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MELDUNG/151: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 02.07.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Neuer Bayerischer Forschungsverbund FORLärm: Weniger ist mehr
→  Schavan: "Virtuelles Lebermodell für zielgenaue Medikamente"
      Weltweit einzigartiges Forschungsnetzwerk der Systembiologie gestartet
→  Leukämiestudie - Förderung durch Deutsche Krebshilfe

Raute

Bayerische Forschungsallianz GmbH - 01.07.2010

Neuer Bayerischer Forschungsverbund FORLärm: Weniger ist mehr

In der modernen Industriegesellschaft entwickelt sich die Lärmbelastung durch Straßenverkehr, Industrieanlagen und Haushaltsgeräte mehr und mehr zu einer Plage für die Menschen, die zudem Schwerhörigkeit, Tinnitus, Schlafstörungen und viele andere Erkrankungen zur Folge haben kann. Der neue Bayerische Forschungsverbund FORLärm ("Forschungsverbund zur Lärmminderung von technischen Anlagen") sucht daher nach effizienten Wegen, den Lärm schon an der Quelle zu bekämpfen.

FORLärm hat am 1. Juli 2010 seine Arbeit aufgenommen. Im Verbund arbeiten vier Lehrstühle der Universität Erlangen-Nürnberg und der TU München sowie neun bayerische Industrieunternehmen zusammen. Die Bayerische Forschungsstiftung unterstützt den Verbund mit 1,9 Mio. Euro. Weitere 2,3 Mio. Euro steuern die beteiligten Industriepartner als Eigenleistung bei. Sprecher des auf drei Jahre ausgelegten Forschungsverbunds sind Professor Dr.-Ing. Reinhard Lerch, Inhaber des Lehrstuhls für Sensorik an der Universität Erlangen-Nürnberg, und Dipl.-Ing. Albert Kaltenhauser, Abteilungsleiter der Fahrzeugakustik bei der BMW AG.

Physikalische Grundlagen für Computersimulationen

"Ziel dieses neuen Forschungsverbunds ist es, die analytischen, numerischen und experimentellen Grundlagen für eine Lärmreduktion in technischen Prozessen weiterzuentwickeln und anzuwenden. Es gilt, Werkzeuge und Methoden bereitzustellen, mit denen sich die Lärmentstehung so beeinflussen lässt, dass für das menschliche Gehör eine deutlich spürbare Lärmminderung erreicht wird", so Lerch. Neben der messtechnischen Erfassung von Lärm wird dabei auch das subjektive Geräuschempfinden des Menschen berücksichtigt, um besonders störende Geräuschkomponenten gezielt zu reduzieren. Die für die Schallentstehung verantwortlichen physikalischen Effekte detailliert zu untersuchen, um sie anschließend in einem Computermodell abbilden zu können, ist eine der Kernaufgaben von FORLärm. Damit lassen sich vorhandene Anlagen effektiv weiterentwickeln und insbesondere die Entwicklungszeiten neuer Produkte deutlich verkürzen, da Simulationen am Computer das bislang übliche "Herumprobieren" an Prototypen ersetzen.

Weniger Lärm vom Staubsauger bis zum Helikopter

In modernen Niedrigenergiehäusern sind Lüftungsanlagen mit Wärmetauschern und hocheffizienten Heizungen für eine hohe Energieeffizienz unerlässlich. Diese Technik erzeugt jedoch Lärm und emittiert ihn in den Wohnbereich. Dieser Lärm ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch zu Schlafstörungen führen. Ziel des Projekts ist es daher, die Lärmemission solcher Lüftungs- und Heizungsanlagen in einem ganzheitlichen Ansatz zu verringern.

Lüfter und Ventilatoren, z.B. in PCs, Staubsaugern oder Klimaanlagen, sind allgegenwärtig und tragen zur gesamten alltäglichen Lärmbelastung bei. Bereits beim Entwurf neuer Geräte können die beschriebenen neuen Simulationsverfahren die Schallemissionen zukünftig voraussagen. Dies wird Herstellern helfen, die Entwicklung leiser Produkte zu beschleunigen.

