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MELDUNG/074: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 05.03.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Die Forschung am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen wächst
      Zwei Nachwuchsgruppen starten ihre Forschung am DZNE
→  Großes Engagement für kleine Patienten aus Krisen- und Kriegsregionen
→  Auftaktveranstaltung zum Förderschwerpunkt "Demografischer Wandel in der Pflege"
→  Rostocker Philosophen starten Projekt zur biomedizinischen Ontologie
→  Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) setzt Standard bei Studien mit Blutstammzellen

Raute

Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) - 03.03.2010

Die Forschung am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen wächst
Zwei Nachwuchsgruppen starten ihre Forschung am DZNE

Bonn, 03.03.2010. Dr. Dan Ehninger übernimmt die Leitung einer Helmholtz-Nachwuchsgruppe am DZNE-Standort Bonn. Der 32-jährige Mediziner kommt von der University of California - Los Angeles, USA. Dort hat er als Postdoc in den Abteilungen für Neurobiologie, Psychiatrie und Verhaltensforschung, Psychologie und Hirnforschung gearbeitet. Dan Ehninger studierte in Berlin und startete seine Karriere am Max-Delbrück-Zentrum sowie an der Berliner Charité. Ehninger wird in einem vierköpfigen Team den Zusammenhang zwischen Altern und neurodegenerativen Erkrankungen erforschen. Ziel dieser Forschung ist, die neurobiologischen Mechanismen zu verstehen, um neue Therapieansätze zu finden. Die Leitung einer Helmholtz-Nachwuchsgruppe gilt als idealer Einstieg in eine wissenschaftliche Karriere.

Eine zweite Bonner Nachwuchsgruppe leitet der Physiker Dr. Ashraf Al-Amoudi. Seine Gruppe wird in enger Kooperation mit dem Center of Advanced European Studies and Research (caesar) arbeiten. Nach seinem Studium in Palästina promovierte Al-Amoudi an der Schweizer Universität Lausanne und forschte am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg. Sein Schwerpunkt ist die Kryo-Elektronenmikroskopie mit der die Struktur biologischer Moleküle sichtbar gemacht werden kann. Al-Amoudi wird in seinem vierköpfigen Team morphologische Veränderungen an Kontaktstellen von Nervenzellen und Mitochondrien, den Kraftwerken unserer Zellen, untersuchen, die bei neurodegenerativen Erkrankungen auftreten.

Das DZNE wird mit seinen sieben Standorten vom BMBF und den DZNE-Sitzländern im Verhältnis 90 zu 10 gefördert.

Ansprechpartnerin:
Marina Riszovski-Jansen
DZNE Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
marina.rizovski-jansen@dzne.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1369

Quelle: Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Marina Riszovski-Jansen, 03.03.2010

Raute

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. - 03.2010

Großes Engagement für kleine Patienten aus Krisen- und Kriegsregionen

Orthopäden und Unfallchirurgen haben dem Friedensdorf International 14.950 Euro für die Organisation, Betreuung und Unterstützung der Behandlung von Kindern aus Krisengebieten in deutschen Kliniken gespendet!

"Die Initiative hat sich gelohnt", sagten unisono die Präsidenten des letztjährigen Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin - Prof. Dr. K.-P. Günther, Dresden, Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC), Prof. Dr. H. Zwipp, Dresden, Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) und Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), und Dr. S. Götte, München, Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU).

Am Mittwoch, 24.02.2010 haben die Präsidenten Frau Kleinbrahm als Vertreterin von Friedensdorf International, symbolisch für die kleinen Patienten, einen Teddybären und den beim DKOU 2009 bei den verschiedenen Aktionen gespendeten Betrag von 14.950 Euro übergeben.

Im Zentrum der Arbeit von Friedensdorf International (www.friedensdorf.de) steht die spezielle medizinische Versorgung in Spezialkliniken in Deutschland von Kindern aus Kriegs- und Krisenregionen, meistens mit komplexen Verletzungsfolgen wie Infektionen in Knochen und Gelenken sowie erheblichen Verstümmelungen als Folge fehlender medizinischer Betreuung vor Ort.

