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MELDUNG/279: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 27.01.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Mediziner und Naturwissenschaftler prüfen Auswirkungen der neuen EU-Richtlinie
      auf die Herstellung und Anwendung von Zell- und Gentherapeutika.
→  Neuer Stiftungsprofessor will Management im Gesundheitswesen verbessern

Raute

Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität / Frankfurt am Main - 26. Januar 2011

Mediziner und Naturwissenschaftler prüfen EU-Richtlinie

Frankfurter Wissenschaftlerin ist Mitglied eines von der Europäischen Kommission geförderten Konsortiums.

Eine neue EU-Richtlinie könnte die Patientenversorgung mit neu entwickelten Therapeutika gefährden. Ein internationales Konsortium mit Beteiligung von Priv.-Doz. Dr. Ulrike Köhl, Klinik II/III Pädiatrische Hämatologie und Onkologie am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums der J.W. Goethe-Universität, untersucht die Auswirkungen der neuen EU-Richtlinie auf die Herstellung und Anwendung von Zell- und Gentherapeutika. Innerhalb des Konsortiums leitet Dr. Ulrike Köhl zusammen mit Dr. Stefan Scheding (Schweden) internationale Workshops zur "Herstellung und Qualitätskontrolle von Zelltherapeutika".

Für die Behandlung von fortgeschrittenen Krebserkrankungen, Immundefekten sowie schweren Gewebe- und Organschädigungen werden so genannte Advanced Therapy Medicinal Products (ATMPs) eingesetzt. ATMPs sind neuartige Therapieformen wie Gentherapie-Arzneimittel, Zell- und Gewebepräparationen sowie Kombinationsprodukte. Die Herstellung von ATMPs verlangt die Einhaltung von Good Manufacturing Practice (GMP), also Kriterien einer guten Herstellungspraxis. Dies ist an der Universitätskinderklinik gewährleistet durch die Bereitstellung einer hochmodernen GMP-Anlage in den Reinräumen des Blutspendedienstes (BSD) Hessen und die enge Kooperation der Arbeitsgruppe von Dr. Köhl und Kollegen des BSD in den Reinräumen. Die Entwicklung neuer Therapieformen verlangt eine enge Verknüpfung von Forschung und klinischer Anwendung. ATMPs werden deshalb nicht nur in Frankfurt, sondern auch an anderen universitären Einrichtungen erfolgreich hergestellt. Die neue EU-Richtlinie (EC) 1394/2007 könnte die klinische Forschung für solche Therapeutika gefährden und die Herstellung der Therapieformen in universitären Einrichtungen gegenüber der industriellen Produktion benachteiligen, da nach Einschätzung des Konsortiums die universitären Einrichtungen nicht im Fokus der neuen Europäischen Gesetzgebung für komlpexe Arneimittel stehen.

Das Konsortium hat den Auftrag, die Auswirkung dieser Richtlinie auf die Patientenversorgung zu untersuchen. Ziel ist es, eine Plattform für akademische GMP-Einrichtungen in Europa zu schaffen. Bis zum Ende der Überarbeitungsfrist der Richtlinie 2012, wird das Konsortium eine Umfrage an wissenschaftlichen Einrichtungen durchführen, auswerten und anschließend eine fachliche Bewertung abgeben, um zur Verbesserung der Gesetze für die betroffenen Einrichtungen beizutragen.

Für weitere Informationen:

Priv.-Doz. Dr. Ulrike Köhl
Labor für Stammzelltransplantation und Immuntherapien
Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Klinik II/III
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
E-Mail Ulrike.Koehl@kgu.de

Ricarda Wessinghage
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
E-Mail ricarda.wessinghage@kgu.de
Internet www.kgu.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.kgu.de

Über das Klinikum der J.W. Goethe-Universität
Das Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main, gegründet im Jahr 1914, zählt zu den führenden Hochschulkliniken Deutschlands. Es bietet seinen Patientinnen und Patienten eine bestmögliche medizinische Versorgung in 25 Fachkliniken. Der enge Bezug zur Wissenschaft - Klinikum und Fachbereich Medizin betreiben zusammen 25 Forschungsinstitute - sichert den Patientinnen und Patienten eine zeitnahe Umsetzung neuer Erkenntnisse in die therapeutische Praxis. 1.169 Betten stehen zur Verfügung. Zahlreiche Institute widmen sich medizinisch-wissenschaftlichen Spezialleistungen. Jährlich werden 47.200 stationäre und 220.000 ambulante Patienten betreut. Besondere interdisziplinäre Kompetenz besitzt das Universitätsklinikum unter anderem auf den Gebieten der Neurowissenschaften, Onkologie und kardiovaskulären Medizin. Auch als Standort für Organ- und Knochenmarktransplantationen, Dialyse sowie der Herzchirurgie nimmt es besondere Aufgaben der überregionalen medizinischen Versorgung wahr. Neben der Herzchirurgie besteht beim Versorgungsauftrag nach dem Hessischen Krankenhausgesetz auch in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, der Dermatologie und der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein Alleinstellungsmerkmal für die Region Frankfurt-Offenbach. 4.055 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um die Patientinnen und Patienten.
Weitere Informationen
über das Klinikum der J.W. Goethe-Universität finden Sie unter
www.kgu.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution798