Anwohner von Flughäfen oder Unfallkrankenhäusern beklagen sich oft über den durch Helikopter verursachten Lärm. Die Lärmbelastung ist hier oft größer als bei Flugzeugen, da Helikopter besonders tief fliegen können. Entgegen üblichen Erwartungen spielt hier nicht nur der Hauptrotor des Helikopters eine Rolle. Psychoakustische Untersuchungen haben gezeigt, dass der durch den Heckrotor verursachte Lärmanteil als besonders störend empfunden wird. An diesem Punkt wird FORLärm ansetzen, um gezielt den Anteil des Heckrotors an der gesamten Lärmemission zu verringern.

Der Straßenverkehr stellt eine noch häufigere Lärmquelle als der Flugverkehr dar. Leider können die Automobilhersteller die Akustik neuer Fahrzeugmodelle erst am fertigen Prototyp vermessen. In diesem späten Stadium des Entwicklungsprozesses bleibt für Maßnahmen zur Lärmminderung nur wenig Zeit, und diese sind zudem kostspielig. Ziel dieses Forschungsprojekts ist daher die Weiterentwicklung von Simulationsmodellen und der Aufbau einer großen experimentellen Datenbasis, mit deren Hilfe sich Schallemissionen eines Fahrzeugs schon am virtuellen Modell zuverlässig berechnen lassen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Optimierung der Fahrgastzellenakustik, um für die Passagiere ein möglichst angenehmes Fahrgeräusch zu erreichen.

Gerade in Großstädten finden sich elektrische Leistungstransformatoren aufgrund des hohen Stromverbrauchs immer häufiger in der Nähe von Wohngebieten. Diese Transformatoren belasten die Anwohner rund um die Uhr durch ihren Brummton. Grund dafür ist der Transformatorkern, den das Magnetfeld zu Schwingungen anregt. Abhilfe sollen die Erforschung der Materialeigenschaften der verwendeten Kernbleche schaffen sowie auch die Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Magnetik und Mechanik. Ziel ist es, Vorhersagen über den entstehenden Lärmpegel treffen zu können und neue Materialien zu entwickeln, welche die Schwingungen im Transformatorenkern und damit die Geräuschemission reduzieren.

Weitere Informationen zu FORLärm
finden Sie in Kürze unter:
www.bayfor.org/forlaerm

Kontakt FORLärm:
Prof. Dr.-Ing. Reinhard Lerch
Sprecher FORLärm
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Lehrstuhl für Sensorik (LSE)
Paul-Gordan-Str. 3/5, 91052 Erlangen
reinhard.lerch@lse.eei.uni-erlangen.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.bayfor.org/forlaerm

Zu den Bayerischen Forschungsverbünden

FORLärm ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Forschungsverbünde, abayfor, die seitens der Bayerischen Forschungsallianz (BayFOR) in einem eigenen Geschäftsbereich betreut wird. Die BayFOR setzt sich als gemeinnützige Gesellschaft für die Förderung des Wissenschafts- und Innovationsstandortes Bayern im Forschungsraum Europa ein. In Bayerischen Forschungsverbünden arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Hochschulen und zum Teil auch aus Unternehmen interdisziplinär zusammen, um komplexe Fragestellungen in zukunftsrelevanten Bereichen zu beantworten. Durch die Kooperation im Verbund wird eine Bündelung und 0Vernetzung der bayernweit bestehenden Kompetenzen erreicht.
Weitere Informationen zu den Bayerischen Forschungsverbünden finden Sie unter
www.bayfor.org/forschungsverbuende

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution282

Quelle: Bayerische Forschungsallianz GmbH, Emmanuelle Rouard, 01.07.2010

Raute

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) - 01.07.2010

Schavan: "Virtuelles Lebermodell für zielgenaue Medikamente"

Weltweit einzigartiges Forschungsnetzwerk der Systembiologie gestartet

Die Leber ist eine komplizierte biochemische Fabrik. Sie baut täglich über 10.000 Substanzen um oder ab. Um diese Prozesse genau zu verstehen und für den Fall einer Erkrankung passgenaue Medikamente entwickeln zu können, wollen Forscher ein virtuelles Modell der Leber erstellen. Damit soll weltweit erstmals ein komplettes Organ des Menschen in einem Computermodell abgebildet werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wird dem Deutschen Netzwerk Systembiologie der Leber dafür in den kommenden fünf Jahren rund 43 Millionen Euro zur Verfügung stellen.