"Die schweren traumatischen Einwirkungen und die damit verbundenen erheblichen Folgen, nicht nur physischer Art, für die jungen Unfallopfer aus Gebieten wie Afghanistan oder Georgien berühren uns sehr und als Unfallchirurgen und Orthopäden empfinden wir dafür natürlich ein starkes Interesse und eine große Empathie", sagt Zwipp.

Um die Arbeit des Friedensdorfs International zu unterstützen, organisierten die Präsidenten deshalb eine Spendenaktion während des Präsidentendinners im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie 2009. Zusätzlich wurde, wie es bereits seit sieben Jahren beste Tradition ist, ein von dem bekannten Maler und Graphiker Wolfram Ketz, Karlsruhe, für diesen Zweck geschaffenes Ölbild versteigert und ein signierter, in der Auflage limitierter Druck verkauft.

Das Präsidentendinner versteht sich als eine Art Auftaktveranstaltung zum Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. Mit über 8000 Teilnehmern ist er der größte seiner Art. Veranstaltet wird der Kongress von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, der Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und dem Berufsverband der Orthopäden und Unfallchirurgen.

Jürgen Bieberstein, National Sales Director Hospital der Pfizer Pharma GmbH, hat die Spendenaktionen während des Kongresses erneut tatkräftig unterstützt und damit ermöglicht, dass erstmalig ein solch hoher Spendenbetrag an Friedensdorf International e.V. Düsseldorf übergeben werden konnte.

"Die Spendenbereitschaft unserer Gäste aus Medizin, Wirtschaft und Politik motiviert uns, diese Aktivität fortzuführen" meint Günther.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.friedensdorf.de
http://www.dgu-online.de
http://www.dgooc.de
http://www.bvou.net

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1089

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V., Dipl. Pol. Joachim Arndt, 03.03.2010

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Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin - 04.03.2010

Auftaktveranstaltung zum Förderschwerpunkt "Demografischer Wandel in der Pflege"

Bei steigender Lebenserwartung und damit auch einer zunehmenden Zahl kranker und pflegebedürftiger Menschen wird von den Pflegekräften und vom Gesundheits- und Pflegesystem zukünftig noch mehr Leistung gefordert werden. Dieser Entwicklung steht jedoch ein schrumpfendes und alterndes Erwerbspersonenpotenzial in der Bundesrepublik und damit auch immer weniger - und durchschnittlich älter werdende - Pflegekräfte gegenüber.

Vor diesem Hintergrund lautet der Förderschwerpunkt 2009-I des Modellprogramms zur Bekämpfung arbeitsbedingter Erkrankungen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS): "Demografischer Wandel in der Pflege - Modelle für den Erhalt und die Förderung der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit von Pflegekräften". Die Auftaktveranstaltung des von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) fachlich begleiteten Förderschwerpunkts findet am Donnerstag, 24. März 2010, von 11.15 Uhr bis 15.30 Uhr im Kirchensaal der Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH, Oranienburger Straße 285 (Haus 14, 1. Etage), 13437 Berlin-Reinickendorf statt. Dabei stellen sich die drei geförderten Projekte "BidA: Balance in der Pflege", "demogAP: Demografiefeste Arbeitsplätze in der Pflege - Nachhaltige und breitenwirksame Umsetzung von Maßnahmen zur Förderung einer langen Beschäftigungsfähigkeit in Pflegeberufen" und "DemOS: Demenz - Organisation - Selbstpflege: Ein Interventionskonzept zur demenzspezifischen Qualifizierung und Prozessbegleitung in stationären Altenhilfeeinrichtungen" vor.

