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MELDUNG/084: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 22.03.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Zwei Operationsverfahren im Wettstreit
      Studie ermittelt bestes Operationsverfahren beim Enddarm-Vorfall
→  Uniklinikum Frankfurt startet innovatives Trainingsprogramm für Betreuer von Demenzkranken
→  Zuversicht fördert Genesung nach Herz-OP

Raute

Universitätsmedizin Mannheim - 18.03.2010

Zwei Operationsverfahren im Wettstreit

DFG-geförderte multizentrische Klinische Studie ermittelt bestes Operationsverfahren beim Enddarm-Vorfall

Ein interdisziplinäres Studienteam der Chirurgischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) und des End- und Dickdarm-Zentrums Mannheim (EDZ) hat erfolgreich Fördermittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für die Durchführung der multizentrischen Studie DeloRes eingeworben. Ziel der Studie ist es, die auf lange Sicht erfolgreichste chirurgische Therapie beim Enddarm-Vorfall (Rektumprolaps Grad III) zu identifizieren. Dafür werden zwei unterschiedliche, etablierte Operationsverfahren und deren Erfolg über einen Zeitraum von fünf Jahren in 13 Studienzentren miteinander verglichen. Das Mannheimer Studienteam erhält rund 440.000 Euro für die ersten drei Jahre. Das gesamte Volumen des Antrages umfasst knapp eine Million Euro.

Ein Rektumprolaps Grad III liegt vor, wenn Anteile des Enddarms aus dem After hervortreten. Patienten mit einem fortgeschrittenen Enddarm-Vorfall fühlen sich in ihrem alltäglichen Leben stark eingeschränkt und leiden unter einem erheblichen Verlust an Lebensqualität - bis hin zur sozialen Isolation, bei der die Patienten jeglichen Kontakt zur Umwelt meiden.

Da sich die betroffenen älteren Patienten häufig schämen, über ihre Erkrankung zu reden, bleibt das Leiden oft unerkannt und wird nicht richtig behandelt. Darüber hinaus sind Hausärzte oftmals nicht ausreichend darüber informiert, wo die Patienten Hilfe erhalten können. Dieses Problem greift die DeloRes-Studie auf. Sie bietet Patienten und Ärzten Hilfe durch professionelle Beratung und Behandlung.

Im Rahmen der DeloRes-Studie werden ab Juni 2010 die beiden Operationsverfahren an 13 universitären und nicht-universitären Kliniken in Deutschland und der Schweiz verglichen. Bei der Operation nach Delorme erfolgt der Zugang über den Enddarmausgang, die so genannte Resektionsrektopexie wird minimal-invasiv durch die Bauchdecke ausgeführt.

Die erfolgreiche Einwerbung der Mittel zur Durchführung der DoloRes-Studie durch das Mannheimer Studienteam begründet sich unter anderem in der seit Jahren engen Kooperation der Chirurgen des Mannheimer Universitätsklinikums mit dem End- und Dickdarm-Zentrum Mannheim im klinischen und wissenschaftlichen Bereich. Das Zentrum betreibt seit 1992 eine proktologische Abteilung in und mit der Chirurgischen Universitätsklinik. Jährlich werden hier etwa 2.000 Patienten mit Enddarmleiden behandelt. Weiterhin wichtig für die Durchführung der Studie ist die enge wissenschaftliche Kooperation mit Partnern aus Heidelberg: Professor Dr. Meinhard Kieser (Leiter des Instituts für Medizinische Biometrie und Informatik), Privatdozent Dr. Christoph M. Seiler (Leiter des Studienzentrums der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie) und Dr. Steffen Luntz (Leiter des Koordinierungszentrums Klinische Studien).

Kontakt für Ärzte, Patienten und Angehörige
Dr. Florian Herrle
E-Mail delores@umm.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution400

Quelle: Universitätsmedizin Mannheim, Dr. Eva Maria Wellnitz, 18.03.2010

Raute

Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität / Frankfurt am Main - 18. März 2010

Uniklinikum Frankfurt startet innovatives Trainingsprogramm für Betreuer von Demenzkranken

- Land Hessen fördert Modellvorhaben Frankfurter Altersforscher zur Verbesserung der Kommunikation in der Pflege demenzkranker Menschen

"Der demographische Wandel führt dazu, dass auch Krankheiten wie Demenz immer weiter verbreitet sind. Die Versorgung der erkrankten Menschen stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Sowohl versorgende Angehörige als auch professionell Pflegende sind schwer belastet. Gleichzeitig haben diese Bezugspersonen den größten Einfluss auf die Lebensqualität demenzkranker Menschen, die durch die Folgen der Krankheit deutlich beeinträchtigt werden kann. Daher freue ich mich, dass das Land Hessen das Modellvorhaben zur Verbesserung der Kommunikation mit demenzkranken Menschen mit 296.640 Euro fördert", sagte Jürgen Banzer, Hessischer Minister für Arbeit, Familie und Gesundheit.