"Deutschland hat in der medizinischen Systembiologie international eine Spitzenposition. Mit diesem einzigartigen Netzwerk eröffnen die Forscher neue Perspektiven für die Medizin", kommentierte Bundesforschungsministerin Annette Schavan das ehrgeizige Vorhaben. Der noch junge Wissenschaftszweig der Systembiologie erforscht biologische Prozesse in ihrer Gesamtheit: von der Funktion einzelner Moleküle bis zum Zusammenspiel verschiedener Zellen und schließlich der Organe im Körper. Dazu werden Methoden der Molekularbiologie mit Wissen und Technologien aus Mathematik, Informatik, Chemie, Physik und Systemwissenschaften verknüpft.

Das interdisziplinäre Netzwerk Systembiologie der Leber besteht derzeit aus 70 Arbeitsgruppen in 41 Institutionen aus Wissenschaft und Wirtschaft. Mithilfe der Computersimulationen wollen sie die Funktionsweise der Leber und ihre Krankheitsmechanismen besser verstehen und vorausberechnen, wie sich Arzneistoffe im Organ verteilen, wo sie angreifen und wie schnell sie abgebaut werden. Das kann langwierige Experimente ersetzen und helfen, Medikamente gezielter zu entwickeln und sie für jeden Patienten passgenau zu dosieren. So sollen die Wirkung optimiert und Nebenwirkungen minimiert werden. "Die Systembiologie kann den Transfer aus der Forschung zum Patienten beschleunigen und in der Medikamentenentwicklung auch Kosten sparen. Sie ist deshalb Schlüsseltechnologie und Innovationsmotor für eine zukünftige individualisierte Medizin", betonte Ministerin Schavan.

Die Forscher können ihre Arbeit an der virtuellen Leber auf die vielversprechenden Ergebnisse des Vorgängerprojekts HepatoSys aufbauen, das seit 2004 mit Unterstützung des BMBF die zellulären Prozesse der Leber erforscht hat. Nun werden die Vorgänge in ganzen Zellverbünden bis hin zum gesamten Organ untersucht.

Weiter Informationen
zu dem Projekt "HepatoSys" finden Sie unter:
http://www.hepatosys.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution328

Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Silvia von Einsiedel, 01.07.2010

Raute

Universität Leipzig - 30.06.2010

Leukämiestudie - Förderung durch Deutsche Krebshilfe

Eine Leipziger Studie zur Stammzelltransplantation bei Leukämieerkrankung, die neue Transplantationsverfahren mit der medikamentösen Therapie vergleicht, wird europaweit ausgedehnt. Die Deutsche Krebshilfe finanziert die Untersuchungen mit mehr als einer Million Euro.

In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Fortschritte im Bereich der Leukämieentstehung, Diagnostik und Behandlung sowohl bei jüngeren, aber vor allem bei älteren Patienten erzielt. Während bis vor wenigen Jahren ältere Patienten nur eine kleine Überlebenschance hatten, können heute viele Patienten auf eine Heilung hoffen. Nicht nur neue Medikamente sondern auch neue Transplantationsverfahren spielen hier eine Schlüsselrolle. "Leipzig hat dabei weltweit eine entscheidende Rolle gespielt und wird sie nun ausbauen", freut sich Prof. Dietger Niederwieser, Leiter der Abteilung für Hämatologie und Internistische Onkologie. "Nicht umsonst wird die Studie unter Fachleuten als Meilenstein angesehen."

Erfahrungen an kleineren Patientenzahlen haben in Leipzig bereits sehr erfolgversprechende Resultate hervorgebracht, deshalb werden nun Studiengruppen aus der Schweiz, Holland, Frankreich und Spanien Vergleiche zwischen der Leipziger Transplantationsmethode und der Chemotherapie anstellen. Die Untersuchungen werden von Leipzig aus koordiniert, das Zentrum für klinische Studien (ZKS Leipzig) wird die Studie überwachen und auswerten.

Den beteiligten Patienten werden besondere Qualitätsmerkmale geboten, indem die Ergebnisse zentral evaluiert und in Bezug auf ihre Güte kontrolliert werden. Weltweit handelt es sich um die erste Vergleichsstudie dieser Art, zudem erstmals mit Patienten über 60 Jahre. Die Erkenntnisse hieraus werden helfen, die Behandlung der akuten Leukämie wesentlich zu verbessern und die Sicherheit der Patienten zu erhöhen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dietger Niederwieser
E-Mail: haematologie@medizin.uni-leipzig.de
www.uni-leipzig.de/~haemonko

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution232

Quelle: Universität Leipzig, Dr. Bärbel Adams, 30.06.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2010