Alle Projekte werden praxistaugliche Konzepte entwickeln, erproben und umsetzen, um die Sicherheit und den Gesundheitsschutz für die Beschäftigten in der Pflegebranche zu verbessern. Während BidA die Etablierung eines nachhaltigen Gesundheitsmanagements in einer Pflegeeinrichtung zum Ziel hat, werden im Rahmen des demogAP-Projektes praxistaugliche Handlungshilfen zur Förderung der Arbeitsfähigkeit von Pflegekräften entwickelt, die in internetbasierter Form möglichst viele Einrichtungen erreichen sollen. Das Projekt DemOS spricht in seinem Interventionskonzept die Situation der Pflegekräfte von demenzkranken Patienten an. Die drei Projekte präsentieren ihre Ansätze und Konzepte sowie die geplanten Vorgehensweisen im Rahmen der Auftaktveranstaltung.

Die Veranstaltung richtet sich an Vertreter von Pflegeeinrichtungen, Verbänden, Krankenkassen sowie Arbeitswissenschaftler, Arbeitspsychologen, Arbeitsmediziner und Wissenschaftler sowie an die interessierte Öffentlichkeit.

Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist jedoch bis zum 10. März 2010 erforderlich. Das Programm der Veranstaltung, eine Anfahrtsbeschreibung und das Anmeldeformular befinden sich auf der BAuA-Homepage unter www.baua.de/Termine.

Weitere Informationen und Anmeldungen:
Technische Universität Dresden
Institut für Technische Logistik und Arbeitssysteme
Professur für Arbeitswissenschaft, Projektmanagement
Dipl.-Psych. Alzbeta Jandova
Fax: 0351 - 463 37283
Email: alzbeta.jandova@tu-dresden.de

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen ortschritt. Sie garantieren Unternehmen wie auch der gesamten Volkswirtschaft einen Vorsprung im globalen Wettbewerb. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Dortmund forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben - im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Rund 660 Beschäftigte arbeiten am Hauptsitz in Dortmund und den Standorten Berlin, Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.baua.de/cln_094/de/Aktuelles-und-Termine/Veranstaltungen/2010/03.24-Modellprogramm.html
Direkter Link zu Informationen, zum Programm und zum Anmeldeformular der Auftaktveranstaltung zum Förderschwerpunkt "Demografischer Wandel in der Pflege"

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1087

Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Jörg Feldmann, 04.03.2010

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Universität Rostock - 04.03.2010

Wissens-Know-how für Mediziner und Biologen

Rostocker Philosophen starten Projekt zur biomedizinischen Ontologie

Medizin und Biologie sammeln immer mehr Wissen an, das ohne Computer gar nicht mehr überschaut werden kann. Doch wie kann die von den Lebenswissenschaften untersuchte Realität strukturiert mit einem Computer dargestellt werden? Mit dieser Frage befasst sich vom 1. Januar 2010 an ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Forschungsprojekt "Good Ontology Design" (GoodOD) des Rostocker Zentrums für Logik, Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte (ZLWWG). Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Medizininformatik der Universität Freiburg wird die Rostocker Forschergruppe unter der Leitung von Dr. Ludger Jansen vom Institut für Philosophie die Vorteile von formalen Ontologien untersuchen - das sind philosophisch fundierte und systematisch kontrollierte Beschreibungsmodelle für die computergestützte Erfassung und Verarbeitung biomedizinischen Wissens.

Denn ohne den Computer ist heute die Aufbereitung und Verarbeitung so großer Informationsmengen, wie sie in medizinischen und biologischen Forschungsprojekten anfallen, nicht mehr zu bewältigen. Allerdings wurden diese Daten in der Vergangenheit oft so strukturiert, dass sie nur sehr schlecht mit den Ergebnissen anderer Forschungsgebiete verknüpft werden konnten. Wünschenswert wäre aber, wenn man beispielsweise die Diagnosen-Datenbank mit der Arzneimittel-Datenbank verknüpfen könnte. Häufig müssen dafür Forschungsergebnisse aus verschiedenen Quellen und in unterschiedlichen Formaten zusammengeführt werden, was durch die unterschiedlichen Strukturen dieser Daten erschwert wird. Ziel des Projektes ist es, einen einheitlichen Standard zu entwickeln, der die Beschreibung dieses Wissens erleichtert und die Vergleichbarkeit verschiedener Beschreibungen erhöht. Dr. Ludger Jansen, der Leiter des Rostocker Teilprojekt, hat vor einem Jahr gemeinsam mit dem amerikanischen Philosophen Barry Smith das erste Lehrbuch zur Angewandten Ontologie veröffentlicht. Im Rahmen von GoodOD wollen die Rostocker und Freiburger Wissenschaftler jetzt erstmals auch experimentell nachweisen, dass mit philosophisch fundierten Ontologien effizienter gearbeitet werden kann.