Quelle: Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M., Johannes Eisenberg, 26.01.2011

Raute

Universität des Saarlandes - 26.01.2011

Neuer Stiftungsprofessor will Management im Gesundheitswesen verbessern

Wie können Krankenhäuser eine medizinische Versorgung auf hohem Niveau anbieten und dennoch wirtschaftlich arbeiten? Lässt sich die Qualität steigern, wenn Patienten ihre ärztliche Behandlung öffentlich beurteilen? Und welche Formen der medizinischen Versorgung benötigt unsere alternde Gesellschaft? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Martin Dietrich, den Minister Dr. Christoph Hartmann heute zum Stiftungsprofessor für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt "Management des Gesundheitswesens" an der Saar-Uni ernannt hat. Die Professur wird für fünf Jahre im Wesentlichen von der Merziger Kohl-Gruppe finanziert. Auch der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft ist beteiligt.

Wissenschaftsminister Dr. Christoph Hartmann setzt hohe Erwartungen in den neuen Forschungsschwerpunkt der Saar-Uni: "Der Gesundheitssektor ist eine Wachstumsbranche, nicht nur im Saarland. Deshalb freue ich mich, dass wir Professor Dietrich für die Universität des Saarlandes gewinnen konnten. Seine Forschung und Lehre im Bereich des Gesundheitsmanagements ist von großer Bedeutung für künftige Branchenspezialisten. Bei dieser Stiftungsprofessur greifen Wirtschaft und Wissenschaft sehr gut ineinander." Der Unternehmer Edwin Kohl sieht als einer der Stifter der neuen Professur noch viel Forschungsbedarf. "Wir stehen vor der großen Herausforderung, unser Gesundheitswesen auch in Zukunft bezahlbar zu halten. Insbesondere die mittelständische Gesundheitswirtschaft entwickelt innovative Produkte, Strukturen und Versorgungsprozesse. Die Wissenschaft kann hier wichtige Erkenntnisse liefern, welche möglichen Auswirkungen ein neuer Versorgungsansatz für unser Gesundheitswesen hat. Damit wird Management im Gesundheitswesen zum Gewinn für uns alle", begründete Edwin Kohl, Inhaber der kohl -Gruppe, sein Engagement.

Universitätspräsident Volker Linneweber sieht die Stiftungsprofessur als Anfang für weitere Aktivitäten auf dem Gebiet des Gesundheitsmanagements. "Wir wollen die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Wirtschaftswissenschaften auf dem Campus in Saarbrücken und der Medizin in Homburg stärken und mittelfristig ein interdisziplinäres Studienprogramm im Bereich Gesundheitsmanagement anbieten", sagte Linneweber anlässlich der Ernennung des Stiftungs-Professors. Martin Dietrich beschäftigt sich vor allem damit, wie sich das Management von Gesundheitsorganisationen auf das sich wandelnde gesellschaftliche Verständnis von Gesundheit und Gesundheitsversorgung am besten einstellen kann. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist die Kommunikation von Qualitätsinformationen.

"Patienten sind daran gewöhnt, sich über das Internet zu informieren und auch Urteile über bestimmte Leistungen abzugeben. Sie sehen sich aber insgesamt einer Vielzahl von Informationen über die Qualität von medizinischen Angeboten ausgesetzt", nennt der 39-jährige Wissenschaftler als eine der Herausforderungen für das Gesundheits-Management. Er untersucht daher, wie diese Informationen tatsächlich in Entscheidungen einfließen und wie dadurch mehr Leistungswettbewerb unter den Anbietern entsteht. Der neue Stiftungsprofessor erhielt seine wissenschaftliche Ausbildung an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Dort studierte Martin Dietrich Wirtschaftswissenschaften und promovierte auf dem Gebiet des Gesundheitsmanagements. Seine Doktorarbeit wurde mit dem Friedrich-August-von-Hayek-Preis ausgezeichnet, mit dem die Universität Freiburg die besten Dissertationen in den Wirtschaftswissenschaften prämiert. An der Universität des Saarlandes wird Martin Dietrich unter anderem neue Wege der Gesundheitsversorgung erforschen und sich dabei dem Management neuer Dienstleistungstechnologien widmen. Dies soll zum Beispiel Senioren ermöglichen, länger in ihrem häuslichen Umfeld zu leben.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution8

Quelle: Universität des Saarlandes, Friederike Meyer zu Tittingdorf, 26.01.2011

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Januar 2011