Die Forschung der Professur für Gerontopsychiatrie des Klinikums der J.W. Goethe-Universität Frankfurt beschäftigt sich u.a. mit der Frage, wie sich die Versorgung von demenzkranken Menschen verbessern lässt. Mit einem innovativen Trainingsprogramm für Pflegende haben Prof. Dr. Johannes Pantel, Dr. Julia Haberstroh und ihr Team nun eine Antwort gefunden, die vom Hessischen Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit sowie den Verbänden der Pflegekassen gefördert wird. Angehörige und Pflegekräfte werden darin unterstützt, wie sie demenzkranke Menschen besser verstehen, sich untereinander austauschen und unterstützend zusammenarbeiten können. Damit diese Unterstützung nachhaltig im Alltag der ambulanten Pflege und der häuslichen Betreuung ankommen kann, werden in der Versorgungspraxis tätige Personen (z. B. Pflegedienstleitungen von ambulanten Pflegediensten) dazu ausgebildet "Trainingsangebote zur Kommunikation in der Versorgung demenzkranker Menschen (TANDEM)" durchzuführen, an den individuellen Bedarf in der ambulanten Pflege anzupassen und weiterzuentwickeln.

Die ausgebildeten TANDEM-Trainer/innen können in Folge des Projekts Schulungen für Angehörige und Pflegekräfte anbieten sowie bei der Initiierung von Selbsthilfegruppen und kollegialer Beratung unterstützen. Das Projekt startet im März dieses Jahres als dreijähriges Modellprojekt in der kreisfreien Stadt Offenbach sowie in den Landkreisen Limburg-Weilburg, Wetteraukreis und Rheingau-Taunus-Kreis. Langfristig ist geplant, die Trainerausbildung in die Angebote der Fort- und Weiterbildungsinstitute sowie in Auszügen in die Ausbildung zum/r Altenpfleger/in zu integrieren.

Für weitere Informationen:
Prof. Dr. med. Johannes Pantel
Stellvertretender Direktor
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
E-Mail: johannes.pantel@kgu.de

Ricarda Wessinghage
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
E-Mail: ricarda.wessinghage@kgu.de
Internet: www.kgu.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.kgu.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution798

Quelle: Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M., Johannes Eisenberg, 18.03.2010

Raute

Friedrich-Schiller-Universität Jena - 19.03.2010

Zuversicht fördert Genesung nach Herz-OP

- Angst vor der Bypass-OP beeinflusst den Therapieerfolg
- Jenaer Doktorarbeit ausgezeichnet

Jena. Dr. Marianne Großmann erhält den Promotionspreis "Bio-psycho-soziale Medizin" 2009 des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin. Die junge Ärztin, die mittlerweile am Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Jena (UKJ) ihre Facharztausbildung absolviert, wird für ihre Dissertation "Einfluss psychosozialer Belastung auf die Genesung von Bypass-Patienten" ausgezeichnet. Der mit 1000 Euro dotierte Preis wird am 19. März auf dem Deutschen Kongress für Psychosomatik und Psychotherapie in Berlin übergeben.

Eine Herzerkrankung, die operativ behandelt werden muss, ist zweifellos eine Belastung für den Patienten - nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Welchen Einfluss Ängste vor der Operation, Depressionen und mangelnde soziale Unterstützung auf den Erfolg der Operation haben, untersuchte Marianne Großmann in ihrer Doktorarbeit. Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützten Projektes befragte sie dazu 183 Patienten, die an der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie des UKJ operiert wurden.

Erfasst wurden Daten wie die Diagnose vor der Operation, der postoperative Verlauf mit eventuellen Komplikationen und, mittels eines Gehtests, die Mobilität der Patienten. Anhand der Antworten in einem Fragebogen und einem persönlichen Kurzinterview schätzte die Doktorandin die psychosoziale Situation der Patienten ein. Insgesamt viermal - bei der Aufnahme ins Klinikum, vor der Entlassung, drei und sechs Monate danach - sollten die Patienten ihre Situation selbst beurteilen.

"Dabei zeigte sich, dass es bei Patienten mit großer Angst vor der Operation deutlich häufiger zu Komplikationen nach dem Eingriff kam, z.B. zu Wundheilungsstörungen", nennt Marianne Großmann ein wesentliches Ergebnis der Arbeit. Auch ließen sich Zusammenhänge zwischen dem Grad der Erkrankung und der Bewegungseinschränkung vor der Bypass-OP und der psychischen Belastung herstellen. Ein Einfluss der Operationsangst auf die empfundene Schmerzstärke oder den Mobilitätsgrad nach der Operation konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.

"Die Arbeit unterstreicht, wie wichtig psychosomatische und psychotherapeutische Betreuung für Patienten vor und nach großen herzchirurgischen Eingriffen ist", so der Leiter des Forschungsprojektes Prof. Dr. Bernhard Strauß, der die Promotionsarbeit betreute. Das von ihm geleitete Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Jena hat große Erfahrung in der psychosozialen Begleitung von Operationspatienten, vor allem bei herz- und transplantationschirurgischen Eingriffen.

Das Deutsche Kollegium für Psychosomatische Medizin und die Stiftung Psychosomatik und Sozialmedizin in Ascona vergeben ihren Promotionspreis jährlich. Damit würdigen sie herausragende Doktorarbeiten, die sich mit der Untersuchung bio-psycho-sozialer Zusammenhänge bei einem Krankheitsbild beschäftigen und zu anwendungsorientierten Ergebnissen kommen.

Kontakt:
Preisträgerin:
Dr. Marianne Großmann
Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Jena
E-Mail: marianne.grossmann@med.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution23

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Dr. Uta von der Gönna, 19.03.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. März 2010