Kontakt:
Dr. Ludger Jansen
Institut für Philosophie
Universität Rostock, 18051 Rostock
ludger.jansen@uni-rostock.de
http://www.iph.uni-rostock.de/GoodOD.722.0.html

Literatur:
Ludger Jansen und Barry Smith (Hrsg.)
Biomedizinische Ontologie. Wissen strukturieren für den Informatik-Einsatz
vdf Zürich 2008
ISBN 978-3-7281-3183-6.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution210

Quelle: Universität Rostock, Ingrid Rieck, 04.03.2010

Raute

Medizinische Hochschule Hannover - 04.03.2010

MHH setzt Standard bei Studien mit Blutstammzellen

Bundesweit erste Studie nach dem neuen Arzneimittelgesetz genehmigt

Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) hat für Studien mit Blutstammzellen einen neuen bundesweiten Standard gesetzt. Die zuständige Bundesbehörde, das Paul Ehrlich-Institut in Langen bei Frankfurt, hat die von der MHH-Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie (Direktor: Professor Dr. Christoph Klein) unter der Leitung von PD Dr. Martin Sauer initiierte multizentrische Transplantationsstudie für an akuter myeloischer Leukämie erkrankte Kinder als erste Knochenmarktransplantationsstudie in Deutschland nach dem Arzneimittelgesetz (AMG) genehmigt. Nach der AMG-Novellierung, die im Dezember 2005 in Kraft trat, werden Knochenmarkzellen und periphere Blutstammzellen jetzt wie Arzneimittel von den Behörden beurteilt und Studien auf diesem Gebiet müssen den schärferen Richtlinien des AMG entsprechen. Studieninitiativen waren bisher wegen unklarer Bedingungen zur Umsetzung der neuen gesetzlichen Richtlinien blockiert.

"Diese Verschärfung ist prinzipiell sinnvoll, denn strengere Auflagen sollen die Patientensicherheit in höherem Maße gewährleisten", betont der Hämatologe PD Dr. Martin Sauer. Doch für viele der Forschungseinrichtungen, gerade in der Pädiatrischen Hämatologie, sind die komplizierten Voraussetzungen damit zu einer schwer zu überwindenden Hürde geworden. "Damit drohen Kinder, die zahlenmäßig in der Medizin nur eine Randgruppe darstellen, vom medizinischen Fortschritt ausgeschlossen zu werden. Unser hannoversches Studienprotokoll können nun aber alle klinischen Stammzellforscher kostenlos nutzen", ergänzt PD Dr. Sauer. In dem Protokoll ist jeder Schritt bis ins kleinste Detail vorgezeichnet - von der benötigten Qualität der jeweiligen Knochenmarkspende über die einzelnen Aufbereitungsschritte bis hin zur Applizierung und der Dokumentation.

"In dem Dossier haben wir festgelegt, wann eine Knochenmarkspende zum Empfänger passt, wann welche Begleittherapien genutzt werden und wie die Daten systematisch zu sammeln und auszuwerten sind", sagt er. "Damit haben wir ein Modell auch für andere derartige Studien geschaffen." Selbst in den vier größten deutschen Zentren für pädiatrische Knochenmark-Transplantationen (KMT) waren die Verfahren bislang nicht detailliert abgestimmt. "Wenn aber jedes Behandlungszentrum andere Transplantationsverfahren einsetzt, sind keine aussagekräftigen Studien möglich, da in jedem KMT-Zentrum zu wenige Patienten betreut werden, um mit den Behandlungsergebnissen statistisch stichhaltige Aussagen treffen zu können", betont der Mediziner. In der MHH haben im vergangenen Jahr 42 Kinder eine KMT erhalten. "Doch nur kontrollierte Multicenter-Studien bringen Erkenntnisgewinn hinsichtlich der für diese Patienten sehr belastenden und den öffentlichen Kostenträger extrem teuren Therapiemaßnahmen."

