. Jährlich stellen Ärzte hierzulande mehr als 200.000 gefäßchirurgische Hauptdiagnosen, vor allem bei betagten Patienten. Die Zahl der Fälle wird in den nächsten Jahren um 30 Prozent steigen, denn unsere Bevölkerung altert. Die Kosten für die Therapie belaufen sich auf mehrere Milliarden Euro.

Im Jahr 2030 wird jeder Dritte Bundesbürger über 60 Jahre alt sein. Dementsprechend wird in den kommenden Jahren der Anteil der stationären Behandlungen im Krankenhaus bei den über 60-Jährigen auf über 60 Prozent ansteigen. Vor allem die Zahl der Herz-Kreislauferkrankungen wird erheblich zunehmen: Verengte Gefäße in den Beinen oder gar eine überdehnte Bauchschlagader können schnell das Leben eines Patienten in Gefahr bringen. Gefäßchirurgische Operationen sind jedoch vor allem für ältere Patienten mit hohen Risiken verbunden, weiß Professor Dr. med. E. Sebastian Debus, Vize-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie (DGG) aus Hamburg: "Hochbetagte werden daher oft erst operiert, wenn die Krankheit weit fortgeschritten ist". Doch gerade diese späten Eingriffe verursachten die Hauptkosten. "Wir streben deshalb an, durch Spezialisierung und innovative Technik die Eingriffsinvasivität zu minimieren und zugleich die Effektivität der Behandlung zu maximieren", sagt der Direktor der Klinik und Poliklinik für Gefäßmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Eine aufgeweitete Bauchschlagader etwa operierten Ärzte früher in aufwendigen, offenen Eingriffen. Heute wird ein solches Aortenaneurysma meist minimalinvasiv behandelt: Der Operateur setzt über einen Katheter ein Röhrchen aus Drahtgeflecht in die Ader ein, um diese zu stabilisieren. "Dadurch treten seltener Komplikationen auf, der Patient kann früher nach Hause und braucht meist keine Rehabilitation", sagt Debus. Dieses Vorgehen schont also den Patienten, verhindert Komplikationen und spart zugleich Kosten.

Denn allein die Behandlung von Durchblutungsstörungen kostet in Deutschland pro Jahr bis zu drei Milliarden Euro. 92 Prozent davon entfallen auf hoch betagte Patienten, erläutert Professor Debus und mahnt: "Die Spezialisierung der Gefäßchirurgie kann Kosten minimieren, vor allem aber ist sie dringend erforderlich" Trotzdem unterhält nur etwa ein Drittel aller Kliniken eine eigenständige Abteilung für Gefäßchirurgie. Bisher hindere vor allem Personalmangel die Gefäßchirurgen daran, das Fachgebiet weiterzuentwickeln und die Spezialisierung voranzutreiben. "Denn in den meisten Krankenhäuser arbeitet die Gefäßchirurgie nicht autark und wird ohne eigene Personalhoheit betrieben", so Debus. Es sei deshalb etwa nicht möglich, Mitarbeiter auszuwählen, anzustellen und zu befördern. Dies verhindere, die gefäßchirurgische Spezialisierung für den ärztlichen Nachwuchs attraktiv zu gestalten.

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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
Pressestelle DGCH, Anna Julia Voormann
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. November 2012