Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FACHMEDIZIN

INNERE/1258: Akutes Abdomen - Wie lebensgefährliche Bauchschmerzen erkannt werden können (Thieme)


Thieme Verlag - FZMedNews - Mittwoch, 11. Februar 2009

Akutes Abdomen - Wie lebensgefährliche Bauchschmerzen erkannt werden können


fzm - Bauchschmerzen kennt jeder. Meistens vergehen sie nach kurzer Zeit. Doch wenn die Schmerzen nicht nachlassen wollen, sondern im Verlauf eines Tages oder der Nacht immer heftiger werden und auf der Bauchdecke eine Abwehrspannung spürbar wird, ist dies ein Alarmzeichen und Grund, sofort ärztliche Hilfe aufzusuchen. Wie der Patient den Ärzten bei der schwierigen Suche nach der Ursache des "akuten Abdomens" helfen kann, erläutert ein Experte in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2009).

Das akute Abdomen ist keine eigenständige Erkrankung, sondern eine Zustandsbeschreibung, so Professor Thomas Frieling, Chefarzt am Helios Klinikum in Krefeld. Um den Patienten helfen zu können, muss der Arzt die Ursache herausfinden. Als sehr hilfreich habe sich dabei die Klärung der fünf W-Fragen erwiesen. Der Patient sollte dem Arzt mitteilen, wann (nach welchem Ereignis? Nachts?) die Schmerzen begannen, wie (Schmerzcharakter? Ausstrahlung?) sie sich anfühlen und wie lange (Beginn? zeitlicher Verlauf?) sie andauern. Auch das Warum (Beziehung zu vorangegangenen Ereignissen? Vorerkrankungen? Medikamenteneinnahme?) und das Wo (Lokalisation im Bauchraum?) können den Arzt schnell auf die richtige Spur bringen.

Ein akutes Abdomen kann viele Ursachen haben. Häufig liegen eine akute Blinddarmentzündung, eine Darmverlegung, eine Entzündung des Dickdarms, der Bauchspeicheldrüse oder auch eine Gallensteinkolik vor. Am meisten fürchten die Ärzte jedoch eine akute Durchblutungsstörung der Darmarterien, die sogenannte mesenteriale Ischämie, die zum Absterben von Darmabschnitten führen kann. Sie tritt bevorzugt bei älteren Menschen mit Herzkreislauferkrankungen auf, etwa nach Herzinfarkt, Herzoperationen oder auch bei Dialysepatienten. Für den Arzt ist es wichtig, diese Risikopersonen zu erkennen, erklärt Professor Frieling, denn wenn erst einmal weite Teile des Darms abgestorben sind, kommt meistens jede Hilfe zu spät. Besonders heimtückisch sind die Beschwerden, wenn ein Blutgerinnsel plötzlich die Blutgefäße verschließt. Dies löst in einer ersten Phase eine sehr heftige Kolik aus. Die Patienten leiden an Erbrechen, Durchfall, es droht ein Kreislaufschock. Danach geht es vielen Patienten wieder besser. Ein "fauler Frieden", wie der Experte ausführt. Denn die Patienten spüren nichts, weil der Darm bereits gelähmt ist. Wenn dann das Gewebe zugrunde geht, leidet der Patient wieder unter Übelkeit, Erbrechen, schwersten Blähungen und Stuhlverhalt. Es kommt zu Fieber und zum Kreislaufversagen.

Diese dramatischen Verläufe sehen Ärzte glücklicherweise nicht häufig. In den meisten Fällen können sie das Leben der Patienten mit akutem Abdomen retten. Und gar nicht so selten bessert sich der Zustand des Patienten, bevor die Ärzte die Ursache gefunden haben. Einen solchen "unspezifischen" Verlauf nimmt das akute Abdomen laut Professor Frieling in fast der Hälfte der Fälle.


T. Frieling:
Das akute Abdomen aus internistischer Sicht.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2009; 134 (6): S. 246-250


*


Quelle:
FZMedNews - Mittwoch, 11. Februar 2009
Thieme Verlagsgruppe
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart
Tel: 0711-8931-319, Fax: 0711-8931-167
Internet: www.thieme.de/presseservice/fzmednews/


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2009