Das umfangreiche Studienprotokoll haben die Forscher der MHH-Kinderklinik nicht im Alleingang entwickelt. Die Expertise für die standardisierte Aufarbeitung der Knochenmarkspenden hat die Firma Cytonet beigesteuert. Bei allen regulatorischen Fragen hat die Hannover Clinical Trial Center GmbH (HCTC), an dem die MHH zu 51 Prozent beteiligt ist, den Forschern unter die Arme gegriffen. "Wir haben zunächst mit dem Paul Ehrlich-Institut geklärt, wie solche Studien ablaufen sollen", erläutert Professor Dr. Heiko von der Leyen, HCTC-Geschäftsführer. Dabei kam dem HCTC die Erfahrung aus zahlreichen anderen Studien zugute, die es bereits betreut hat.

Die jetzt genehmigte Studie untersucht den Stellenwert einer Knochenmarktransplantation bei Kindern mit akuter myeloischer Leukämie (AML). Die AML ist eine bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems, an der Kinder ohne Behandlung innerhalb weniger Wochen sterben. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 100 Mädchen und Jungen neu an AML, etwa 40 Prozent von ihnen erhalten eine Knochenmark-Transplantation als Therapie. Eine weitere Stärke der Studie bestünde darin, betont Dr. Sauer, dass das Transplantationsvorgehen detailliert mit den Behandlungsprotokollen der beginnenden Chemotherapie (AML-BFM 2004, Leitung: Prof Dr. Dirk Reinhardt und Prof. Dr. Ursula Creutzig) abgestimmt sei. Die Forscher erwarten, dass in der drei- bis vierjährigen Forschungsphase bis zu 150 Kinder in die Studie eingeschlossen werden können. Außer der MHH sind die Charité in Berlin sowie Kinderkliniken in Dresden, Düsseldorf, Erlangen, Essen, Freiburg, Gießen, Halle, Hamburg, Jena, Kiel, München, Münster, Tübingen, Ulm, Würzburg, Heidelberg, sowie in Wien, Zürich und Prag beteiligt.

Einer der Gründe, warum bisher niemand sonst ein solches Vorhaben gestartet habe, bestünde unter anderem in den hohen Kosten, die die Erstellung eines solchen Protokolls erfordere, sagt Dr. Sauer. Öffentliche Fördereinrichtungen seien zwar vorhanden, ein Antrag könne aber erst gestellt werden, wenn die Genehmigung des Behandlungskonzeptes durch die zuständige Bundesbehörde vorläge. "Um aber bis dahin zu kommen, entstehen umfangreiche Kosten, die finanziert werden müssten", ergänzt der Forscher. Eine Vorfinanzierung durch den Verein für krebskranke Kinder Hannover e.V. in Höhe von 30.000 Euro machte den Start überhaupt erst möglich. "Dank dieser finanziellen Unterstützung konnten wir diesen Meilenstein in der Kinderkrebs-Forschung setzen. Nur durch die private und gemeinnützige Initiative des hannoverschen Elternvereins konnte ein Behandlungskonzept entwickelt werden, für das mittlerweile Anfragen aus der ganzen Welt in Hannover ankommen", erklärt PD Dr. Sauer.

Weitere Informationen erhalten Sie bei
- PD Dr. Martin Sauer
   sauer.martin@mh-hannover.de
- Professor Dr. Heiko von der Leyen
   vdleyen@clinical-trial-center.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution121

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover, Stefan Zorn, 04.03.20100

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. März 2010