Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/306: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 10.03.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Antikörperbedingte Herzkreislauferkrankungen im Fokus - ZIK HIKE Greifswald
→  Universität Regensburg
      Elite-Studiengang "Experimental and Clinical Neurosciences" wird fortgeführt
→  Forschungsvorhaben soll Beteiligung älterer Patienten an klinischen Studien verbessern


*


Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald - 09.03.2011

Antikörperbedingte Herzkreislauferkrankungen im Fokus

ZIK HIKE Greifswald

Das interfakultäre Zentrum für Innovationskompetenz - Humorale Immunreaktionen bei kardiovaskulären Erkrankungen (ZIK HIKE) an der Universität Greifswald übernimmt heute (9. März 2011) neue Räume. Dafür wurden Teile einer ehemaligen Klinik zu wissenschaftlichen Laboratorien umgebaut.

Die Wissenschaftler des ZIK HIKE untersuchen grundlegende Mechanismen antikörperbedingter Herzkreislauferkrankungen mit modernsten Methoden der Immunologie und Nanotechnologie. ZIK HIKE ist ein neues interfakultäres und interdisziplinäres Zentrum der Universitätsmedizin und der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Greifswald. Es wird im Rahmen von Unternehmen Region, der BMBF-Innovationsinitiative Neue Länder, fünf Jahre lang mit insgesamt 13,2 Millionen Euro maßgeblich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

In den vergangenen Monaten wurden Behandlungsräume in der ehemaligen Hautklinik der Universitätsmedizin umgebaut und mit moderner technischer Infrastruktur ausgerüstet. Anschließend konnten hochmoderne Großgeräte für die wissenschaftliche Arbeit installiert werden. Dazu gehören unter anderem Rasterelektronenmikroskope, die mit Fluoreszenzmikroskopen gekoppelt sind. Mit Hilfe dieser Technik können Nanostrukturen an lebenden Zellen und Proteinen untersucht und ähnlich wie bei topografischen Karten sichtbar gemacht werden. Auch Kräfte, die zwischen Biomolekülen wirken, können mit diesen Untersuchungsverfahren gemessen werden. Außerdem ist es möglich mit dem aus der Computertechnologie bereits bekannten Verfahren der Nanolithografie Eiweißmoleküle in kleinsten, vorbestimmten Abständen anzuordnen. Regelmäßige Anordnungen von Proteinen finden sich in der Natur zum Beispiel auf Viren in Form von Hüllproteinen.

Im ZIK HIKE interessieren sich die Wissenschaftler vor allem für biologische Nanostrukturen, die in Wechselwirkung mit dem Immunsystem stehen. So sollen Immunreaktionen, die schwere Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems auslösen, entschlüsselt werden. Im Fokus stehen dabei vor allem Antikörper, die sich gegen körpereigene Strukturen (Autoantikörper) richten. Solche Antikörper können beispielsweise Herzmuskelschwäche hervorrufen oder zu unerwünschten Wirkungen beim Einsatz gentechnologisch hergestellter Medikamente führen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. In den vergangenen Jahren haben die Arbeitsgruppen des Instituts für Immunologie und Transfusionsmedizin (Immunhämatologie) und der Klinik für Innere Medizin B (Kardiologie) an der Universität Greifswald ihre Forschungsaktivitäten gebündelt und an gemeinsamen Forschungsprojekten zu Autoimmunreaktionen bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen gearbeitet. Das ZIK HIKE will die Entstehung und die Strukturen solcher Reaktionen bis hin zur Molekülebene erforschen. Dabei müssen Techniken eingesetzt werden, die bislang in der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung und dort spezielle in der Physik genutzt werden. ZI HIKE ist somit zu einem Projekt geworden, das gemeinsam von Forschern der Universitätsmedizin und Pharmazie und Biophysik der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät getragen wird.

Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Dr. Hans-Peter Müller
Geschäftsführung ZIK HIKE
Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin
Fleischmannstraße 42 - 44, 17475 Greifswald
muellerh@uni-greifswald.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hike-autoimmunity.de
(ZIK HIKE)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution65

Quelle: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Jan Meßerschmidt, 09.03.2011


*


Universität Regensburg - 09.03.2011

Elite-Studiengang "Experimental and Clinical Neurosciences" wird fortgeführt

- Positive Begutachtung durch das Elite-Netzwerk Bayern
- Gesamtförderung in Höhe von 2,8 Millionen Euro

An der Universität Regensburg wurde 2006 der Elite-Masterstudiengang "Experimental and Clinical Neurosciences" eingerichtet. Der Studiengang ist Teil des Elite-Netzwerks Bayern (ENB) und wird von der Universität Regensburg (Sprecherhochschule) koordiniert. Von der Internationalen Expertenkommission, die das ENB inhaltlich und programmatisch begleitet, wurde der Studiengang vor kurzem positiv begutachtet. Im Rahmen der Begutachtung erhielt der Studiengang höchste Noten für die Lehrqualität, die Internationalisierung und die Interdisziplinarität. Auf dieser Grundlage wird das gesamte Programm für weitere fünf Jahre unter der Leitung von Prof. Dr. Inga Neumann vom Institut für Zoologie bis 2016 fortgeführt und durch das ENB und anteilsweise durch die Universität Regensburg mit einer Gesamtsumme von 2,8 Millionen Euro finanziell gefördert. Die offizielle Bewilligung durch das ENB erfolgte vor wenigen Tagen.

Der Studiengang legt seinen Fokus auf den Grenzbereich zwischen experimentellen und klinischen Neurowissenschaften. Derzeit nehmen nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren Bachelorabsolventinnen und -absolventen der Fächer Biologie, Biochemie, Psychologie, Biotechnologie und Medizin am Programm teil. Der Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung von theoretischen und praktischen Kenntnissen der molekularen, zellulären, klinischen und genetischen Grundlagen der Neurowissenschaften. So kann ein Biologe in der psychiatrischen oder der neurologischen Forschung tätig werden und ein Psychologe kann in einem molekularbiologischen Labor den Umgang mit der Pipette erlernen. Das Programm hat einen dichten Lehrplan und ist auf ein zügiges Studium ausgelegt. Nach einem Jahr müssen die Studierenden alle Leistungspunkte gesammelt haben, um im dritten Semester ihre Master-Arbeit in einem von ihnen und dem hiesigen Mentor ausgewählten Labor zu schreiben. Ein Master-Abschluss ist somit schon nach insgesamt drei Semestern möglich.

Ziel des Elitestudiengangs ist eine Ausbildung auf höchstem Niveau, die fachübergreifend, hoch spezialisiert und international ausgerichtet ist. Etwa 50 % der Studierenden kommen aus dem Ausland. Entsprechend finden alle Lehrveranstaltungen auf Englisch statt. Aufgrund der finanziellen Unterstützung durch das ENB kann die Universität Regensburg den Studierenden zudem die Gelegenheit bieten, ein Praktikum in einem Labor im Ausland zu absolvieren oder dort die Master-Arbeit zu schreiben. Auch Wochenend-Seminare, Softskill-Programme des ENB und der Besuch von internationalen Kongressen gehören zum Ausbildungsprogramm. Neben der fachlichen Kompetenz steht somit die Entwicklung von Persönlichkeiten im Vordergrund, die ihre wissenschaftlichen Ergebnisse mündlich und schriftlich in englischer Sprache präsentieren können, die für aktuelle ethische Probleme der Biomedizin sensibilisiert sind und später mit Führungsaufgaben betraut werden können.

Die am Studiengang beteiligten Professorinnen und Professoren bieten ihre Veranstaltungen im Rahmen des Programms zusätzlich zu ihren regulären Lehrverpflichtungen an.

Weiterführende Informationen
zum Studiengang "Experimental and Clinical Neurosciences" unter:
http://www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/nat_Fak_III/Zoologie/Elite/

Elite-Studiengänge im Elite-Netzwerk Bayern:
Herausragende Abiturientinnen und Abiturienten, Studierende und Graduierte stehen immer wieder vor den Fragen: Wo soll ich studieren? Wo kann ich forschen und mich weiterqualifizieren? Und wo finde ich die für mich besten Bedingungen? Deshalb wurde 2002/2003 das Elite-Netzwerk Bayern eingerichtet, um besonders begabte Studierende und Nachwuchswissenschaftler an bayerischen Hochschulen zu fördern. Dazu stehen Interessierten vier aufeinander abgestimmte Programme zur Verfügung: Forschungsstipendien, Internationale Doktoranden-Kollegs, das Max Weber-Programm Bayern und Elitestudiengänge. Elitestudiengänge sind grundsätzlich als Masterstudiengänge im Anschluss an einen mit sehr gutem Erfolg absolvierten Bachelorstudiengang angelegt. Sie sind Zusatzangebote zu bestehenden Studiengängen und erweitern das Gesamtangebot der Hochschulen. Die Neurowissenschaften stellen dabei eine der Zukunftsdisziplinen im Elite-Netzwerk Bayern dar.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution87

Quelle: Universität Regensburg, Alexander Schlaak, 09.03.2011


*


Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg - 09.03.2011

Forschungsvorhaben soll Beteiligung älterer Patienten an klinischen Studien verbessern

Ein Forschungsvorhaben an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittebberg soll Beteiligung älterer Patienten an klinischen Studien verbessern. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit 500.000 Euro.

Das Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS) der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität erhält eine Förderung in Höhe von 500.000 Euro von der Deutschen Krebshilfe. Im Rahmen eines Forschungsprojektes sollen Kriterien für die Verbesserung der Aussagekraft von klinischen Studien - und damit der späteren klinischen Anwendung - durch den Einschluss älterer Patienten erarbeitet werden. Damit, so dessen Geschäftsführer Dr. Jörg Steighardt, sei es erstmals gelungen, Mittel dieser Größenordnung in ein vom KKS initiiertes Projekt einzuwerben.

Ältere Patienten weisen im Vergleich zu jüngeren Patienten häufiger Begleiterkrankungen auf und erfüllen dadurch in Deutschland oft nicht die eng gefassten Einschlusskriterien für klinische Studien. Deshalb entspricht die Altersverteilung der Patienten in klinischen Prüfungen häufig nicht der Altersverteilung von Tumorpatienten in der medizinischen Versorgung. Somit lassen sich die in klinischen Studien gewonnenen Erkenntnisse nicht oder nur eingeschränkt auf ältere Patienten übertragen. "Ziel ist es, Möglichkeiten und Wege aufzuzeigen, unter welchen Bedingungen ältere Patienten verstärkt in klinische Studien eingeschlossen werden können", sagt Dr. Annette Krummenerl, die das Forschungsprojekt am KKS koordiniert.

Das Projekt trägt den Titel: "Entscheidungsfindung zur Teilnahme älterer Patienten mit lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom an klinischen Studien - Prätherapeutisches und Postoperatives geriatrisches Assessment, Studienmotivation bei Prüfärzten und Patienten". Der Kurztitel lautet "AMOTE - Assessment and MOTivation of the Elderly". Dabei kooperiert das KKS Halle mit dem Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik der Medizinischen Fakultät (Prof. Dr. Haerting), der bundesweiten Arbeitsgruppe "Geriatrische Onkologie" innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO, PD Dr. Wedding) und der Studienleitung der PETACC-6-Studie (Prof. Dr. Schmoll, Klinik für Innere Medizin IV, Martin-Luther-Universität).

Es handelt sich um ein aus zwei Teilen bestehendes Begleitforschungsprojekt zur PETACC-6-Studie zum lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinom. Einerseits geht es um die Beurteilung des Einflusses der Begleitfaktoren und -erkrankungen auf die Therapie und damit letztlich auf das Überleben von Patienten über 70 Jahren mit fortgeschrittenem Rektumkarzinom. Dabei sollen sowohl die Daten von Patienten im Rahmen der PETACC-6-Studie als auch von Patienten ohne Studienteilnahme analysiert werden.

Zum anderen soll mittels Telefon- und Onlinebefragungen unter dem Prüfpersonal (welches die PETACC-6-Studie durchführt) und den Patienten geklärt werden, welche Gründe gegen den Einschluss von älteren Patienten in klinische Studien vorgebracht werden beziehungsweise welche Ursachen zum Abbruch der Studienteilnahme führen. Die Daten werden altersbezogen erfasst und miteinander verglichen, um Erkenntnisse für die Planung zukünftiger Studien zu gewinnen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution167

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Jens Müller M.A.,


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. März 2011